„Ich hatte ein bisschen Bammel”

Til Schweiger zu seinem Film über Bastian Schweinsteiger, seine Liebe zum Fußball und Einkaufen.
Berlin Er zählt zu den ganz Großen des deutschen Fußballs: Bastian Schweinsteiger, Weltmeister von 2014. Jetzt beleuchtet Til Schweiger in dem von ihm produzierten Dokumentarfilm „Schweinsteiger: Memories – Von Anfang bis Legende“, der vom 5.6. an beim Streamingdienst Amazon Prime Video zu sehen ist, die Höhen und auch Tiefen in der langen Karriere des heute 35 Jahre alten Sportlers, der die Fußballschuhe 2019 an den Nagel gehängt hat. In der Dokumentation von Til Schweigers Produktionsfirma „Barefoot Films“ kommen neben Schweinsteiger zahlreiche andere Fußballgrößen wie Jogi Löw oder Uli Hoeneß zu Wort.
Herr Schweiger, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Dokumentarfilm über Bastian Schweinsteiger zu drehen?
Schweiger Es war genau andersherum: Die Mitarbeiter von Bastian haben uns im Sommer letzten Jahres angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, einen Film über ihn zu drehen. Da habe ich natürlich sofort zugesagt.
Warum war er daran interessiert?
Schweiger Er sagte mal in einem gemeinsamen Interview, das wir einer Zeitung gegeben haben, dass er mich für den besten Filmemacher in Deutschland hält, was mir natürlich sehr geschmeichelt hat (lacht). Und da ich ihn als Menschen sehr schätze und in seiner Geschichte unglaublich viel drinsteckt, war ich begeistert von der Idee, das zu machen.
Was fasziniert Sie an seiner Biographie?
Schweiger Seine Laufbahn als Fußballprofi war von Entbehrung, harter Arbeit, herben Niederlagen und großen Erfolgen geprägt, da gibt es einfach alles. Er war 2012, als Bayern München das Finale in der Champions League verloren und er einen Elfmeter verschossen hat, an einem krassen Tiefpunkt. Ein Jahr später hat er mit Bayern die Champions League gewonnen und 2014 wurde er mit der Nationalmannschaft Weltmeister.
Hatten Sie wie viele Buben den Traum, selber mal Profi zu werden?
Schweiger Nein, daran habe ich eigentlich nie gedacht. Ich kann mir zwar vorstellen, dass mir das Spaß gemacht hätte, Fußballprofi zu sein, aber dazu hat es nicht gelangt.
Sie kennen Bastian Schweinsteiger schon ein paar Jahre. Würden Sie sich als Freunde bezeichnen?
Schweiger Er ist vielleicht nicht so ein enger Freund wie die Freunde, mit denen ich zusammen aufgewachsen bin, aber ich würde ihn schon als Freund bezeichnen. Ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe, und es wird immer lustig, wenn wir uns treffen. Er ist ein unglaublich empathischer und emotionaler Typ und sehr bescheiden. Er begegnet jedem Menschen auf Augenhöhe – egal ob das ein Busfahrer oder Uli Hoeneß ist, er behandelt alle gleich.
Wieso haben Sie nicht selber Regie geführt?
Schweiger Weil ich gar nicht die Zeit dazu hatte, ich war stark in die Entwicklung einer neuen Serie und von zwei Kinofilmen involviert. Außerdem hatte ich ehrlich gesagt auch ein bisschen Bammel davor, einen Dokumentarfilm zu drehen, das ist ja ein ganz anderes Genre. Deshalb habe ich mir mit Robert Bohrer einen Regisseur besorgt, der sich da auskennt und der außerdem unheimlich viel von Fußball versteht.
Wie läuft es denn derzeit bei Ihnen – hat die Coronakrise Ihre Produktionsfirma auch erwischt?
Schweiger Natürlich, wir hätten jetzt im April einen Kinofilm gedreht und im Sommer noch einen. Die Dreharbeiten mussten aber abgesagt werden und sind erst mal auf unbestimmte Zeit verschoben. Mal schauen, ob im Sommer wieder was geht, es gibt ja jetzt immer weniger Infektionen. Ich hoffe halt wie so viele, dass es keine zweite Ansteckungswelle gibt.
Haben Sie in der gewonnenen freien Zeit die Füße hochgelegt?
Schweiger Nö, Füße hochlegen ist ja nicht so meins. Wir sind viel spazieren gegangen, haben sehr viel gekocht und haben viele Gesellschaftsspiele gespielt. Außerdem habe ich mir Familienvideos von früher angeschaut und die alten Aufnahmen neu geschnitten. Der Höhepunkt des Tages war immer einkaufen gehen. MW
Zur Person
Til Schweiger
Filmemacher und Schauspieler
Geboren 1963 in Freiburg im Breisgau
Wohnort Hamburg, Mallorca
Karriere Er startete seine Karriere als Schauspieler und wurde mit Sönke Wortmanns Komödie „Der bewegte Mann“ 1994 bekannt. Seit Ende der Neunziger arbeitet Til Schweiger auch als Regisseur und Produzent – er drehte Kassenschlager wie „Keinohrhasen“, „Kokowääh“ oder „Honig im Kopf“. Seit 2013 ist er zudem als Hamburger Kommissar Nick Tschiller in der ARD-Krimireihe „Tatort“ zu sehen.
Familie Vier Kinder aus seiner geschiedenen Ehe mit Dana Schweiger