Ein Haudegen am Arlberg

Skifahrerlegende und Gastwirt Willi Mathies feiert seinen 80. Geburtstag.
BLUDENZ Das Skifahren hat in der Familie von Willi Mathies jahrzehntelange Tradition. Schon sein Vater war bis ins 84. Lebensjahr als Skilehrer tätig, insgesamt 64 Jahre lang. Und Willi Mathies steht ihm in nichts nach: Voriges Jahr feierte er sein 60-Jahr-Jubiläum als Skilehrer. „Ich stand bereits mit vier Jahren auf den Skiern, das war bei uns normal. Unterricht hatten wir keinen“, erinnert sich der gebürtige Arlberger aus Stuben.
Auch seine Brüder Rudi (90) und Anton (88) sind noch immer mit Begeisterung auf der Piste unterwegs. Er selber musste es in dieser Wintersaison ruhiger angehen, da er durch eine schwere Covid-19-Erkrankung beeinträchtigt war. Mittlerweile hat er sich dank der fürsorglichen Betreuung durch seine Edeltrud, mit der er seit 56 Jahren verheiratet ist, wieder erholt. Tägliche Spaziergänge mit dem treuen Vierbeiner „Buab Rocky“, einem Collie, haben überdies geholfen.
Immer hart am Limit
„Charles Bronson vom Arlberg“ oder „König der Albona“ sind nur zwei Begriffe, mit denen Willi Mathies immer wieder bezeichnet wurde. Er selber sieht sich als den buntesten Hund des Arlbergs, wie er scherzhaft anmerkt. Keine Herausforderung und kein Abenteuer habe er ausgelassen. Was ihm aber auch so manche Verletzung eingebracht hat: „Ich habe mich immer schon am Limit bewegt, zuerst als Skiläufer beim Springen und Geländefahren, später dann auch beim Motorradfahren. Dabei hatte ich unzählige Schutzengel.“ Beinbrüche und andere Blessuren haben den agilen Sportler jedoch nie gestoppt. Zuletzt war es ein Motorradunfall auf Sardinien, vor mittlerweile elf Jahren: „Ich wurde in einen Graben geschleudert. Mit doppelt gerissenem Kreuzband und einer großen Fleischwunde kam ich wieder zurück nach Bludenz, um mich hier zusammenflicken zu lassen.“ Verwegenheit und ein unverwüstlicher Optimismus haben Willi Mathies immer schon ausgezeichnet: „Angst kenne ich keine. Aber als Skilehrer und Skischulleiter war die Sicherheit meiner Gäste immer oberstes Gebot.“
Humor ist ein weiteres Markenzeichen von ihm: „Ich habe gemeinsam mit Edeltrud jahrzehntelang das Pils-Stüble in Stuben geführt, ein beliebter Treffpunkt für Gäste aus dem In- und Ausland. Da war auch viel Prominenz darunter. Tagsüber war Willi Mathies als Skilehrer unterwegs, abends sorgte er als Gastwirt für Unterhaltung im Pils-Stüble, oftmals auch mit der Ziehharmonika. Seine lockere und umgängliche Art, auf Menschen zuzugehen, kam neben seinem skifahrerischen Können schon sehr früh gut an. So war er in jungen Jahren als Stunt-Double für Omar Sharif in einem Film zu sehen. Im legendären Film „Der schwarze Blitz“ raste er mit Toni Sailer die Piste herunter. Den Vergleich mit anderen Skigrößen hat er nie gescheut, in seinem Keller finden sich über 300 Pokale. „Meine Konkurrenz meinte immer, es sei schade, dass ich mein Talent nie im Weltcup unter Beweis gestellt habe. Dafür fehlte mir aber als Skilehrer, Barbetreiber und Familienvater einfach die Zeit.“ Willi Mathies wird am Karfreitag 80 Jahre alt. Der groß gewachsene Mann mit seinen weißen Haaren bildet mit seiner Ehefrau immer noch eine beeindruckende Erscheinung. Vor zehn Jahren posierte er noch mit blankem Oberkörper für den Skilehrerkalender. Der Fotograf Hubert von Hohenlohe verglich ihn damals mit dem Schauspieler David Hasselhoff. Schon jetzt treffen zahlreiche Geburtstagswünsche ein, unter anderem auch von seinen langjährigen Skischülern, die seine Freunde wurden. Gefeiert wird wegen der vorherrschenden Corona-Situation zu einem späteren Zeitpunkt. BI





Zur Person
WILLI MATHIES
Geboren 15. April 1942
Familie Seit 1966 mit Edeltrud verheiratet, zwei Kinder (Willi Mathies und Eva-Maria Lehmann), vier Enkel (28, 24, 16 und 14 Jahre)
Wohnort Bludenz
Beruflicher Werdegang Schlosserlehre, LKW- und Busfahrer, Gastwirt, staatlich geprüfter Skilehrer, Skiführer, Winterbergführer, Skischulleiter, Buch-Autor („Ab 1000 Meter wird geduzt“)
Hobbys Skifahren, Motorradfahren, Autos, Ziehharmonika spielen