“Abends bin ich zu schlapp zum Streiten”

Menschen / 10.04.2020 • 21:23 Uhr

Annette Frier über die neuen Folgen der Comedyserie „Merz gegen Merz“ und ihre Formel für eine glückliche Ehe.

Köln Jetzt streiten sie wieder: Auch in den neuen Folgen der Comedyserie „Merz gegen Merz“, die im ZDF zu sehen sind, geben sich die von Annette Frier und Christoph Maria Herbst gespielten Eheleute Saures.

 

Frau Frier, in der zweiten Staffel von „Merz gegen Merz“ spielen Sie und Christoph Maria Herbst wieder zwei Eheleute und haben es sich auch diesmal ganz schön gegeben . . .

Frier Richtig, wir haben uns mal wieder nichts geschenkt.

 

Wie bereitet man sich als Schauspielerin auf das ganze Streiten, Schreien und Kreischen vor?

Frier Das übe ich immer zuhause mit meinem Ehemann (lacht). Stimmt natürlich nicht, eigentlich freut der sich, dass ich während der Dreharbeiten meine Aggressionen tagsüber losbekomme und abends viel zu schlapp bin, um weiter zu streiten. Und was die Vorbereitung betrifft: Die unterscheidet sich auch nicht groß von der bei anderen Rollen, das ist der Job einer Schauspielerin und hat in erster Linie mit Handwerk zu tun.

 

Nimmt man was von der eigenen Ehe mit in die Rolle?

Frier Ich sage mal so, man packt immer was vom eigenen Leben in eine Rolle mit hinein, und das schließt selbstverständlich auch den ein oder anderen niederträchtigen Gedanken mit ein (lacht).

 

Warum scheitern so viele Ehen, was glauben Sie?

Frier Schwierige Frage, wenn ich das wüsste, wäre ich wahrscheinlich reich. Ich denke, dass sich Menschen im Laufe eines Lebens verändern, und wenn sie die Veränderungen nicht mit dem jeweiligen Partner kommunizieren, dann wird es schwierig. Klar, es gibt auch Menschen, die sich aus den falschen Gründen geheiratet haben und es kann natürlich auch sein, dass sich jemand in einen anderen verliebt, das passiert meistens dann, wenn die Ehe sowieso nicht mehr so richtig intakt ist. Unterm Strich geht es wie überall um ehrliche Kommunikation.  

 

Also ist gelungene Kommunikation das Rezept zum Eheglück?

Frier Rezept würde ich nicht sagen, aber sechzig bis siebzig Prozent des Glücks hängen schon davon ab, dass man gut miteinander reden kann. Verliebt sein ist auch wichtig, man kann sich ja auch immer wieder neu in den Partner verlieben. Ganz entschei-

dend ist, dass der Partner ein richtig guter Freund ist. Er oder sie muss ein Mensch sein, mit dem man gerne Zeit verbringt, das glaube ich ganz fest.

 

Ist das in Ihrer Ehe so?

Frier Ja, ich würde sagen das ist bei uns so. Nicht zu unterschätzen ist übrigens auch Humor. Da hab ich Glück gehabt, äh, er mit mir.

 

Und wie verstehen Sie sich mit dem Kollegen Herbst?

Frier Ausgezeichnet, und das muss auch so sein, weil wir während der Dreharbeiten zwölf Stunden am Tag miteinander verbringen. Würden wir uns privat gar nicht verstehen, hätte man bestimmt keine zweite Staffel gedreht.

 

Wird’s eine dritte Staffel von „Merz gegen Merz“ geben?

Frier Wird es, die Drehbücher werden demnächst in Angriff genommen.

 

Demnächst sind Sie ja auch in neuen Folgen der Filmreihe „Ella Schön“ zu sehen, in der Sie eine autistische Rechtsanwältin spielen. Was fasziniert Sie an dieser Rolle?

Frier In erster Linie der ganz besondere Blick, den sie als Aspergerin auf die Gesellschaft hat. Sie leidet an einer Dysfunktion, die nicht heilbar ist, und dadurch sieht sie die Dinge zwangsläufig anders – das fasziniert mich an dieser Figur.

Ella Schön sagt jedem ungeschminkt die Meinung ins Gesicht. Haben Sie das auch mal versucht?

Frier Ich würde das manchmal auch ganz gerne machen, bin aber meistens viel zu diplomatisch dafür. Wahrscheinlich wäre es hier und da sinnvoll, diese Impulse einfach rauszulassen. Auf der anderen Seite ist es bei mir so, dass ich mich nur mit Leuten richtig streite, die ich sehr sehr gerne mag. Mit den meisten Menschen will ich mich überhaupt nicht streiten.

 

Werden Sie dann eiskalt?

Frier Eiskalt nicht, aber ich frage mich auch hier, ob ein Streit wirklich notwendig ist – und das ist er meistens nicht. Man muss sich ja auch immer fragen, bevor man etwas zerdeppert, wer danach die Scherben wegräumt. Ich habe da übrigens auch ein einfaches Rezept: Dreimal einatmen und wieder ausatmen, und die Wut ist weg.

 

Was halten Sie denn von der zurzeit wohl berühmtesten Autistin, der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg?

Frier Sie ist die Galionsfigur einer ganzen Generation und ein geschichtsveränderndes Phänomen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin wahnsinnig froh, dass es diese Bewegung gibt, weil ich will, dass wir diesen Planeten auch in 200 Jahren noch bewohnen können. maw