Themen der jungen Generation

Elena Schertler (19) experimentiert mit Materalien und Formaten und thematisiert dabei nicht nur „leichte Kost“.
HITTISAU Elena Schertler hat längst ihren eigenen Stil gefunden. Wer eines ihrer Werke sieht, erkennt die junge Künstlerin sofort. Bei aller Bescheidenheit hört man im Gespräch auch ein wenig Stolz heraus, wenn sie von der Wiedererkennung ihrer Bilder spricht. Dabei geht die Suche weiter. Neue Materialien, neue Formate, vielleicht irgendwann auch Skulpturen – die künstlerische Reise der 19-Jährigen nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf.
Seit heute, 9. Februar, ist ein knappes Dutzend ihrer Bilder in einer Gruppenausstellung in der „Villa Claudia“ in Feldkirch zu sehen. Eine andere Villa hatte ihre Kindheit geprägt. Pippi Langstrumpf, die ihren „kleinen Onkel“ eins zu eins auf eine Wand der Villa Kunterbunt malte, nennt sie heute als Vorbild. Malen im Großformat war schon damals ein Traum. „Das hat schon im Kindergarten begonnen“, so Schertler.
Ein Malkurs bei Ulrike Maria Kleber, als damals Zwölfjährige, war ein Schlüsselerlebnis. „Da wusste ich, ich will Künstlerin werden.“ Im Shop des Frauenmuseums ihres Heimatorts Hittisau waren die ersten Bilder aufgelegt. Das Motiv, Frauen in der Bregenzerwälder Juppe, kam an. Elena Schertler verkauft als junge Schülerin ihre ersten Bilder. Sie habe es kaum realisieren können, etwas zu machen, das nicht nur Spaß macht, sondern dafür auch noch Geld zu bekommen, errinnert sie sich an die Anfänge zurück.
Themen ihrer Generation
Die Jüpplerinnen sind Geschichte. Elena Schertler, die an der HTL Dornbirn mit Schwerpunkt Mode und Produktionstechnik die Maturaklasse besucht, verabeitet in ihren Bildern die Themen ihrer Generation. Klimakrise, Gender, Zukunftsängste beschäftigen auch die 19-Jährige. „Manche sagen, die Bilder wirken düster und fragen warum? Die Themen sind Konflikte, die vom Menschen ausgehen, und das ist nicht immer leichte Kost“.
In ihrem Zimmer im Elternhaus in Hittisau legt sie eines der Bilder auf den Maltisch. Elena arbeitet im Stehen, beschreibt eine Technik, die sie sich autodidaktisch angeeignet hat. „Ich verwende verschiedenste Materialien. Durch Wachs etwa wird Papier transparent. Fäden, Garn, auch Alufolien können eingearbeitet werden.“
Ein Blick auf die Arbeitsfläche zeigt einen bunten Mix an Utensilien: Aquarellfarben, Kohlestifte, Acrylfarben, Wachs, Knöpfe, Textilien, Glas, Sprays. Sie verwendet, was sie gerade findet. Gerne bedient sie sich auch aus Vaters Werkstatt im Keller.
Die junge Bregenzerwälder Künstlerin arbeitet an ihrem eigenen Stil. Vorbilder hat sie dennoch. Was Jean-Michel Basquiat oder Stella Winter machen, inspiriere sie. Sie selbst bleibt in der künstlerischen Richtung völlig offen. „Ich möchte viel ausprobieren, auch in Richtung Skulpturen.“ Derzeit experimentiert Schertler mit runden Rahmen, Stoffen statt Papier und Arbeiten direkt im Raum. Wie ein Tischler Möbel dem Raum anpasst, möchte sie das auch mit ihrer Kunst tun.
Nächstes Ziel ist die Matura, ein Jahr Ausland, die Welt sehen. Dann ein Studium in Berlin oder Wien mit einem zweiten Ausbildungsstandbein abseits der Kunst. Nur von ihr allein zu leben, bedeute vielfach, die Freiheit nicht mehr zu haben, das zu tun, was einem gefällt. Dazu gehört: neue Dinge ausprobieren. Das macht Elena Schertler mit Leidenschaft. Ihre Bilder wirken reif, teils düster, jedenfalls sehr erwachsen. „In der Kunst spielt Alter keine Rolle“, sagt die 19-Jährige. Wie recht sie hat. VN-MIG
„Themen sind Konflikte, die vom Menschen ausgehen, und das ist nicht immer leichte Kost.“



Zur Person
Elena Schertler
Künstlerin
Geboren 28. 12. 2003 in Hohenems
Wohnort Hittisau
Ausbildung HTL Dornbirn, Schwerpunkt Mode und Produktionstechnik
Aktuelle Ausstellungen Vernissage Bar in Großdorf (Einzelausstellung), Villa Claudia Feldkirch (Gruppenausstellung)
Aktivitäten Kunst Vorarlberg (Feldkirch), Projektschmiede Bregenzerwald
Elena Schertler ist eine von 50 „Köpfen von morgen“. Die Beilage über junge Talente im Land, die eine große Zukunft vor sich haben, liegt heute den VN bei.