„Auf Handstand habe ich keinen Bock mehr“

Heino Ferch über seine Rolle als neurotischer Professor und seine Vergangenheit als Turner.
München Früher war er oft in der Rolle des unerschrockenen Helden zu sehen, doch Heino Ferch ist längst zum vielgefragten Charakterdarsteller gereift. In der Komödie „Liebe ist unberechenbar“ (Morgen, Freitag, ARD) spielt er den neurotischen Mathematikprofessor Damovsky, den die kontaktfreudige Judith (Tanja Wedhorn) aus seinem Schneckenhaus lockt.
Herr Ferch, brauchen wir in Krisenzeiten wie diesen romantische Komödien wie „Liebe ist unberechenbar“ dringender denn je?
Ferch Das kann schon sein. Wir sind seit Monaten mit dem Thema Corona konfrontiert, und da kann es auf keinen Fall schaden, sich mal mit einer Komödie wie unserer ein bisschen davon abzulenken.
In „Liebe ist unberechenbar“ sind Sie schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit mit Tanja Wedhorn in einer romantischen Komödie zu sehen. Werden Sie das neue TV-Traumpaar?
Ferch Nein, das glaube ich nicht (lacht). Wir beide verstehen uns sehr gut und haben gemeinsam eine Menge Spaß vor der Kamera – wir harmonieren vom Timing und der Art zu arbeiten her richtig gut miteinander. Deshalb kam es jetzt auch zu dieser zweiten Zusammenarbeit, und mal schauen, wie sich das noch entwickelt.
Wie haben Sie sich der für Sie ungewohnten Rolle des neurotischen Mathematik-Professors angenähert?
Ferch Ich habe mich lange mit einem Psychotherapeuten unterhalten, der sich mit solchen Menschen auskennt. Außerdem hatte ich noch den einen oder anderen Film über Leute in Erinnerung, die stark mit sich selber beschäftigt sind, da ist ja vor allem das amerikanische Kino und Fernsehen der achtziger und neunziger Jahre eine wahre Fundgrube – nehmen Sie nur einen Klassiker wie „Forrest Gump“. Dazu kamen natürlich intensive Gespräche mit dem Regisseur, wie wir diese Figur zeigen wollen.
Waren Sie in der Schule gut in Mathe?
Ferch Nein. Ich habe zu Anfang meiner Gymnasialzeit einfach zu wenig von den mathematischen Grundlagen mitgenommen und hatte es dann später verdammt schwer. Da ist man dann irgendwann verloren, völlig klar (lacht).
Welches waren Ihre Lieblingsfächer?
Ferch Sport und Psychologie. Vor allem Kunstturnen war mein Ding: Ich war fast jeden Tag drei Stunden in der Turnhalle, habe trainiert und den Sport vor meiner Schauspielkarriere quasi auf Bundesliga-Niveau betrieben.
Turnen Sie noch ab und zu?
Ferch Nein, schon lange nicht mehr. Einen Salto mache ich Ihnen zur Not aber schon noch. Früher habe ich ab und zu auch in Filmen einen Handstand gemacht, aber darauf habe ich jetzt keinen Bock mehr.
Der vor kurzem gestorbene Michael Gwisdek ist im Film in einer seiner letzten Rollen zu sehen. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Ferch Großartig. Ich habe ja schon zwei-, dreimal mit ihm zusammen gespielt, aber eine Vater-Sohn-Konstellation hatten wir noch nie. Deshalb waren die Dreharbeiten für mich die intensivste Zeit, die ich mit Michael verbringen konnte. Abgesehen davon, dass er ein hervorragender Schauspieler war, war er ein ungemein lustiger Zeitgenosse und auch abseits der Kamera ein großer Entertainer. Die Zusammenarbeit mit ihm war ein Geschenk und sein Tod ein großer Verlust. mw