Eine Frau für große Momente

Menschen / 13.08.2021 • 13:00 Uhr
Eine Frau für große Momente
Bei den Ritualen werden die Menschen in den Mittelpunkt gestellt.  Jana Sabo

Anita Bonetti führt als Ritualbegleiterin Menschen durch wichtige Anlässe.

Hard Rituale haben seit jeher eine große Bedeutung für Menschen, es gibt sie in allen Kulturen. Anita Bonetti hat sie sich zum Beruf gemacht. Sie ist Ritualbegleiterin und vollzieht Rituale für sämtliche einschneidende Erlebnisse im Leben eines Menschen.

Mit dem Tod konnte Anita Bonetti immer schon gut umgehen. In gewisser Weise hat er auch ihren Weg geleitet, denn nachdem sie den Gottesdienst für das Begräbnis ihrer Mutter organisiert hatte, waren ihre Töchter davon überzeugt, dass sie diesen Weg auch beruflich verfolgen sollte. Abschiedsrituale führt Bonetti am häufigsten durch: Abschiede von einem Haustier, Abschied von einer Beziehung oder Abschied eines geliebten Menschen.

Hier wird dem Erntedankfest ein Ritual gewidmet.
Hier wird dem Erntedankfest ein Ritual gewidmet.

Vorbereitung auf ein Ritual

In Vorbereitung auf ein Ritual trifft sich die Harderin mit den Auftraggebenden und lernt diese persönlich kennen. Diese Basis ist für sie wichtig, um die Menschen einschätzen zu können und ein passendes Ritual auf die Beine zu stellen, sei es nun eine Hochzeit, Willkommensfeier oder Abschied. Anschließend erstellt sie einen Ablaufplan und stimmt diesen mit den Personen ab. Somit läuft jede Feier sehr individuell und auf die Menschen zugeschnitten ab.

Aber auch in der Natur findet man den Tod regelmäßig: den Herbst. Bonetti führt einmal pro Monat Jahreskreisrituale durch. Mit einer Gruppe von Menschen begibt sie sich in die Natur, um dort innezuhalten. Sie gibt ihnen existentielle Fragen mit auf den Weg und lässt sie einiges reflektieren: zum Beispiel, was dieses Jahr schon alles passiert ist.

Aber die 60-Jährige lässt diese Trauer nicht in ihr Leben. Sie ist ein fröhlicher, fest im Leben stehender Mensch. „Wenn ich nicht mit mir selbst im Reinen wäre, könnte ich den Job auch gar nicht ausführen“, sagt sie über sich selbst. Man merkt ihr die Freude an dem Beruf an, ihre Augen strahlen, wenn sie von besonderen Begegnungen erzählt.

Bonetti auf einer freien Trauung in Italien. <span class="copyright">Jakob Sturm</span>
Bonetti auf einer freien Trauung in Italien. Jakob Sturm

Sie versucht Menschen, während ihres gemeinsamen Wegs bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen. So ist sie Ritualgestalterin, Familien- und Trauertherapeutin in einem. „Dass ich davor in der Jugendarbeit tätig war, hat mir sehr geholfen, auch, dass ich die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin gemacht habe“, erzählt Bonetti. Sie ist auch überzeugt, dass sie diesen Job in jungen Jahren noch nicht hätte ausführen können. „Dafür braucht es Bodenständigkeit und vor allem Lebenserfahrung.“ Durch die lange Erfahrung kann sie auch gut einschätzen, ob es harmoniert. 2013 machte sie sich hauptberuflich selbstständig und meldete ihr Gewerbe an.

Privat pragmatisch

In ihrem Privatleben schätzt die Harderin Rituale nicht mehr oder weniger als andere. Aber einmal hat sie ihrem Ehemann vorgeschlagen, ihr Eheversprechen zu erneuern. Dieser antwortete darauf: „Das Versprechen muss nicht erneuert werden, es ist nie kaputtgegangen.“ Anita Bonetti strahlt, als sie davon erzählt.