„Wir machen unsere Fans traurig”

Bastian Pastewka über das Ende seiner Sitcom „Pastewka” und seine Zukunftspläne.
Berlin Schluss mit lustig: 15 Jahre lang spielte Bastian Pastewka in der Comedyserie „Pastewka“ einen TV-Entertainer mit Pech in der Liebe – doch jetzt hat der 47-Jährige sein drolliges Alter Ego an den Nagel gehängt. Mit der zehnten Staffel, die seit Anfang Februar bei Amazon Prime Video zu sehen ist, endet die komische Saga um den Serien-Pastewka und seine Sippe.
Herr Pastewka, die neue Staffel Ihrer Serie „Pastewka“ ist auch die letzte. Warum hören Sie auf?
Pastewka Es gab eine Anhäufung von runden Zahlen, die uns das Ende versüßt hat: zehn Staffeln, 15 Jahre und 99 Folgen. Es passt doch einfach perfekt zum Geist unserer Serie, die 99. Folge zu machen und die 100. nie zu erreichen (lacht).
Im Mittelpunkt der Serie stand stets eine fiktionalisierte Version Ihrer selbst, ein linkischer, unreifer Egozentriker, dem alles misslingt. Haben die Zuschauer Sie und diesen Bastian gleichgesetzt?
Pastewka Ja, aber darüber würde ich mich nie beschweren. Wir haben ja alles getan, um das zu erreichen. So lange das Publikum sich fragt: „Ist der wirklich so oder spielt er das nur?“, bleibt die Serie interessant. Ich kann selber nicht mehr sagen, wo der eine anfängt und der andere aufhört, weil ich auch einen Großteil meines privaten Humors in die Figur hineingelegt habe.
Haben Sie viele reale Alltagserlebnisse in die Serie gepackt?
Pastewka Die Geschichten, die hinter den Kulissen des Fernsehens spielten, waren zwar überzeichnet, aber im Kern wahr. Wenn der Serien-Bastian zu Gast beim „Tatort“ oder der „Lindenstraße“ war, haben wir sehr genau hingeschaut – natürlich mit humoristischer Note. Auch darüber hinaus haben wir reale Dinge verarbeitet.
Viele echte Prominente wie Anke Engelke hatten Gastauftritte und kamen oft nicht sonderlich liebenswert rüber. Hat sich mal ein Gaststar darüber beschwert, wie er dargestellt wurde?
Pastewka Ganz und gar nicht, im Gegenteil. Alle haben die Ironie erkannt, keiner hat die Rolle, die seinen Namen trägt, mit sich selber verwechselt.
Welche neuen Pläne haben Sie nach dem „Pastewka“-Aus?
Pastewka Ich habe keinen einzigen. Ich könnte jetzt kokettieren und Ihnen irgendwas erzählen, dass ich schon was in der Pipeline hätte, aber noch nicht darüber sprechen darf und so ein Unsinn. Aber nein, ich habe nichts Vergleichbares vor mir und bin auch ganz dankbar dafür.
Gibt es die Chance, dass Sie es sich irgendwann anders überlegen und mit der Serie zurückkehren?
Pastewka Ich möchte keine Tür für immer schließen. Aber dass wir nochmal eine ganze Staffel machen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das ist jetzt das Ende. Wir machen unser Publikum vielleicht ein bisschen traurig, aber ich bin zugleich sicher, dass wir unsere Fans mit unserer letzten Staffel nicht enttäuschen.
Die Zeiten im Fernsehen haben sich geändert, seit Sie 2005 mit „Pastewka“ angefangen haben . . .
Pastewka Viele Menschen, die meine früheren Fernseharbeiten kennen, fragen mich: Warum machen Sie nicht noch mal was wie die „Wochenshow“? Aber das war in der Zeit okay, als das Fernsehen noch Hochamt war und sich über sich selber lustig machen konnte. Das funktioniert in dieser Form heute nicht mehr. Die Wahrnehmung dessen, was momentan wichtig ist und was nicht, hat sich komplett verändert, genauso wie das Fernsehverhalten der Menschen.
Ist der Serienhype bei den Streamingdiensten wie Amazon und Netflix eine Blase, die irgendwann platzt?
Pastewka Das glaube ich nicht. Wir sind es gewohnt, uns von vorgegebenen Sendezeiten unabhängig zu machen und zu kommentieren, was wir mögen oder nicht. Über die sozialen Medien wird bewertet und geliked. Anstatt eines Quotendrucks hat man als Kreativer jetzt einen Echokammerdruck: Wohin entwickelt sich die Meinung zu etwas, das die User tatsächlich gesehen haben? Das ist eine totale Änderung. Ich glaube, dass Serien in Zukunft viel genauer auf die Erwartungen der Konsumenten zugeschnitten werden, weil die Datenerhebungen das möglich machen.
Sie selber sind mit „Pastewka“ 2018 bei Amazon gelandet. War es der Anbieter, der nun das Aus beschlossen hat?
Pastewka Nein, wie alles bei „Pastewka“ war auch das eine Gruppenentscheidung. Wir haben überlegt: Wie lange wollen wir die Serie noch weitererzählen? Wir waren nicht der Meinung, dass sie auserzählt sei, aber wir wollten auch nicht in Gefahr kommen, uns irgendwann zu wiederholen.
Sind Sie persönlich eigentlich auch im Streamingfieber?
Pastewka Ja. Ich habe mir ohnehin zu allen Zeiten sämtliche technischen Empfangsmöglichkeiten, die es gab, angeschafft, weil ich es spannend fand, Fernsehsendungen zu archivieren. Damals noch auf irgendwelchen schrabbeligen Videokassetten, die ich dann Freunden vorgespielt habe.
Haben Sie eine Lieblingsserie?
Pastewka O ja, mehrere. Bei Comedy muss ich „Modern Family“, „The Good Place“ und „Curb your Enthusiasm“ nennen. Derzeit bleibe ich jedoch häufiger in Drama-Serien stecken wie „The Crown“, „Dublin Murders“ oder „Chernobyl“. ski
