“Meine Mutter fehlte mir als Komplizin”

Sarah Biasini gibt in dem Buch “Die Schönheit des Himmels” tiefe Einblicke.
Paris, Wien Sarah Biasini spricht im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur über ihre Kindheit und ihre Erinnerungen an ihre Mutter Romy Schneider, die 1982 im Alter von 43 Jahren gestorben ist.
Der Grund, warum Sie dieses Buch geschrieben haben, geht auf zwei Ereignisse zurück: die Beschädigung des Grabes Ihrer Mutter Anfang Mai 2017 und ihre langersehnte Schwangerschaft wenige Wochen später. Sie deuten an, dass zwischen beiden eine Verbindung bestehen könnte?
Biasini Man muss an die Toten nicht immer nur mit Trauer, Angst und schweren Herzens denken. Die Toten können uns Zeichen geben. Ich wollte die beiden Ereignisse miteinander verbinden, weil ich das auch romanhafter fand.
In dem Buch gehen Sie den Erinnerungen an Ihre Mutter nach. Sie suchen sogar ehemalige Kollegen von ihr auf. Haben Sie dabei Neues oder Überraschendes entdeckt?
Biasini Ich war keine fünf Jahre alt, als meine Mutter gestorben ist. Meine Erinnerungen an meine Kindheit und meine Mutter setzen sich vor allem aus den Fotos zusammen und aus den zahlreichen Briefen von ihr. Dass ich die ehemaligen Kollegen von ihr getroffen habe, glich eher einer unmöglichen Suche, denn sie hatten ja die Schauspielerin gekannt. Ich aber hatte Fragen, die sie als Frau und Mutter betrafen.
Sie wurden bei Ihrem Vater Daniel Biasini und dessen Eltern groß und hatten eine glückliche Kindheit, wie Sie schreiben. Sind Sie durch das Buch Ihrer Mutter nähergekommen?
Biasini Seltsamerweise leidet man nicht in den ersten Jahren am meisten, wenn man seine Mutter jung verliert. Meine Mutter begann mir später sehr zu fehlen, auf eine andere Weise. Als Komplizin.
Ihre Mutter hatte ein angespanntes Verhältnis zu den Medien, die ihr Privatleben ausschlachteten. Wie sind sie damit umgegangen?
Biasini Ich hatte ein Zuhause, das mich sehr beschützt hat. Das Bild, das die Medien von meiner Mutter hatten, hat mich nie interessiert. Ich wusste, dass es ein erfundenes war. Auch meine Mutter hatte eines von sich geschaffen. Ich habe immer den Unterschied zwischen der Schauspielerin und meiner Mutter gemacht.
Sie haben zunächst Kunstgeschichte studiert, bevor Sie nach Los Angeles gingen und dort Schauspielunterricht genommen haben. Hatten Sie keine Angst davor, in die Fußstapfen einer solch berühmten Mutter zu treten?
Biasini Das war verrückt von mir. Als ich sagte, ich wollte zur Schauspielerei wechseln, war ich etwas zu voreilig gewesen, etwas zu schnell. Ich war jung, Anfang zwanzig. Ich bedauere es nicht. Aber mit etwas Abstand hätte ich vielleicht einige Dinge anders gemacht.