Kunst: Ausdrucksform für innere Prozesse

Kunsttherapeutin Marina Nigsch bietet unter anderem auch Kreativ-Workshops an.
BLUDENZ „Ich habe als Kind schon immerzu gemalt. Einmal habe ich an einem Malwettbewerb teilgenommen und diesen sogar gewonnen. Darüber habe ich mich sehr gefreut“, erinnert sich Marina Nigsch. Die Präferenz für das Malen blieb bestehen: „Ich hatte oftmals einen Drang, alles zu bemalen. Wenn ich etwa ein Bild gemalt hatte und noch Farben übrigblieben, habe ich mit diesen Blumentöpfe oder andere Gegenstände bemalt.“ Wobei es der zierlichen Bludenzerin durchaus ein Anliegen ist, sich in verschiedensten Formen kreativ zu betätigen: „Kreativität kann sich in den verschiedensten Bereichen zeigen. So habe ich beispielsweise alte Kästen auf originelle Weise renoviert, Lampen gestaltet, aus Muscheln Mosaik-Bilder erstellt, mit zerbrochenen Fliesen oder am Strand gefundenen Glassplittern Spiegel eingerahmt. Grundsätzlich kann man aus allem etwas machen. Ich habe ständig neue Ideen, die ich dann weiterentwickle oder verwerfe.“
Interkulturalität im Fokus
Das Leben der jungen Künstlerin verlief nicht linear, ihre Lebensentwürfe änderten sich immer wieder: „Wenn ich zurückdenke, dann habe ich schon sehr viel ausprobiert. Ich habe in unterschiedlichsten Berufsfeldern gearbeitet, bin viel gereist und habe dadurch viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wobei für mich der sozio-kulturelle Aspekt immer im Vordergrund stand. Es war mir beim Reisen wichtig, andere Menschen und Kulturen tatsächlich kennenzulernen und in deren Lebenswelten einzutauchen.“ Ihre offene, spontane und sehr freundliche Wesensart bildeten hierfür eine wesentliche Basis. Diese Charaktereigenschaft kamen ihr auch bei der Verwirklichung ihrer beruflichen Ziele zugute. Nach Absolvierung der Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe folgte ein Studium für Mal- und Gestaltungstherapie in Wien. Das dafür notwendige Praktikum erfolgte in Nepal: „Dort fokussierte ich mich vor allem auf die Aspekte Interkulturalität und Kinder mit traumatischen Erfahrungen. In einem Kinderheim in Pokhara habe ich sodann drei Monate lang ein Kunsttherapie-Projekt durchgeführt. Das war vor fünf Jahren, kurz zuvor gab es dort heftige Erdbeben. Die meisten Kinder hatten Angehörige oder Freunde durch diese Naturereignisse verloren. Die Zeit dort hat mich nachhaltig geprägt.“
Gedanken und Gefühle
Nachdem die agile Kunstvermittlerin zehn Jahre lang mit Menschen mit Beeinträchtigung gearbeitet hatte, ist sie nun bei JAM, der Offenen Jugendarbeit Montafon, beschäftigt. Es ist eine Arbeit, die ihr Freude macht, da sie in diesem Bereich auch ihre Kreativität ausleben kann. Aktuell bietet sie im Rahmen der Projektreihe „Sommerbar“ Kunst- und Kreativitätsworkshops an, bei denen etwa Masken aus Pappmaché oder Mobile aus bemalten Naturmaterialien hergestellt werden. „In den künstlerischen Therapien geht es in erster Linie nicht um Fertigkeiten, sondern darum, einen Ausdruck für Gedanken und Gefühle zu finden. Dadurch können Ressourcen aktiviert und der Alltag besser bewältigt werden – und es macht einfach Spaß, die eigene Kreativität auszuleben“, ist Marina Nigsch überzeugt. BI
„Kreativität kann sich in den verschiedensten Bereichen zeigen.“



Zur Person
MARINA NIGSCH
Geboren 31. Mai 1979
Wohnort Bludenz
Beruf(e) Jugendarbeiterin, Kunsttherapeutin, Workshop-Leiterin, diplomierte Yoga-Lehrerin
Hobbys Sich in jeglicher Form kreativ betätigen, Reisen, andere Kulturen, Bewegung in der Natur, permanente Weiterbildung