Der Mann an der Gartentür

Alfred Stoppel ist Mitorganisator vom „Tag der offenen Gartentür“.
Lauterach Wenn Alfred Stoppel im Sommer nach einem Konzert zumute ist, dann hat er es nicht weit. „Am Abend, wenn die Sonne untergeht, du im Garten sitzt und die Grillen anfangen zu zirpen . . . das ist Balsam“, schwärmt er. Der 63-jährige Lauteracher hat sich mit seiner Frau Erna in der Antoniusstraße ein Gartenparadies geschaffen, das nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen und für Schmetterlinge, Hummeln, Bienen oder Schwebfliegen allerhand zu bieten hat. Hier eine bunte Blumenwiese, dort Obstbäume und Beerensträucher, da Gemüse- und Kräuterbeete oder ein „wildes Eck“. „Mir ist wichtig, dass für alle ein bisschen etwas da ist. Man braucht im Garten keine Spritzmittel oder Insektizide. Wenn man eine entsprechende Vielfalt reinbringt, dann ziehst du die Nützlinge automatisch an“, sagt er. An jedem Baum hängt für die Ohrwürmer ein umgedrehter kleiner Tontopf, der mit Holzwolle gefüllt ist. Steinhaufen dienen als Marienkäferhotel. „Der wilde Wein ist ein irrsinnig gutes Bienenfutter und im Herbst freuen sich die Vögel über die Beeren“, ergänzt der Mann mit dem grünen Daumen.
70 Gärten
Alfred Stoppel ist seit 13 Jahren Obmann des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Lauterach, davor war er zehn Jahre lang Kassier. Im Landesverband, dem Verband für Obst- und Gartenkultur Vorarlberg, ist er seit elf Jahren aktiv. Morgen, Sonntag (19. Juni), geht der dritte „Tag der offenen Gartentür“ über die Bühne, den der Lauteracher mitorganisiert hat. Bei der Veranstaltung öffnen knapp 70 Gartenbesitzer aus ganz Vorarlberg von 10 bis 17 Uhr ihre Privatgärten. „Wir wollen der Bevölkerung einfach ein bisschen zeigen, was Vorarlberg für schöne, tolle Gärten hat. Man kann sich inspirieren lassen und neue Ideen sammeln.“
Der Verband für Obst- und Gartenkultur zählt rund 15.000 Mitglieder in 66 Ortsvereinen, darunter auch immer mehr junge. Alfred Stoppel selbst hat seine Liebe zum Gärtnern relativ spät entdeckt. „Als Bub, wenn die anderen Fußball spielen oder schwimmen gegangen sind, musste ich mit der Mutter raus ins Ried zum Bohnen brocken, Erdäpfel häufeln oder jäten. Danach hatte ich 30 Jahre mit dem ganzen Zeug nichts, aber schon gar nichts mehr am Hut“, erinnert sich der OGV-Obmann. Geändert hat sich das, als seine Mutter durch einen tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam und die Stoppels mitten im Sommer vor einem komplett gerichteten Garten gestanden sind. „Da habe ich zu meiner Frau gesagt: So, was tun wir jetzt? Hin werden lassen kann ich es auch nicht. Dann habe ich in die Erde hineingegriffen und das Gärtnervirus war wieder da. Es hat uns beide gepackt.“
Vorbelastet ist Alfred Stoppel ohnehin. Sein Großvater war 54 Jahre Kassier beim OGV Lauterach, sein Vater 25 Jahre lang Obmann. Aktuell hat der Verein knapp 470 Mitglieder und ist damit der drittgrößte Verein in der Hofsteiggemeinde. Was dem nunmehrigen Obmann am Garten wichtig ist? „Ein Garten soll eine Wohlfühloase sein und uns gesundes Essen liefern. Insekten sollen sich genauso wohlfühlen und ins Auge sollte er auch ein bisschen passen. Wichtig ist, dass du den Garten für dich und deine Familie machst und nicht für den Nachbarn.“ vn-ger
„Der wilde Wein ist ein irrsinnig gutes Bienenfutter und im Herbst freuen sich die Vögel.“



Zur Person
Alfred Stoppel
ist OGV-Obmann in Lauterach
Geboren 19. August 1958
Laufbahn 47 Jahre lang Techniker bei Alpla, seit 1. September 2020 in Pension
Hobbys Garten, Radfahren, Laufen, Reisen
Familie seit 2011 verheiratet mit Erna
Tag der offenen Gartentür: Sonntag, 19. Juni, 10 bis 17 Uhr. Die Gärten sind unter www.offenegaerten.ogv.at zu finden.