Vom Segelboot auf die Piste

Menschen / 23.02.2022 • 17:13 Uhr
Benjamin Bildstein feierte heuer seinen 30. Geburtstag in der Pistenraupe.
Benjamin Bildstein feierte heuer seinen 30. Geburtstag in der Pistenraupe.

Spitzensportler Benjamin Bildstein wechselt für diese Wintersaison sein Metier.

WOLFURT, LECH Die Faszination für Pistenraupen entstand bei Benjamin Bildstein schon sehr früh: „Ich war als Kind mit meiner Familie auf Skiurlaub am Hochhäderich. Als ich krank wurde und nicht Skifahren durfte, organisierte mein Vater, dass ich in einer Pistenraupe mitfahren durfte.“ Ein fürwahr beeindruckendes Erlebnis: „Ich habe dann jeden Tag darauf gewartet, wieder mitfahren zu dürfen.“

Die Begeisterung, mit dem Pistengerät gleichsam auf Schnee-Walz zu gehen, hält bis heute an. So entschloss sich der erfolgreiche Spitzensportler, in dieser Wintersaison als Pistenraupenfahrer bei den Skiliften Lech zu arbeiten. Als Profisegler und Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Jahr zeichnen Benjamin Bildstein vor allem ein unglaubliches Durchhaltevermögen, Zielgerichtetheit und Eigenreflektion als Charakterstärken aus. „Ich bin ein kreativer und impulsiver Typ, was manchmal ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein kann“, bemerkt er selbstkritisch.

Soziales Engagement

Abgesehen davon ist es dem gebürtigen Wolfurter wichtig, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen und dafür auch einzustehen. So zeichnet sich der Sportler auch durch soziales Engagement aus. So ist er etwa für Oikocredit, eine Plattform, die Mikrokredite in Entwicklungsländern vermittelt, unterstützend tätig. Überdies sind ihm auch Umweltschutzthemen, vor allem die Vermeidung von Plastik in der Landschaft und in den Meeren, ein wichtiges Anliegen.

Mit seinem Segelkollegen David Hussl rief er vor vier Jahren bei einem Trainingslager in Mar del Plata in Argentinien eine Müllsammelaktion ins Leben, die im ganzen Land für Aufsehen sorgte. Mit der Aktion hatte es das ÖSV-Duo sogar auf die Titelseite der größten argentinischen Tageszeitung „La Nacion“ geschafft. „Fast überall, wo wir gesegelt sind, sahen wir Müll im Wasser. Das ist ein globales Problem. In Südamerika ist es aber besonders schlimm. Das hatten wir zuvor schon bei Olympia in Rio gesehen.“

Seine Charaktereigenschaften kommen dem erfolgreichen Spitzensportler auch in seiner Funktion als Pistenraupenfahrer zugute. Er hatte zuvor schon in kleineren Skigebieten gearbeitet. In Lech sei es jedoch ganz etwas Besonderes: „Es wird nur das Beste vom Besten geboten. Der Fuhrpark ist sehr modern und bestens ausgerüstet.“ Es sind gewaltige Gerätschaften mit bis zu 14 Tonnen Gewicht und 530 PS. Fünf Fahrzeuge sind mit einer Seilwinde zur Unterstützung im Steilgelände ausgestattet. Die Seillänge kann sogar bis zu 1200 Meter betragen. „Das sind richtige Biester“, erklärt Benjamin Bildstein schmunzelnd.

Herausfordernder Job

Die Pistenraupenfahrer haben ihre Unterkunft direkt neben der Garage im Kriegerhorn-Haus, damit sie bei Bedarf schnellstmöglich in den Einsatz kommen. Die Dienste dauern jeweils sechs Tage in der Woche. Im Normalfall werden die Skipisten regelmäßig am Abend ab 17 Uhr für den nächsten Tag präpariert. Zumeist dauert der Job dann bis Mitternacht. Bei starkem Schnellfall kann es aber auch sein, dass die Pistenraupenfahrer schon um vier Uhr oder sogar noch früher loslegen müssen, um die Skipisten rechtzeitig vor dem Öffnen der Liftanlagen einwandfrei vorbereitet zu haben. „Es ist total faszinierend, für die Pistenpräparierung unterwegs zu sein. Es ist ein umfangreiches Aufgabengebiet. Die meisten Wintersportler wissen gar nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt. Gerade bei Schneestürmen ist unsere volle Konzentration gefordert.“ BI

Pistenraupenfahren erfordert höchste Konzentration.
Pistenraupenfahren erfordert höchste Konzentration.
Benjamin Bildstein ist begeisterter Profisegler.
Benjamin Bildstein ist begeisterter Profisegler.
Helmut Gritsch (Leitung Pistenpräparation in Lech), Christian Brändle (Werkstätte), Michael Scheidl (Einsatzleiter) und Benjamin Bildstein (Fahrer).
Helmut Gritsch (Leitung Pistenpräparation in Lech), Christian Brändle (Werkstätte), Michael Scheidl (Einsatzleiter) und Benjamin Bildstein (Fahrer).

Zur Person

BENJAMIN BILDSTEIN

Geboren 16. Jänner 1992

Wohnort Wolfurt und Lech

Laufbahn Matura, Master-Studium BWL an der FH Burgenland, Profisportler und Pistenraupenfahrer

Hobbys Sport, Fotografie, Musik, Reisen