Auf zu neuen Abenteuern

Derzeit arbeitet der Dornbirner bei der Offenen Jugendarbeit in Bludenz.
Johannes Ritter wird mit dem LUF Mobil 700 Kilometer auf dem Jakobsweg fahren.
DORNBIRN Johannes Ritter strahlt viel Lebensfreude und Optimismus aus. „Ich bin eigentlich immer gut drauf, weil ich vor allem das Positive in meinem Leben sehe“, erklärt der 32-Jährige. Dabei hatte er bereits mit 16 Jahren ein sehr einschneidendes Erlebnis: „Durch einen Mopedunfall auf dem Weg zur Arbeit verlor ich mein linkes Bein.“ Der Dornbirner sieht die Amputation des Beins allerdings pragmatisch – wie es eben seine Art ist: „Es war eine Umstellung, aber ich konnte trotzdem viel unternehmen. Ich habe auch viel Blödsinn gemacht, wie eben andere junge Erwachsene auch. Wäre ich bei meinem Unfall älter gewesen, hätte dies mitunter nicht so gut geklappt.“ So musste er auch keine Umschulung anstreben: „Mir standen alle Ausbildungswege offen. Ich wurde dabei sehr durch die Firma ‚dafür‘ unterstützt.“
Ungebremste Reiselust
Die körperliche Beeinträchtigung hielt ihn auch nicht davon ab, zahlreiche Reisen zu unternehmen. Energiegeladen und mit viel Unbeschwertheit zog er los: „Ich war in Indien, Australien, Thailand, Indonesien und Kambodscha immer mehrere Monate unterwegs – mit einem Bein und einem Rucksack. Meine Reiseroute und die Unterkünfte habe ich nie vorgeplant, sondern immer vor Ort entschieden, was ich als nächstes mache. Dadurch kam es zu vielen schönen Begegnungen und einer ganz anderen Auseinandersetzung mit der Kultur des jeweiligen Landes.“ Außerdem erkundete er in eineinhalb Jahren ganz Europa mit einem VW-Bus.
Vor rund zwei Jahren lernte er – als einbeiniger Flamingo im Ganzkörperkostüm verkleidet – im Fasching den Künstler Marcel Dengel kennen. Mit diesem entwickelte er spontan die Idee, den Jakobsweg im Rollstuhl zu absolvieren. Zur Umsetzung dieses ambitionierten Ziels wurde Bruno Walter, Inhaber der Firma LUF in Thüringen, ins Boot geholt. Dieser hat in siebenjähriger Forschungszeit das LUF Mobil entwickelt. Es ist dies ein Leichtbau-Fahrzeug, das älteren Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen eine neue Form der Mobilität eröffnen soll.
Härtetest für Fahrer und Fahrzeug
Diesen Donnerstag wurde das Unternehmen „Jakobsweg“ gestartet. „Es ist ein Härtetest, um die Alltagstauglichkeit des LUF Mobils zu demonstrieren. Wir haben geplant, den Jakobsweg in Faro, dem südwestlichsten Punkt Portugals, zu starten und anschließend die Küste hinauf nach Santiago de Compostela zu fahren. Aber wir sind völlig flexibel, was die tatsächliche Reiseroute anbelangt. Fix ist nur, dass wir fünf Wochen unterwegs sein werden, um die 700 Kilometer zu absolvieren“, erläutert Johannes Ritter. Die Vorfreude auf den Reisestart war groß: „Es ist gut, den Kopf frei zu bekommen. Das LUF Mobil ist leicht zu bedienen. Was die Übernachtungsmöglichkeiten anbelangt, so machen wir es wie gewohnt: unkompliziert und spontan. Ich habe für mich jedenfalls eine Hängematte dabei“, so der abenteuerlustige Dornbirner. BI
„Ich bin eigentlich immer gut drauf, weil ich vor allem das Positive in meinem Leben sehe.“

Die Arbeit mit Jugendlichen bereitet Johannes Ritter seit jeher großen Spaß.

Zur Person
JOHANNES RITTER
Geboren 8. Dezember 1988
Familie Single
Wohnort Dornbirn
Beruflicher Werdegang Lagerarbeiter, Jugendarbeiter in der Offenen Jugendarbeit VillaK in Bludenz
Hobbys Skifahren, Musik, Oldtimer