Berufskraftfahrer mit ganzem Herzen

Markus Müller liebt seinen Job und setzt sich für seine Berufsgruppe ein.
BÜRS Markus Müller hat die langen, grau-braunen Haare zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Er trägt ein schwarzes Shirt, das in der Jeanshose steckt. Darauf steht in gelben Buchstaben „Berufskraftfahrer“. Müller macht seinen Job mit breiter Brust und voller Stolz und möchte die Begeisterung gerne weitergeben.
„Das ist meine Welt und da gehe ich auf“, sagt der 51-Jährige. Seit 33 Jahren ist er schon in ganz Europa unterwegs. Zunächst 25 Jahre im internationalen und nationalen Fernverkehr und nun seit acht Jahren im Nahverkehr. Das heißt: Am Abend ist er wieder zu Hause. „In Vorarlberg, der Schweiz und im grenznahen Deutschland, das ist so mein Geschäftsgebiet“, berichtet er. Vom Güterbahnhof Bludenz aus bringt er Waren aus der Lebensmittelindustrie an ihre Ziele.
Mit dem Job als Lkw-Fahrer hat sich Müller einen Kindheitstraum erfüllt. „Mich haben schon immer große Autos und die Technik dahinter interessiert“, erzählt er. „Und aus dem Traum ist am Ende des Tages ein Beruf mit Leidenschaft geworden.“ Vor allem die Vielfältigkeit hat es ihm angetan. „Du hast jeden Tag andere Situationen, kein Tag ist wie der andere.“ Für jeden, der Interesse an dem Beruf habe, finde sich etwas Passendes: ob Fern- oder Nahverkehr, ob Lebensmittel, Baustellen oder Tankstellen.
Eine andere Zeit
Vor etwa 20 Jahren hat der Bürser zudem auf dem zweiten Bildungsweg den Lehrabschluss für Berufskraftfahrer gemacht. In all den Jahren ist Markus Müller viel herumgekommen. „Im Fernverkehr waren es circa 160.000 Kilometer im Jahr, im Nahverkehr sind es jetzt etwa 70.000“, berichtet er. Insgesamt kommt der Trucker damit auf weit über vier Millionen Kilometer auf der Straße. Oder anders gesagt: Er hätte schon über einhundert Mal die Erde umrundet.
„Als ich angefangen habe, gab es noch keine 20-Euro-Tickets quer durch Europa.“ Dafür wurde an den Grenzen noch kontrolliert. Für Müller waren die Fahrten der ideale Weg, um Europa kennenzulernen. „Ich habe sogar so viel Italienisch gelernt, dass ich mich verständigen konnte“, erzählt er. Als Ausgleich auf langen Reisen hatte er immer sein Fahrrad dabei, um – wenn möglich – die Gegend zu erkunden. „Zudem lese ich sehr viel.“
Familie gibt Rückhalt
Man dürfe die Zeit aber nicht mit heute vergleichen, findet der 51-Jährige. „Heutzutage hast du einfach ganz klaren Zeitdruck. Durch die Digitalisierung und die Überwachung mit klar vorgegebenen Zeitfenstern hast du immer im Hinterkopf: Wie lange kann ich noch?“ Das ist einer der Gründe, warum der Job für Jüngere nicht mehr so attraktiv sei wie für ihn früher. Dazu kommen mangelnde Wertschätzung und Probleme in der Sozialinfrastruktur. Sein Wunsch: Die Menschen sollen erkennen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass Tankstellen immer mit Benzin versorgt sind, Pakete innerhalb kürzester Zeit geliefert werden und Supermarktregale ständig voll sind.
Dafür setzt sich Müller ein – insbesondere diesen Freitag. Denn der zweite Freitag im Mai ist traditionell der internationale Tag der Berufskraftfahrer. „Diesen Tag sollte man eben hernehmen, um positiv über die Branche und vor allem die Berufsgruppe der Kraftfahrer zu sprechen“, sagt Müller. Auch wenn der Job hart ist, der 51-Jährige macht ihn von Herzen gern.
Rückhalt gibt ihm seine Familie. Daher auch der Schritt weg vom Fernverkehr. „An der Tatsache, dass ich jahrelang unterwegs war, ist meine erste Ehe nach 24 Jahren gescheitert“, erzählt er. „Seit acht Jahren bin ich in einer neuen, glücklichen Beziehung. Meine Verlobte Alexandra sowie meine beiden Kinder, die in Wien leben, füllen meine Freizeit vollends aus.“ Zudem engagiert sich Müller ehrenamtlich für seine Berufsgruppe und den Verein DocStop Austria. Dabei geht es um schnelle Hilfe bei gesundheitlichen Problemen für Fahrer während der Arbeit. Und die ist unter einer zentralen Nummer in ganz Europa erreichbar. „Eine Unterwegs-Versorgung bei Kopfweh, Magenschmerzen oder Zahnschmerzen, die über Nacht auftreten können“, schildert Müller. Berufskraftfahrer steht eben nicht nur auf seinem Shirt, Markus Müller verkörpert den Job – mit Leib und Seele. VN-PPL
„Mich haben schon immer große Autos und die Technik dahinter interessiert.“



Zur Person
Markus Müller
ist seit über 30 Jahren Berufskraftfahrer
Geboren 16. 9.1971 in Wien
Familienstand verlobt mit Alexandra
Wohnort Bürs
Ausbildung Lehrabschluss zum Karosseur und KFZ-Lackierer; Lehrabschluss mit Auszeichnung zum Berufskraftfahrer
Hobbys Familie und ehrenamtliches Engagement für die Berufsgruppe
Bevorzugte Musik Rock und Heavy Metall