“Das Kino hat seine Bedeutung eingebüßt”

Moritz Bleibtreu über seine Serie „Blackout“ und den Sieg des Streamingfernsehens übers Kino.
Hamburg Lange Zeit konnten seine Fans ihn nur in Kinofilmen erleben, doch jetzt hat Moritz Bleibtreu das Serienfernsehen für sich entdeckt. Im sechsteiligen Thriller „Blackout“ (Joyn Plus+) nach einem Bestsellerroman von Marc Elsberg fällt in ganz Europa wochenlang der Strom aus – der Kontinent versinkt in Chaos. Bleibtreu spielt den Aktivisten Pierre Manzano, der die kriminellen Hintergründe der Katastrophe aufdecken will.
Herr Bleibtreu, in der Serie „Blackout“ legt ein Stromausfall ganz Europa lahm. Was würden Ihnen in diesem Fall fehlen – das Internet?
Bleibtreu Nein, das kann man gerne morgen abschalten, damit hätte ich kein Problem. Aber eigentlich kann man sich in unserer total vernetzten Welt ein Leben ohne Strom nicht vorstellen, das wurde uns auch bei den Dreharbeiten immer wieder klar. Erst im Ernstfall würde man richtig realisieren, wie viele Teilbereiche des Lebens davon betroffen wären – quasi alle.
Haben Sie für den Ernstfall Taschenlampen, Benzin, Wasser, Batterien und Kerzen im Haus gebunkert?
Bleibtreu Nein, ich bin kein Prepper und auch nicht der Typ, der sich auf eventuelle Katastrophen vorbereitet und zu Hause Wasserfilter oder dergleichen bunkert – dafür ist mir meine Zeit zu schade. Und wenn so was wie in der Serie passieren würde, wären das alles ja eh nur Tropfen auf den heißen Stein.
In der Bestselleradaption löst ein Cyberanschlag den Ausfall aus. Glauben Sie, dass so etwas wirklich passieren könnte?
Bleibtreu Das Problem an der Sache ist, dass das Ganze überhaupt nicht utopisch ist, das wird in der Romanvorlage ja auch sehr deutlich. Wenn man sich die mancherorts marode Stromversorgung anschaut, oder wie hoch weltweit das Problem mit Cyberkriminalität ist, realisiert man, dass das keine Science-Fiction ist.
Und was würden Sie im Ernstfall machen?
Bleibtreu Ich würde mich mit meinen Lieben zusammenrotten und alle Leute um mich scharen, die ich liebe und mag.
Früher hat man Sie ja ausschließlich im Kino gesehen, jetzt fahren Sie zweigleisig und drehen auch Serien – in wenigen Wochen zum Beispiel kann man Sie als Konrad Kujau in der Serie „Faking Hitler“ erleben…
Bleibtreu Das Kino hat seine Bedeutung eingebüßt, und seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft nehmen jetzt die Streamingdienste ein. Ich werde mich zwar immer fürs Kino stark machen und Kinofilme drehen, aber als Schauspieler bin ich ja Geschichtenerzähler und gehe dahin, wo die coolen Geschichten sind. Deshalb wäre es vollkommen idiotisch, an der neuen Erzählweise und dieser neuen Zeit, die gerade beginnt, nicht teilzunehmen.
Welche Serie haben Sie zuletzt in einem Rutsch angeschaut?
Bleibtreu Oh, das ist schon lange her, das muss die erste Staffel der Mafiaserie „Gomorrha“ gewesen sein. Ich sitze nicht so gerne stundenlang vor dem Bildschirm – ein Format wie „Blackout“ mit sechs Folgen ist in Ordnung, alles was darüber hinausgeht, ist mir einfach zu viel. ski