Weihnachten: Warum wir schenken, was oft schiefläuft und was wirklich zählt

Markt / 19.12.2025 • 10:35 Uhr
Weihnachten: Warum wir schenken, was oft schiefläuft und was wirklich zählt
Fehr Advice

Gerhard Fehr über die verhaltensökonomischen Aspekte, Erwartungshaltungen und Fehler.

Warum schenken wir überhaupt – und macht es uns wirklich glücklicher?

Schenken ist ein soziales Signal. Es drückt Zuneigung, Zugehörigkeit und Wertschätzung aus. Aus verhaltensökonomischer Sicht steckt darin oft auch Altruismus – Menschen möchten anderen eine Freude machen, ganz ohne direkten Nutzen. Studien zeigen: Wer schenkt, erlebt häufig mehr Freude als der oder die Beschenkte. Die emotionale Belohnung entsteht, weil das Geben soziale Bindung stärkt. Doch Schenken erfüllt nicht nur individuelle Bedürfnisse – es stabilisiert auch Beziehungen und Gruppen. Deshalb spielt es gerade zu Weihnachten eine zentrale Rolle: Es schafft Verbindung in einer Zeit, in der Gemeinschaft besonders zählt.

Warum enttäuschen uns viele Geschenke – und was wäre sinnvoller?

Erwartungen spielen eine zentrale Rolle. Viele Menschen hoffen auf “das perfekte Geschenk” – etwas, das sie berührt, überrascht oder bestätigt. Doch Schenken ist komplex: Was dem einen gefällt, wirkt beim anderen beliebig. Rund 40 Prozent der Geschenke landen ungenutzt in einer Ecke – oder werden gleich umgetauscht. Der häufigste Fehler: Wir projizieren unsere eigenen Vorstellungen auf andere. Besser wäre es, über die Botschaft nachzudenken: “Ich habe mich mit dir beschäftigt.” Wer das ernst nimmt, trifft oft besser – auch mit kleinen Dingen. Studien zeigen: Persönlicher Bezug zählt mehr als Preis oder Größe.

Was wäre ein gutes Geschenk – aus verhaltensökonomischer Sicht?

Gute Geschenke erzeugen nicht nur kurzfristige Freude, sondern stiften Bedeutung. Aus Sicht der Verhaltensökonomie zählen dabei nicht der materielle Wert oder der praktische Nutzen – sondern die Signalwirkung: “Ich habe an dich gedacht.” Studien zeigen, dass personalisierte, emotionale oder gemeinsam erlebte Geschenke nachhaltiger wirken als teure Dinge. Zeit, Aufmerksamkeit oder eine kleine Geste mit persönlichem Bezug übertreffen oft jedes Standardpaket. Wer schenken will, sollte nicht fragen: “Was braucht jemand?”, sondern: “Was zeigt, dass ich ihn oder sie wirklich sehe?” Das ist oft einfacher – und wirkungsvoller – als man denkt.