Charakterdarstellerin, Sexsymbol, Ulknudel

Menschen / 11.08.2020 • 21:56 Uhr

Fernsehkönigin Iris Berben feiert heute ihren 70. Geburtstag.

Berlin Mehr als 150 Rollen, eine lange Liste mit Preisen, politisch engagiert, ein Leben mit Geheimnissen: Wenn es eine Fernsehkönigin gäbe, dann wäre es Iris Berben. Während des dpa-Interviews sagt sie einem zögernden Fotografen mit leichter Ironie: „Drücken Sie ab. Es wird schon gut gehen.“ Das stimmt natürlich, sie sieht gut aus. Zum Thema Alter ist Berben, mittlerweile zweifache Großmutter, oft gefragt worden. So oft, dass ein Artikel einmal nur Interviewfragen dazu versammelt hat. „Super, oder? Andere nehmen so viel mehr an meinem Alter Anteil als ich selbst. Ich lebe einfach von einem Tag zum nächsten“, sagte sie.

Charakterdarstellerin, Sexsymbol, Ulknudel. Etiketten hatte sie in ihrer Filmkarriere einige. Ihr Leben im Schnelldurchlauf: Geboren in Detmold bei Bielefeld, aufgewachsen in Hamburg, von der Schule geflogen, in der 68er-Protestszene gelandet, bei Demos mitmarschiert. Erste Filme mit den Programmkino-Größen Rudolf Thome und Klaus Lemke. Die Fernsehzuschauer kennen sie seit den 70er-Jahren, seit „Zwei himmlische Töchter“ mit Ingrid Steeger, später folgte „Sketch­up“ mit Diether Krebs – mit Einschaltquoten von 40 Prozent.

Ein Meilenstein war die Familienserie „Das Erbe der Guldenburgs“, in den 80er Jahren Deutschlands Antwort auf den „Denver-Clan“. Später kamen die „Die Patriarchin“, „Die Buddenbrooks“, „Der Wagner-Clan“, „Die Protokollantin“, „Hanne“. Fernsehen mit Anspruch. Aber auch Internationales ist dabei: Mit Cannes-Gewinner Ruben Östlund („The Square“) drehte sie aktuell das satirische Drama „Triangle of Sadness“.

Fast 20 Jahre lang, bis 2013, spielte sie die ZDF-Kommissarin „Rosa Roth“ – wie so oft ein Gemeinschaftswerk mit ihrem 1971 geborenen Sohn Oliver Berben, einem der wichtigsten Produzenten in Deutschland. Das führt zum Kapitel „Privates“. Sie lebt in Berlin. Ganz früher war sie mal mit dem Sänger Abi Ofarim liiert, mehr als 30 Jahre war sie mit dem israelischen Geschäftsmann Gabriel Lewy zusammen, danach folgte bis heute der Stuntman und Unternehmer Heiko Kiesow.

MeToo-Debatte

Besonders am Herzen liegt ihr Israel. Sie drehte eine Fernsehreportage über das Land, engagiert sich gegen Antisemitismus und bekam den renommierten Leo-Baeck-Preis. Auch das deutsche Kino hat sie als eine Fürsprecherin. Sie war neun Jahre lang Präsidentin der Deutschen Filmakademie, war die Stimme der Branche und hat sich auch in der MeToo-Debatte zu Wort gemeldet.

An ihrem Geburtstag sendet das Erste um 20.15 Uhr einen neuen Iris-Berben-Film, der von Alter und Vergänglichkeit handelt. In „Mein Altweibersommer“ (12. August, ARD) von Dustin Loose spielt sie die Lebensmitteltechnikerin Ebba, die ihren Ehemann (Rainer Bock) betrügt und mit einem dänischen Zirkusdirektor (Peter Mygind) durchbrennt. Die Reise führt vom Designerhaus zum Lagerfeuer an der polnischen Ostsee.

Vor ihrem 70. Geburtstag, den sie am heutigen Mittwoch feiert, spricht der Freigeist aus ihr: „Ich will wissen, was noch möglich ist. Ich bin noch furchtloser geworden, gesichertes Terrain zu verlassen.“ Den Geburtstag feiert sie nicht. Sie dreht. „So wie ich gerne feiern würde, geht es ja dieses Jahr nicht. Champagner kann ich auch alleine trinken.“