“Wir konnten machen, was wir wollten”

Menschen / 20.03.2020 • 22:00 Uhr

Humor zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Egon Balder.

Köln Man braucht Hugo Egon Balder nur ein Stichwort nennen und schon sprudelt eine Showidee aus ihm heraus. Aktuell fasziniert ihn zum Beispiel eine Sendung aus Japan, bei der sich Familien in ihrem Haus verstecken. „Das sind aber keine normalen Verstecke, sondern es kommen Leute, die die Kinder zum Beispiel in Plüschtiere einnähen“, erläutert er. Fernsehen funktioniere dann am besten, wenn man es nicht erklären müsse – so wie beim Verstecken. Balder muss es wissen, er hat in seinem Leben an vielen Shows mitgewirkt. Morgen, Sonntag, wird er 70 Jahre alt.

 

Herr Balder, wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Balder Es ist mir egal. Ich würde da nicht so ein Bohei drum machen, wenn es andere nicht machen würden. Es wird auch keine große Feier geben.

 

Wenn man sich Ihren Lebensweg anschaut, kann man davon ausgehen, dass Sie nicht zu den Leuten gehören, die aktiv auf die Rente zugearbeitet haben. Sie haben sich sehr oft in neue Jobs gestürzt, auch mit Risiko.

Balder Ich bin in vielen Sachen sehr pragmatisch. Es gibt viele Kollegen, die machen eine Show drei oder vier Jahre, dann wird sie abgesetzt und dann grübeln sie. Das mache ich nicht, ich hake alles sofort ab. Aber Rente kriege ich trotzdem schon. Ich wusste allerdings nicht, dass man die beantragen muss. Mein Freund Jacky Dreksler hat mir das erst gesagt.

 

Sie sind unter anderem Schauspieler, Schlagersänger, an einer Kneipe beteiligt und Produzent. Richtig bekannt wurden Sie als Moderator mit „Alles Nichts Oder?!“ auf RTL mit Hella von Sinnen. Das war direkt eine ziemlich verrückte Show.

Balder Es war komplette Anarchie. Da hat auch niemand reingequatscht, wir konnten machen, was wir wollten und zum Schluss flogen die Torten. Das gibt es heute nicht mehr. Vermutlich wäre es auch gar nicht mehr interessant. Heute wird es erst interessant, wenn irgendwelche Leute nackt auf einer Insel heiraten oder Kakerlaken essen. Joko und Klaas sind die Einzigen, die noch etwas Anarchisches machen.

 

Wenn man einen roten Faden in Ihrer Karriere sucht, kann man sagen: Bei Ihnen ist es immer lustig. Haben Sie eine Idee, woher Ihr Humor stammt?

Balder Wenn, dann habe ich es von meinem Vater. Ich dachte sehr lange, dass mein Vater Textilhändler war, weil er ein Textilgeschäft hatte. Dann habe ich aber eine Sendung gemacht, bei der sich jemand professionell mit meinen Vorfahren beschäftigt hat. Und da habe ich dann erfahren, dass mein Vater einen Verlag hatte, Theaterkritiker war, Filmkritiker war. Davon wusste ich alles nichts, weil er es mir nie erzählt hat. Er hatte 1000 Ideen und hat mich früh ans Kabarett herangeführt. Und er war auch sehr lustig.