“Eigentlich ist in meinem Film alles wahr!”

Menschen / 01.03.2022 • 22:29 Uhr

TV-Star und Regisseur Jan Josef Liefers erzählt im Interview über seine Honecker-Satire.

berlin Er ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler, jetzt tritt Jan Josef Liefers auch als Regisseur und Produzent in Erscheinung: Der 57-Jährige ist der kreative Kopf hinter der Politsatire „Honecker und der Pastor“, die am 14.3. bei Arte und am 18.3. im ZDF zu sehen ist.

Der Spielfilm basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Januar 1990 fanden der entmachtete DDR-Diktator Erich Honecker (im Film gespielt von Edgar Selge) und seine Frau Margot (Barbara Schnitzler) Zuflucht im Haus der Familie des Pastors Uwe Holmer (Hans-Uwe Bauer). Zehn Wochen lebten die überzeugten Sozialisten Honecker und die tiefgläubigen Christen Holmer unter einem Dach.

Jan Josef Liefers stammt aus einer Theaterfamilie und kam 1964 in Dresden zur Welt. Nach einer Tischlerlehre besuchte er in Berlin die renommierte Schauspielschule Ernst Busch und stand zunächst auf der Theaterbühne, ehe er nach einigen Film- und Fernsehrollen 1997 mit der Kinokomödie „Rossini“ seinen Durchbruch hatte. Liefers ist mit der Schauspielerin Anna Loos verheiratet, das Paar hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, aus dieser Episode im Leben Erich Honeckers einen Spielfilm zu machen?

liefers Seit ich von dieser Begebenheit das erste Mal hörte, dachte ich: Den Film will ich sehen. Und weil keiner sonst ihn machte, hab ich ihn eben selbst gedreht. Der unumschränkte Führer der DDR-Diktatur findet nach seinem Sturz nur noch Zuflucht unter dem Dach eines Pastors, dem anderen Ende der kommunistischen Nahrungskette. Die Enden der Parabel treffen sich im Kinderzimmer unterm Dach, quasi im Stall von Bethlehem. Das klingt schon fast wie ein Märchen.

 

Auf welche Quellen haben Drehbuchautor Fred Breinersdorfer und Sie als Regisseur und Produzent sich gestützt?

liefers Unzählige Interviews mit damals Beteiligten, Memoiren, Verlautbarungen in Zeitschriften, Büchern von Zeitgenossen. Und nicht zuletzt auf unseren Geschichtspapst, den famosen Historiker Ilko-Sascha Kowalczuck. Es gibt eine schöne Doku zum Film, da sieht man viele unserer Quellen.

 

Wie viel ist in Ihrer Politsatire wahr und wie viel erfunden?

liefers Eigentlich ist alles wahr. Das richtige Lobetal hatte keine so schöne Kirche, das originale Pfarrhaus stand auch nicht im Studio Babelsberg, ein paar in Wirklichkeit unabhängig voneinander abgelaufene Ereignisse haben wir zeitlich und örtlich zusammengeführt und für die Filmhandlung verdichtet. Anderes auch etwas zugespitzt. Alle Personen gab es wirklich, alle Schicksale stimmen.

 

Der Film zeigt die Honeckers als Menschen in Not. Könnte der Zuschauer nicht Mitleid mit dem Politverbrecher bekommen?

liefers Wer meinen Film anschaut, darf dabei denken und fühlen, was er will. Die Honeckers sowie die gesamte politische DDR standen nicht für diese Freiheit. Für mich ist sie das wichtigste. Also schaut euch doch einfach den Film an.

 

Wie sind Sie auf Edgar Selge als Erich Honecker und Barbara Schnitzler als Margot gekommen? Waren noch andere Schauspieler in der engeren Auswahl?

liefers Barbara kenne ich seit meiner Anfängerzeit am Deutschen Theater, Edgar seit Helmut Dietls „Rossini“. Beide wollten genau wissen, was für einen Film ich da mit ihnen vorhatte. Und beide konnte ich zu meinem Glück überzeugen. Sie mussten ja nicht nur die Story und ihre Rollen akzeptieren, sondern auch noch mich als Regisseur. Beide sind auch komödiantische Spieler, beide sind sehr intelligent.

Ich habe mir gewünscht, dass in ihrem staatstragenden Funktionärs-Bierernst immer mal wieder auch ihre Lächerlichkeit aufblitzt. Dafür braucht man sehr gute Schauspieler. Sie haben jetzt nur nach den beiden gefragt, aber das gilt ausnahmslos für alle anderen Schauspieler genauso. Ich bin sehr stolz auf mein Ensemble. mw