Arbeitsplatz Friedhof

Menschen / 29.10.2021 • 18:22 Uhr
Mit Hilfe eines Friedhofsbaggers hebt Bernhard Tscherne Gräber aus. Nuck
Mit Hilfe eines Friedhofsbaggers hebt Bernhard Tscherne Gräber aus. Nuck

Bernhard Tscherne verdient sein Brot mit dem Tod.

Hohenems Bernhard Tscherne (33) war acht Jahre alt, als er zum ersten Mal dem Tod begegnete. Sein Opa, mit dem er oft gespielt hatte, starb nach langer Krankheit. Der Tod kam als Freund zum Großvater und erlöste ihn von seinem Leiden. „Opa schlief zuhause friedlich ein.“ Der Tote jagte dem Buben keine Angst ein. „Mein Großvater sah aus als ob er schliefe.“ Aber das Kind hing an ihm und weinte um ihn.

Jahre später konfrontierte ihn das Leben wieder mit dem Tod. Bernhard verdiente jetzt sogar sein Brot mit dem Tod. Und das kam so. Der Kärntner absolvierte zunächst eine Tiefbaulehre bei der Gemeinde. Kanalarbeiten und Straßenerhaltung – das beinhaltete seine Ausbildung. Manchmal durfte der Lehrling aber auch mithelfen, Gräber auszuheben. „Es gefiel mir, Verstorbene schön zu beerdigen und ihnen die letzte Ehre zu erweisen.“ Überhaupt sagte ihm die Lehre zu. „Es taugte mir, jeden Tag im Freien zu arbeiten. Ein Job in einem Büro wäre nichts für mich. Ich bin ein Handwerker.“

Auch als Bestatter gearbeitet

Im Jahr 2011 übersiedelte der Kärntner der Liebe wegen nach Vorarlberg. „Ich habe in Kärnten Stefanie, meine jetzige Frau, kennengelernt, eine Vorarlbergerin.“ Bernhard fand einen Job bei einer Transportfirma in Lustenau. Die Arbeit war abwechslungsreich – neben Kanal- und Pflasterarbeiten führte er auch Bagger- und Kiestransporte durch. Aber nach ein paar Jahren zog es Bernhard in eine Richtung, in die er bereits als Lehrling gegangen war.

Er bewarb sich erfolgreich bei einem Bestattungsunternehmen. Jetzt arbeitete der junge Mann als Bestatter und gelegentlich auch als Totengräber. Die Arbeit bescherte ihm schöne Gefühle. Es beeindruckte ihn, wie würdevoll mit Verstorbenen umgegangen wurde. „Man behandelt sie, als ob sie noch am Leben wären. Das freut einen innerlich.“ Eine Quelle der Freude war für ihn auch der Kontakt zu den Angehörigen. „Man kann ihnen helfen. Das ist ein gutes Gefühl.“

Wer tagtäglich mit Verstorbenen zu tun hat, macht sich automatisch Gedanken über das Leben und den Tod. Bernhard glaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. „Die Seele stirbt nicht, die lebt weiter.“ Nachsatz: „Wir kommen zurück, vielleicht nicht als Mensch, vielleicht aber als Tier“. Der Tod bestimmt aber nur sein berufliches Leben. Sonst hat er nicht viel Gewicht in seinem Leben. „Ich bin in einem Alter, in dem man noch kaum an den Tod denkt.“

Schwere körperliche Arbeit

Im Jänner 2019 machte sich Bernhard als Totengräber selbstständig. Seither hebt er – in Kooperation mit dem Bestattungsunternehmen Nuck –  Urnen- und Erdgräber aus, im Vorjahr waren es 140 Erd- und 220 Urnengräber. „Inzwischen sind 85 Prozent aller Bestattungen Feuerbestattungen.“ Die schwere körperliche Arbeit hält den zweifachen Vater fit. Zweieinhalb bis drei Stunden benötigt er für die Aushebung eines Erdgrabes. „Wir machen das zu zweit und mit einem Friedhofs-bagger. Manchmal müssen wir das Grab aber auch händisch, mit einem Erdspaten, öffnen, weil wir mit dem Bagger nicht rankommen.“ Besonders fordernd und zeitaufwendig ist diese Arbeit im Winter, wenn der Boden gefroren ist. „Dann muss ein Bohrhammer her.“ Die Arbeit muss bei jedem Wetter erledigt werden, sie kann nicht aufgeschoben werden, selbst wenn es noch so regnet oder schneit. Aber kein Nachteil ohne Vorteil. „Wenn die Sonne scheint, ist man privilegiert, wenn man draußen arbeiten kann.“ Der gelernte Straßenerhaltungsfachmann fühlt sich beruflich angekommen. Denn: „Es ist ein schöner und würdevoller Job.“ Es freut den jungen Totengräber, dass er Verstorbenen die letzte Ehre erweisen kann. VN-kum

„Es gefällt mir, Verstorbene schön zu beerdigen und ihnen die letzte Ehre zu erweisen.“

Bernhard Tscherne mit seiner Frau Stefanie, seinem Sohn Luca (7) und seinem Stiefsohn Elias (14).
Bernhard Tscherne mit seiner Frau Stefanie, seinem Sohn Luca (7) und seinem Stiefsohn Elias (14).
Bernhard Tscherne arbeitet im Freien. Auch in seiner Freizeit hält sich der Kärntner gerne in der Natur auf.
Bernhard Tscherne arbeitet im Freien. Auch in seiner Freizeit hält sich der Kärntner gerne in der Natur auf.

Zur Person

Bernhard Tscherne

ist Vorarlbergs einziger selbstständiger Totengräber. Er arbeitet mit dem Bestattungsunternehmen Nuck zusammen.

Geboren 25. August 1988 in Klagenfurt

Ausbildung Tiefbaulehre

Familie verheiratet mit Stefanie, zwei Söhne

Hobbys Tennis, Fußball