Lisbeth Bischoff über aufmüpfige und abtrünnige Royals

Echte Adelige erhalten ihren Titel von einem Monarchen. Doch mit den royalen Pflichten wollen nicht alle leben.
London Wie das aussehen kann, zeigen uns derzeit nicht nur Prinz Harry und Herzogin Meghan vor.
Auch in Norwegen lebt die Schwester von Kronprinz Haakon, wie sie will. Schon mit ihrer Hochzeit mit dem Schriftsteller Ari Behn am 24. Mai 2002 erregte Märtha Louise Aufsehen. Er war in der Königsfamilie umstritten, nachdem er in einem eigenen Fernsehfilm zusammen mit kokainschnupfenden Prostituierten aufgetreten war.
Nach ihrer Hochzeit tauschte Märtha Louise ihre Prinzessinnen-Rolle am Hof mit einer bürgerlichen Karriere als Kulturvermittlerin gegen Honorar, verzichtete auf den Titel Königliche Hoheit und auf ihre jährliche Apanage von rund 500.000 Euro.
In den Niederlanden verzichtete dereinst Prinz Johan Friso auf seinen Titel. Seine Braut, Mabel Wisse Smit, soll ein Verhältnis zu einem berüchtigten niederländischen, inzwischen getöteten Gangsterboss gepflegt haben. Dieses Verhältnis bestritt sie zunächst. Später gab sie zu, ihn doch näher gekannt zu haben. Die Regierung, die der Brautwahl der königlichen Thronfolger zustimmen muss, zeigte sich empört. Johan Friso weigerte sich, das Parlament um Zustimmung zur Heirat zu bitten, und verzichtete kurzerhand auf den Thronanspruch, damit er seine Mabel am 24. April 2004 heiraten konnte.
Eigenwillig und sehr selbstsicher hat der Ehemann von Prinzessin Madeleine von Schweden reagiert. Nachdem er ins Königshaus eingeheiratet hatte, lehnte er einen Adelstitel ab. Er wollte weiterhin Privatperson bleiben und weder schwedischer Staatsbürger noch Mitglied der Königsfamilie mit Anspruch auf Apanage werden. Seit 2018 wohnt Madeleine mit ihrer Familie in Florida. Doch die Schweden möchten die Prinzessin zurück, die nur noch zu Kurzbesuchen in ihre Heimat zurückkehrt.
Das Verhalten dieser Royals gilt als Beispiel für die Distanz der Adeligen zur Institution Königshaus. Sie alle sind der Enge der königlichen Familie überdrüssig.
Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn.