Sinnfragen auf dem Gipfel

Menschen / 25.05.2022 • 17:48 Uhr
Auch an der Videokamera ist Klaus Abbrederis fit.
Auch an der Videokamera ist Klaus Abbrederis fit.

Klaus Abbrederis koordiniert die neue Kirchenaktion „Denk dich neu“.

feldkirch Es ist kein Geheimnis: Die Kirche muss um ihre Schäfchen kämpfen. Die einen treten überhaupt aus, bei anderen, vor allem den jungen Erwachsenen, hat sie in der Lebensrealität wenig Relevanz. „Aus welchen Gründen auch immer“, bemerkt Klaus Abbrederis (38) neutral. Umso mehr ist die Kirche jetzt bemüht, einen Kontakt zu dieser Altersgruppe aufzubauen. Konkret sind die 18- bis 25-Jährigen gemeint. „Sie sollen auf niederschwellige Art und Weise mit der Kirche in Berührung kommen“, sagt Abbrederis. Ins Gespräch bringen will sie sich mit ganz und gar nicht alltäglichen Aktionen. „Denk dich neu“, so heißt die österreichweite Kampagne, die in Vorarlberg von Klaus Abbrederis koordiniert wird. Dahinter steckt das Ziel, Jugendlichen, die ihr Verhältnis zur Kirche mit eher distanziert umschreiben würden, überraschend kirchenuntypisch anzusprechen, etwa mit einer Schnapsidee im wortwörtlichen Sinn. Der Auftakt ist bereits erfolgt, und Abbrederis hat schon festgestellt: „Es tut der Kirche nicht schlecht, sich in einer anderen Vielfalt zu zeigen.“

Langfristig gedacht

Im Rahmen von „Denk dich neu“ entstehen Projekte, PopUps und Events. „In Vorarlberg planen wir dazu noch die Schnapsidee am Berggipfel, die PopUpChurch am Szene Openair, den Día de los Muertos-Nighwalk zu Allerheiligen und Anfang Juli die Walk-on-water-Challenge in den Hohenemser Rheinauen“, vervollständigt Klaus Abbrederis das vorläufige Programm. Vorläufig deshalb, weil es eine langfristige Sache, eine Haltung auch innerhalb der Kirche werden soll. Die Suche nach neuen Ideen geht weiter. Abbrederis hofft auf Inputs von den jungen Leuten, aus Pfarreien und anderen kirchlichen Einrichtungen. „Es kann sehr viel entstehen, wenn die Möglichkeit dazu geboten wird.“

Abbrederis selbst kommt aus der Jungen Kirche. Schon dort konnte er viel ausprobieren. Seit November 2009 ist die Diözese sein Arbeitgeber. Der Rankweiler war auf der Suche nach einem Job, als er las, dass die Kirche einen Zivildienstbetreuer sucht. „Da ich aus dem Sozialbereich komme, dachte ich mir, ich schau‘ mir das einmal an“, erzählt er. Beim Anschauen blieb es nicht, denn er bekam die Stelle, und es hält ihn bis heute dort. „Das Gute an der Katholischen Kirche ist, dass sie inzwischen viele Charaktere zulässt“, sagt der in einer Partnerschaft lebende Vater einer vierjährigen Tochter. Es sei außerdem ein schöner Gedanke zu wissen, dass da jemand ist, wenn man ihn braucht.

Gebraucht werden auch die Dienste des Hobbykochs, wenn es um die Umsetzung der „Denk dich neu“-Kampagne geht. Er organisiert die Aktionen in Vorarlberg und stimmt sie mit den übrigen Diözesen jeweils ab. Deshalb kann eine Idee, die etwa in Salzburg geboren wurde, gut und gerne auch im westlichsten Bundesland ankommen. „Wir verfolgen schließlich alle das gleiche Ziel.“ Mit Missionieren hat die Kampagne aber nichts am Hut. Da sein, vielleicht ins Reden kommen, ein, zwei Sätze über Glauben und Kirche verlieren: „Das hinterlässt gleich ein ganz anderes Bild der Kirche“, zeigt sich Abbrederis überzeugt, dass die Bemühungen durchaus auch nachhaltig wirken.

Talk mit dem Bischof

An kreativen Angeboten mangelt es jedenfalls nicht. So findet am 27. Mai ein Hot-Spot-Talk mit Bischof Benno statt, und am 26. Juni heißt die Junge Kirche mit der Frage „Und was ist deine Schnapsidee? Für dich? Für die Welt? Für die Kirche?“ Wanderfreunde auf mehreren Gipfeln willkommen. In gemütlichen Gesprächen, durchatmenden Minuten oder schöpfungsgenießenden Momenten gibt es noch die eine oder andere Jause oder auch das traditionelle Gipfelschnäpschen bzw. selbstredend eine alkoholfreie Alternative. Gute Gründe also, über Kirche zu reden. VN-MM

„Es tut der Kirche nicht schlecht, sich in einer anderen Vielfalt zu zeigen.“

Klaus Abbrederis liebt das Holzhandwerk. Deshalb hat er sich eine eigene kleine Werkstätte eingerichtet.
Klaus Abbrederis liebt das Holzhandwerk. Deshalb hat er sich eine eigene kleine Werkstätte eingerichtet.
Veranstaltungen der Kirche sollen für die Nachwelt und das diözesane Archiv  festgehalten werden.
Veranstaltungen der Kirche sollen für die Nachwelt und das diözesane Archiv  festgehalten werden.
Einem gemütlichen Hock im Garten ist Klaus Abbrederis zu keiner Zeit abgeneigt.
Einem gemütlichen Hock im Garten ist Klaus Abbrederis zu keiner Zeit abgeneigt.

Zur Person

Klaus Abbrederis

Alter 38

Werdegang Absolvent der Kathi-Lampert-Schule, Junge Kirche, Projektmanagement und Marketing bei der Diözese Feldkirch

Familie Partnerschaft, eine vierjährige Tochter

hobbys Kochen, Holzarbeiten
Wohnort Rankweil