“Ich langweile mich ungern”

Eckart von Hirschhausen über zehn Jahre „Hirschhausens Quiz des Menschen” und die Coronakrise.
Berlin Seit zehn Jahren begeistert der Kabarettist und promovierte Mediziner Eckart von Hirschhausen mit seiner ARD-Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ Millionen Zuschauer. In einer dreistündigen Spezialausgabe zum Jubiläum (Samstag, 29. August, ARD) treten wieder Prominente in Spielen und Quizrunden gegeneinander an, es geht um Rückenschmerzen, Tinnitus, Internet-Sucht und andere medizinische Themen.
Herr von Hirschhausen, seit zehn Jahren setzen Sie sich in „Hirschhausens Quiz des Menschen“ auf lustige Weise mit der menschlichen Gesundheit auseinander. Dabei ist das doch ein sehr ernstes Thema, oder?
Von Hirschhausen Die Sendung gibt es seit zehn Jahren, und sie ist der lebende Beweis des Gegenteils. Das Format beruht ja auf meiner Vorarbeit in 25 Jahren auf der Bühne mit medizinischem Kabarett. Als ich dort zeigen konnte, dass die Mischung aus ernsten Themen und Unterhaltung bestens funktioniert, bekam ich die Chance für eine Prime-Time-Show, die es meines Wissens wirklich nicht ein zweites Mal auf der Welt gibt.
An welche Sendungen oder auch Gäste im Lauf der zehn Jahre erinnern Sie sich besonders gern?
Von Hirschhausen Mein emotionalster Moment war sicher die Begegnung mit einem Gast, der sein Leben direkt seiner Frau und indirekt der Sendung verdankt. Wir hatten gezeigt, wie einfach eine Herzdruckmassage funktioniert. Eine Frau und ihr Sohn hatten diesen Beitrag gesehen und als der Mann mit einem akuten Herzstillstand zuhause zusammenbrach, taten sie genau das Richtige. Der Mann kam rechtzeitig ins Krankenhaus, hat alles super überstanden.
Haben Sie eigentlich auch Zipperlein und was machen Sie dagegen?
Von Hirschhausen Ich habe wie jeder Zweite auch Rückenbeschwerden und gelegentlich kurz Tinnitus. Ich schwimme regelmäßig, fahre Rad und stelle mich bei Live-Konzerten nicht vor die Lautsprecherboxen, sondern auf die Bühne.
Wie halten Sie sich generell fit und gesund?
Von Hirschhausen Indem ich Dinge tue, die ich sinnvoll finde und die mir Spaß machen. Und meiner seelischen Gesundheit hilft es auch, wenn andere an meinem Tun Freude haben und das sinnvoll finden. Neben meinen Fernsehsendungen sind das vor allem meine Live-Auftritte, dann schreibe ich gerade ein neues Buch über Klimawandel und Gesundheit und leite die beiden Stiftungen „Humor hilft heilen“ und „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“. Und gegen den Bewegungsmangel gehe ich mit „Scientists for Future“ auf die Straße demonstrieren, denn wenn die Klimakrise nicht endlich wirkungsvoll bekämpft wird, wird es sehr ungesund für uns alle.
Wie finden Sie es, wenn wildfremde Menschen Sie auf der Straße um medizinische Tipps bitten?
Von Hirschhausen Lustig. Neulich hat tatsächlich jemand vor mir seine Hosenbeine hochgekrempelt, um mir zu seinen Krampfadern eine zweite Meinung zu entlocken.
Und wie reagieren Mediziner auf die Sendung? Haben Ärzte viel daran zu meckern?
Von Hirschhausen Im Gegenteil, ich wurde gerade für meine Verdienste um die Wissenschaftskommunikation zum Ehrenmitglied der Fakultät der Charité in Berlin ernannt. Das freut mich sehr, gerade weil ich dort ja auch studiert und gearbeitet habe, bevor ich mich der Vermittlung widmete. Für unsere vielen Beiträge mit Menschen mit Behinderungen haben wir auch den Medienpreis der Lebenshilfe bekommen.
Spielt die Coronakrise eine Rolle in der Jubiläumssendung?
Von Hirschhausen Ja – weil wir leider ohne Publikum im Studio senden. Das ist für mich als Live-Künstler schon sehr schade, weil ich ja gerne nicht nur die prominenten Gäste, sondern auch die im Saal einbeziehe. Wir machen das Beste draus.
Welche Auswirkungen hat Corona beruflich und privat auf Sie?
Von Hirschhausen Ich musste die Tour verschieben, habe dafür aber Gelegenheit gehabt, für den WDR die Dokumentation „Hirschhausen auf Intensiv“ zu drehen. Ich habe meinen eigenen YouTube-Kanal aufgebaut, und zeige dort spannende Persönlichkeiten in längeren Gesprächen. Und nachdem alle über die „Systemrelevanz“ von Pflegeberufen gesprochen haben, entwickeln wir gerade eine App, in der es um praktische Hilfen aus der positiven Psychologie geht. Ich langweile mich halt ungern. mw