„Man macht sich viele Gedanken“

Christian Kohlund über die Coronakrise und seine Rolle als Anwalt.
München Früher war er im Fernsehen auf eher seichte Rollen abonniert, doch seit ein paar Jahren macht Christian Kohlund mit eisgrauem Bart als Charakterdarsteller auf sich aufmerksam: In der ARD-Filmreihe „Der Zürich-Krimi“ spielt der Schweizer den Anwalt Thomas Borchert, der immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird, in denen er sich konsequent auf die Seite der Schwachen stellt.
Herr Kohlund, wie geht es Ihnen in der Coronakrise?
Kohlund Man macht sich wahnsinnig viel Gedanken, ist sehr besorgt und versucht so viele Informationen zu bekommen, wie es überhaupt nur geht. Aber das ist natürlich auch sehr belastend, ich gehöre mit meinen 69 Jahren ja schon zur Risikogruppe. Es ist eine Katastrophe, wie ich sie in der Form noch nie erlebt habe. Ich kann nur hoffen, dass wir das irgendwann wieder in den Griff kriegen. Wir werden viel Geduld brauchen.
Wo verbringen Sie die Tage?
Kohlund Ich bin mit meiner Frau in unserem Häuschen im Bayerischen Wald und habe es insofern noch ganz gut, als ich in den Garten rausgehen oder mit meinem Hund spazieren gehen kann, ohne irgendjemanden zu treffen.
Was macht die Arbeit?
Kohlund Die ruht momentan, wir haben ja gerade zwei neue Zürich-Krimis in den Schweizer Bergen gedreht, mussten die Dreharbeiten aber nach zehn Tagen wegen Corona abbrechen. Wir haben toll gearbeitet, das sollte ein Zürich-Krimi-Special für die Weihnachtszeit werden. Seit ein paar Wochen bin ich wieder zu Hause.
Sie haben bereits zehn Zürich-Krimis abgedreht, wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Kohlund Sehr erfreulich. Ich kann sogar sagen, dass die Rolle des Anwalts Borchert die schönste und herausforderndste Arbeit war, die ich in meinem Berufsleben hatte. Ich finde, wir sind mit der Reihe auf einem wahnsinnig guten Weg. Es ist ja unglaublich schwer, in diesem Überangebot an Fernsehkrimis was zu machen, das sich von den anderen etwas abhebt.
Kommen Sie gut mit der jungen Kollegin Ina Paule Klink klar, die Borcherts Chefin spielt?
Kohlund Ja, das klappt wunderbar, sie ist unser Sonnenschein. Sie ist eine sehr bodenständige Frau, und die Zusammenarbeit mit ihr ist jeden Tag eine Freude. Sie hat Biss, sie hat Humor, da stimmt einfach alles.
Können Sie als alter Hase ihr manchmal einen Tipp geben?
Kohlund Ich bin eigentlich keiner, der jüngeren Kollegen Ratschläge erteilt, ich hatte noch nie was von einem Lehrmeister an mir (lacht). Manchmal taucht natürlich das ein oder andere schauspielerische Problem auf, weil die Arbeitsweise von Regisseur Roland Suso Richter sehr fordernd ist, aber dann besprechen wir das alle zusammen und lösen es. Gute Schauspieler profitieren immer voneinander, ich profitiere auch von ihr.
Der von Ihnen gespielte Anwalt Borchert kocht ganz gerne. Kochen Sie auch privat?
Kohlund Sehr gerne. Ich liebe bodenständige, unkomplizierte Speisen und bin ein großer Fan der einfachen, aber gut gemachten italienischen Küche. Ich gehe auch mal gepflegt Essen, wenn ich auf Reisen bin, aber ich muss das wirklich nicht jeden Tag haben.
Reisen Sie noch viel? In Ihrer Rolle als Hoteldirektor Winter in der Reihe „Das Traumhotel“ haben Sie ja die halbe Welt gesehen . . .
Kohlund Lange nicht mehr so viel wie früher. Es gibt zwar noch viele Dinge, die ich gerne mal sehen möchte. Mir ist gerade in den letzten Jahren aufgefallen, dass die ganze Reiserei so wahnsinnig anstrengend ist – das erspare ich mir mittlerweile ganz gerne.
Sie bleiben lieber daheim?
Kohlund Genau, und erkunde die heimatlichen Gefilde. Ich genieße das Landleben im Bayerischen Wald. Als jungen Menschen zieht es einen in die Ferne, und wenn man älter wird, merkt man erst, wie schön es da ist, wo man herkommt. maw