Zwischen Routine und Neugier

Ein Wanderausflug mit seiner Familie als willkommene Erholung bei den vielen Reisen.
Patrick Wirth (50) erlebt in China seine sechsten Winterspiele als Rennservicemann.
Yanqing Eisige Temperaturen und Windböen – vom Wetter lässt sich Patrick Wirth schon lange nicht mehr beeinflussen. Sonst müsste er sich heute noch ärgern, verpatzten ihm die Naturgewalten doch den Abschied aus dem Ski-Weltcup als Rennläufer. Der Super G beim Weltcupfinale 2001 in Aare wurde abgesagt und ersatzlos gestrichen und der Bregenzerwälder damit um sein Abschiedsrennen gebracht. Auch deshalb fehlt ihm heute die Erinnerung an sein letztes Rennen als Aktiver. Es war wenige Tage zuvor am 4. März in Kvitfjell, wo er Platz 20 belegte. Geblieben ist jedoch das gute Gefühl, mit dem damaligen Rücktritt die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Ich bin aus dem ÖSV-Kader geflogen, obwohl ich Nummer 21 in der Rangliste war, allerdings nur zehntbester Österreicher. Mir hat die Energie gefehlt, alles zu investieren. Umso größer ist mein Respekt vor Johannes Strolz und seiner Leistung. Denn ich weiß genau, was er auf sich genommen hat.“
Wirth ist dem Skirennsport treu geblieben. „Ich habe gewusst, dass ich in diesem Metier bleiben möchte“. Als Assistent von Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber sind die Winterspiele in China seine nunmehr sechsten als Verantwortlicher für den Rennservice. In den ersten Jahren noch für Nordica tätig war er 2018 schon für Head in Pyeongchang tätig. In China kümmern sich 23 Mann um die Topstars des Ski-Herstellers aus Kennelbach. Im Gegensatz zu den Winterspielen in der Vergangenheit wurde im Vorfeld auf Skitests auf den olympischen Strecken verzichtet.
Pragmatisch fallen seine Antworten nach dem Gastgeberland aus. Ob Stewardessen in Schutzanzügen beim Direktflug mit Air China von Mailand nach Peking, die Einreiseprozedur am Flughafen mit Fahrt ins Hotel oder das gewöhnungsbedürftige Frühstück mit Nudeln, Reis und Fleisch – der 50-Jährige behält den Fokus auf seine Arbeit. Allein die allabendliche Testung gegen das Coronavirus stört den normalen Arbeitsalltag. Gilt doch, nur „no news are good news“. „Nichts zu hören beruhigt“, verrät Wirth.
Besonders in Erinnerung
Aufregende Geschichten à la Sotschi 2014 werden sich in China nicht spielen, dessen ist sich der Bezauer bewusst. „Damals“, so erzählt er, „haben wir nach der Ankunft fast eine Nacht lang unser Hotel gesucht. Mit dem Leihauto sind wir auf der Autobahn zwar immer richtig abgefahren, doch die Straße zur Unterkunft gab es einfach nicht. Und sie war auch nicht für einen Taxifahrer, der uns vorgefahren ist, zu finden. Ausgerechnet als ich versuchte mit einem nicht gerade freundlich blickenden Polizisten ins Gespräch zu kommen, haben wir das Hotel vom Auto aus gesehen. Das Kuriose daran war, dass wir auf dem Streckenteil der Autobahn ohne Mittelschiene einfach umdrehen mussten – das blieb dann während den Winterspielen unser Weg nach Hause.“ VN-cha
„Das Gute ist, dass ich die nächsten zwei Wochen einfach weniger esse.“



Zur Person
Patrick Wirth
Geboren 17. September 1971 in Bezau
Laufbahn Skirennläufer (Weltcupdebüt 1992; Platz drei beim Super G 1996 in Garmisch); seit 2001 im Rennservice, erst bei Nordica, nun bei Head
Familie verheiratet mit Claudia, zwei Töchter (Lina 17, Ida 10)