In bester Erinnerung bleiben

Nina Bröll und Martin Schachenhofer fotografieren Menschen, die bald sterben.
Feldkirch Nina Bröll (25) und Martin Schachenhofer (38) lernten sich 2018 über ein Arbeitsprojekt kennen. Beide sind freischaffende Fotografen. Nina Bröll, die eine Fotografenlehre abschloss und sich dann selbstständig machte, fotografierte schon als Teenager mit Begeisterung. „Am liebsten habe ich immer Menschen abgelichtet. Mein Ziel war es immer, Menschen so darzustellen, wie sie wirklich sind und zu zeigen, wie viel Schönheit in ihnen steckt.“ Die Dornbirnerin, die bereits als Lehrling einen Fotowettbewerb gewann, merkte schnell, dass sie Menschen glücklich machen kann, wenn diese sich auf den Fotos schön finden. Und das wiederum machte sie glücklich. „Wenn man die Menschen in ein gutes Gefühl bringt, entspannen sie sich und finden sich schön. Dann beginne ich zu fotografieren.“ Wie sie es schafft, dass Menschen ihr vertrauen und sich vor der Kamera öffnen und wohlfühlen, verrät die Fotografin nicht. Das bleibt ihr Berufsgeheimnis.
Wandeln auf einem schmalen Grad
Bei Martin Schachenhofer entbrannte die Leidenschaft fürs Fotografieren auch schon im Jugendalter. „Ich hatte auf jeder Reise eine Kamera dabei.“ Sein Weg zum Fotografen war nicht geradlinig. Martin arbeitete sieben Jahre lang als Pädagoge. „Ich wollte aber nie nur Lehrer sein. Im Hinterkopf war der Wunsch da, als Fotograf zu arbeiten.“ Das Handwerkszeug hierfür lernte der Feldkircher in Wien auf der Graphischen, einer berufsbildenden höheren Schule für Berufe der visuellen Kommunikation und Medientechnik. 2018 hängte Martin den Lehrerberuf an den Nagel und machte sich als Fotograf selbstständig. „Diese Entscheidung habe ich nicht bereut.“ Als Fotograf ist er kein großer Inszenierer, vielmehr versucht er, die Momente zu erhaschen, die berührend und schön sind. „Ich fange sie mit der Kamera ein und achte darauf, dass es nicht gestellt wirkt.“ Im Dezember 2019 trafen sich Nina und Martin auf einen Kaffee. Die Berufskollegen stellten fest, „dass öfter ältere Menschen auf uns zukommen, die wollen, dass wir sie fotografieren, damit sie ein Foto für die Todesanzeige und das Sterbebild haben.“ Das erstaunte die Fotografen nicht wirklich. Denn: „Jeder möchte sich von seiner besten Seite zeigen und so auch in Erinnerung bleiben.“ Die Idee entstand, Abschiedsbilder für Menschen anzubieten, die in absehbarer Zeit sterben werden. „Uns war klar, dass wir uns mit diesem Angebot auf einem schmalen Grat bewegen, dass diese Arbeit große Einfühlsamkeit und viel Gespür voraussetzt und wir in emotionale Situationen kommen werden, die nicht einfach sind.“ Aber das Duo traute sich dies zu und hält nun mit seinem Angebot „Wiedersehen“ Augenblicke mit Menschen fotografisch fest, die auf einen Übergang zugehen. „Mit echten Bildern schaffen wir ein Wiedersehen.“ Im Zuge dieser Arbeit machten Nina und Martin schon die bewegendsten Erfahrungen, in Situationen, in denen das Leben seine Vergänglichkeit zeigt. „Oft vertrauen uns die Menschen ihre ganze Lebensgeschichte an. Manche haben Unglaubliches erlebt, ihr Kind verloren oder ihren Partner über viele Jahre gepflegt. Als Fotografen möchten wir zeigen, was für starke Menschen das sind, was für eine Lebensweisheit und innere Schönheit sie haben.“ Zum Fotografieren brauche es diese Kennenlernzeit. „Wir wollen mit den Menschen eine gute Zeit haben. Dann entstehen schöne Fotos.“ Für Nina und Martin ist „Wiedersehen“ inzwischen zum Herzensprojekt geworden, „weil es eine so erfüllende Arbeit ist“. VN-KUM
„Wir möchten zeigen, was für starke Menschen das sind, was für eine Lebensweisheit und innere Schönheit sie haben.“



Zur Person
Nina Bröll
Geboren 3.2.1997
Hobbys Wandern, Schwimmen,
Musik, Kochen
Familie ledig
Martin
Schachenhofer
Geboren 18.2.1984
Hobbys Snowboarden, Surfen,
Wandern, Fahrradfahren
Familie ledig
Infos unter www.wiedersehen.cc