“Ich urteile nie über meine Figuren”

Menschen / 30.10.2019 • 22:31 Uhr

Schauspieler Jeremy Irons über seine Rollen, seinen neuen Film und übers Älterwerden.

New york Jeremy Irons (71) hat viele komplizierte Männer gespielt. In der HBO-Serie „Watchmen“ spielt er Adrian „Ozymandias“ Veidt, den klügsten Mann der Welt, der im Comic von Alan Moore Millionen von Menschen opferte, um Milliarden zu retten.

 

Herr Irons, in der Neuadaption von „Watchmen“ spielen Sie den klügsten Mann der Welt. Wie bereitet man sich denn auf so etwas vor?

Irons Das kann man nicht!

 

Wenn man sich die ersten Folgen ansieht, dann wirkt es so, als hätten Sie eine Menge Spaß beim Dreh gehabt.

Irons Es hat riesigen Spaß gemacht, ihn zu spielen, weil er voller rätselhafter Eigenschaften ist. Er ist sehr bizarr. Je älter ich werde, desto wichtiger finde ich es, Spaß mit dem zu haben, was ich tue.

 

War das einmal anders?

Irons Das war es . . . Ich habe immer versucht, Perfektion zu erreichen. In meinen Vierzigern wurde mir dann klar, dass es kaum einen Unterschied zwischen einem Perfektionisten und einer Nervensäge gibt. Und mir wurde klar, dass Perfektion nicht wirklich existiert.

 

Für die einen ist „Ozymandias“ ein Retter, für die anderen ein Ungeheuer. Was denken Sie?

Irons Ich urteile nie über meine Figuren. Ich spiele sie so, wie sie sind.

 

Das ist wahrscheinlich mitunter der Grund, warum Sie ein so guter Schauspieler sind, aber ist es nicht schwierig, manchmal kein Urteil zu fällen?

Irons Eigentlich nicht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich eine Rolle lieber nicht spielen möchte, weil ich denke, dass eine negative Energie von ihr ausgeht. Ich habe lange gewartet, bis ich Claus von Bülow gespielt habe. Ich musste wirklich überzeugt werden.

 

Jetzt sind Sie wahrscheinlich für Menschen unter 25 Jahren in erster Linie für Comic-Verfilmungen bekannt. Können Sie darüber schmunzeln?

Irons Diese Generation kennt mich vor allem als einen animierten Löwen! Ich schätze, von da an kann es nur noch aufwärts gehen. Die Leute kannten mich lange aus „Wiedersehen mit Brideshead“. Hin und wieder treffe ich jemanden, der sagt, ich habe „Moonlighting“ gesehen“ oder „Nachtzug nach Lissabon“.