Bilderhauerei statt Kinderbetreuung

Menschen / 08.07.2022 • 17:39 Uhr
Roland Adlassnigg visualisiert hinter den Kulissen des Alltags das Unsichtbare.
Roland Adlassnigg visualisiert hinter den Kulissen des Alltags das Unsichtbare.

Roland Adlassnigg hat als Bühnenbildner und Bildhauer Aufträge weit über die Vorarlberger Grenzen hinaus.

Rankweil Eine Marslandschaft, bedeckt mit rot-braunem Staub. In der Marslandschaft Steine, mit einem Rad aus Stahl. Das entdecken aufmerksame Spaziergänger aktuell in der Kunstbox am Jahnplatz in Feldkirch. Idee, Umsetzung und Gestaltung stammen vom Vorarlberger Künstler Roland Adlassnigg. In diese Skulptur kann man, so Adlassnigg, einerseits den Klimawandel und andererseits die Flüchtlingskrise oder gar etwa den aktuellen Krieg in der Ukraine hineininterpretieren. Die wüstenähnliche Landschaft mit rot-braunem Sand steht hierbei für den Klimawandel. Die Steine auf einem kleinen Stahlrad symbolisieren das „auf den Weg machen“. Sie verlassen ihren Heimatort und begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse.

Fehlende Möglichkeiten

Eigentlich wollte der Rankweiler aber Kindergartenpädagoge werden. Da es keine Herrentoiletten an dieser Schule gab, war eine Ausbildung für Männer damals nicht möglich. Er überlegte sich, was er stattdessen machen möchte. „Mit den Händen arbeiten, etwas Handwerkliches“, entschloss sich der junge Herr damals. Also entschied er, die Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei in Innsbruck zu besuchen. Anschließend machte er die Meisterprüfung als Bildhauer in Wien. „Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Wenn man mich heute fragt, was ich anders machen würde, antworte ich immer: Nichts. Ich würde alles genau so wieder machen,“ erzählt der 50-Jährige von seiner Entscheidung. Für ihn ist der Beruf des Künstlers nicht nur einfach ein Beruf, sondern die Erfüllung. „Kunst ist alles, Kunst ist immer, Kunst ist überall. Kunst ist mein tägliches Leben“, beschreibt der Rankweiler die für ihn geltende Bedeutung von Kunst. Er verdient nicht nur seine Brötchen mit der künstlerischen Arbeit, er geht darin auch völlig auf. Das merkt man sofort, wenn man mit ihm über vergangene und aktuelle Projekte spricht. Ein besonderes Projekt möchte Adlassnigg dabei aber nicht nennen, „das wäre unfair gegenüber allen anderen, ebenfalls großartigen Projekten.“

Von Vorarlberg in die Welt

Auch mit vielen internationalen Künstlern arbeitet Roland Adlassnigg zusammen. Erst vor Kurzem installierte er beispielsweise Skulpturen von Monika Sosnowska, einer polnischen Bildhauerin und Installations-Künstlerin. Die Werke von Sosnowska können noch bis zum 30. Oktober im Kunstraum Dornbirn bewundert werden.

Die Herausforderung dabei war, dass die Werke feinlackiert sind, so Adlassnigg. Er musste also darauf achten, dass die Installationen keinen einzigen Kratzer abkriegen. Und das bei einem Gewicht zwischen einer und 1,5 Tonnen. Adlassnigg hat viele solcher Projekte, bei denen er den Auf- und Abbau der Werke von Künstlern aus aller Welt übernimmt. Er bekommt die Werke dabei in Einzelteilen auf Sattelzügen geliefert. Eine Montageanleitung gibt es für den Aufbau meist nicht, Adlassnigg kennt nur das Bild der fertigen Skulpturen. Er organisiert also für jedes Projekt ein Team, eigens für die Aufgabenstellung zusammengestellt. Hierzu greift er auf einen Pool zurück, den er in den letzten 26 Jahren seiner Selbstständigkeit aufbauen konnte. VN-SAH

„Wenn man mich heute fragt, was ich anders machen würde, antworte ich immer: Nichts.“

Adlassniggs neuestes Projekt: Seine Interpretation eines Zentaur, angepasst an die heutige Zeit.
Adlassniggs neuestes Projekt: Seine Interpretation eines Zentaur, angepasst an die heutige Zeit.
Die wesentlichen Bestandteile seiner Kunst: Stein und Stahl. Zu sehen im großen Kreisverkehr beim McDonald’s in Rankweil.
Die wesentlichen Bestandteile seiner Kunst: Stein und Stahl. Zu sehen im großen Kreisverkehr beim McDonald’s in Rankweil.
Bis zum 9. September kann sein Werk in der Kunstbox am Jahnplatz in Feldkirch bewundert werden.  Adlassnigg
Bis zum 9. September kann sein Werk in der Kunstbox am Jahnplatz in Feldkirch bewundert werden.  Adlassnigg

Zur Person

Roland Adlassnigg

ist seit 1996 selbstständig im Namen der Kunst unterwegs

Ausbildung Bildhauer mit Meisterprüfung

Wohnort Rankweil

Alter 50

Familie verheiratet mit Patricia, ein Sohn

Lebensmotto in dubio pro arte (Im Zweifel für die Kunst)