Genießerin mit Feingefühl

Julia Pirker dringt als Krankenhaus-Diätologin in sehr private menschliche Bereiche vor.
Hohenems Sie kocht gern, und sie isst gern. „Ich bin eine Genießerin“, fasst Julia Pirker (24) eine Facette ihrer Persönlichkeit zusammen. Lachend fügt sie noch an: „Wir essen so gerne, dass wir es sogar studieren.“ Damit spielt die junge Dornbirnerin auf ihren Beruf an. Sie ist nämlich Diätologin und ihr Arbeitsplatz das Landeskrankenhaus Hohenems. Das Thema Ernährung hat sie immer schon interessiert. Die Ernährungswissenschaft war Julia Pirker allerdings zu theoretisch. „Ich wollte praktisch tätig sein, mit Menschen arbeiten“, erzählt sie. Auf ihrem Informationsstreifzug durch verschiedene Berufsmessen stießt Pirker schließlich auf das Berufsbild der Diätologin. Hier fühlte sie sich gut aufgehoben. Die dreijährige Bachelorausbildung absolvierte Julia an der FH gesund in Innsbruck. „Sie wird vorausgesetzt, um auch kranke Menschen in Sachen Ernährung beraten zu dürfen“, erklärt sie. Seit zweieinhalb Jahren macht sie das nun und ist immer noch voll der Begeisterung für ihre Jobwahl.
Bedeutende Stütze
An den Vorarlberger Landeskrankenhäusern sind derzeit 18 Diätologinnen im Einsatz. „Wir würden mehr brauchen“, flicht Julia Pirker im Gespräch ein. Sie und ihre Kolleginnen unterstützen die Patienten mit ihrem Wissen beim Gesundwerden und -bleiben und sind in vielen Fachbereichen eine bedeutende Stütze im Behandlungsablauf. Die Möglichkeiten nach der Ausbildung sind zahlreich: Einige Diätologinnen und Diätologen arbeiten in Krankenhäusern, andere in Reha-Kliniken und Gemeinschaftspraxen. Wieder andere machen sich selbstständig oder sind beratend in medizinischen Einrichtungen tätig. „Einige arbeiten auch in Bereichen, die sich um die wissenschaftliche Weiterentwicklung künstlicher Ernährung und Sondennahrung bemühen“, weiß Julia Pirker und ergänzt: „Ich wäre in einem Labor nicht gut aufgehoben.“
Die Vielfalt mache das Fachgebiet spannend, gleichzeitig aber auch sehr sensibel. „Alles, was mit Ernährung zu tun hat, betrifft einen ganz privaten und intimen Bereich von Menschen. Da ist Feingefühl gefragt“, schildert Julia Pirker einen besonders wichtigen Aspekt ihrer Arbeit. Sie versteht, dass sich niemand gerne sagen lässt, dass er sich falsch ernährt. Deshalb ist der Kommunikation schon im Studium ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Umsichtig und freundlich, aber auch überzeugend geht sie ihre diffizile Aufgabe an. „Die Patienten verstehen dann schon, dass Ernährung viel Gutes bewirken kann.“ Die Zuweisungen an Diätologen erfolgen durch das medizinische Personal. „Wir sind in vielen Bereichen und auf unterschiedlichsten Stationen aktiv. Wir arbeiten mit Neugeborenen genauso wie mit Menschen auf der Palliativstation“, betont Julia Pirker. „In allen Fällen ist der Austausch zwischen den einzelnen Berufsgruppen essenziell, denn Ernährung spielt in so gut wie jeden Gesundheitsbereich hinein.“
Wissen statt Verbote
Die Arbeitsschwerpunkte liegen bei Patienten mit onkologischen, gastroenterologischen, endokrinologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Auch dort, wo die Nahrungsaufnahme aus diversen Gründen individuell angepasst werden muss, ist die Spezialistin im Einsatz. Julia Pirker hat jedoch nicht nur im Spitalsalltag eine bedenkliche Entwicklung beobachtet: „Wir haben heute einen nahezu unbegrenzten Zugriff auf Lebensmittel aller Art. Leider fehlt allzu häufig die Kenntnis über die individuell richtige Ernährung. Hier können Diätologen aufklären und therapeutisch wirken.“ Von Verboten hält die sportliche junge Frau nichts, wohl aber von Wissen über eine Materie, welche die Gesundheit nachweislich beeinflusst. VN-MM
„Die Patienten verstehen dann schon, dass Ernährung viel Gutes bewirken kann.“



Zur Person
Julia Pirker
Alter: 24 Jahre
Beruf Diätologin am LKH Hohenems
Wohnort Dornbirn
Familienstand Partnerschaft
Hobbys Wandern, Mountainbiken, Skitouren, Skifahren, und das stets mit genügend Jause für alle im Gepäck