Die Unruhe eines Abenteurers

Mit seinem E-Mountainbike erkundet Gerhard Unterkofler Europa. Zuletzt ging’s nach Ligurien.
Hohenems Von der Schule und den Lehrern will Gerhard Unterkofler (64) schon längst nichts mehr wissen. Nicht weil der ehemalige Lehrergewerkschafter und jetzige Pensionist seinen früheren Beruf nicht geliebt hätte. Nur: Der Hohenemser ist seit drei Jahren im (Un-)Ruhestand und in ein neues Leben eingetaucht. Ein Leben, das ihm Spaß macht und ihn zu immer neuen Abenteuern treibt. Unterkofler ist ein begeisterter Hobbyradfahrer, liebt extravagante, lange Touren. Sie bringen ihn für mehrere Wochen weg von zu Hause in andere Welten, deren Erlebnisschatz er begierig aufsaugt.
Von Ost nach West
Erst kürzlich ist Gerhard Unterkofler von einem Mega-Trip zurückgekehrt. „Ich fuhr von Wien aus quer über die Alpen bis nach Ligurien. Dabei habe ich 2.300 Kilometer zurückgelegt und 35.000 Höhenmeter bewältigt“, beschreibt er nicht ganz ohne Stolz seine jüngste Trophäe in Sachen Radtour. „Ich wollte die Alpen nicht einfach von Norden nach Süden queren, sondern von Osten nach Westen und dann Richtung Meer fahren“, beschreibt der Hohenemser den „Kick“, den er sich verschaffen wollte und letztlich tatsächlich verschaffte.
33 Tage war er unterwegs, mühte sich über mehrere Pässe, trat die Pedale auf wildromantischen Pfaden in den Bergen ebenso wie in sengender Hitze über lange Straßen in Italien. Unterkofler war mit einem E-Mountainbike und 15 Kilo Gepäck unterwegs. Dieses hatte er in eine Satteltasche verstaut und an den Drahtesel geklappt. „Mein wichtigstes Utensil war freilich das Smartphone. Mit diesem plante ich die Tagestouren und reservierte Unterkünfte.“ Einen strampelfreien Tag gönnte sich der schlacksige 64-Jährige nicht. „Vorgesehen war ein Ruhetag pro Woche. Aber es drängte mich einfach jeden Tag aufs Fahrrad.“
Seinen höchsten und kältesten Punkt erreichte er nahe dem Matterhorn auf 3200 Metern Höhe. Dort lag sogar Schnee. Das Gegenteil erlebte er einmal auf einer Straße nahe Turin. „Dort hatte es 40 Grad im Schatten.“ Letztlich erreichte er überglücklich seinen Endpunkt am Meer zwischen Imperia und Ventimiglia. Dort ließ er sich von seinem Sohn abholen.
Buchautor
Gerhard Unterkofler ist das, was man einen zufriedenen Pensionisten nennt. „Ich mag die Einsamkeit auf solchen Touren genauso wie ganz allgemein Geselligkeit. Alles zu seiner Zeit.“ Seine zahlreichen Radtouren (Bodensee, Kärnten/Steiermark, Schleswig Holstein) hat der zweifache Vater und bald auch zweifache Großvater in Buchform festgehalten. Vier Bücher geben Zeugnis über seine Radtouren.
Multiples Sklerose
Dass Gerhard Unterkofler zu solch kräftezehrenden Expeditionen überhaupt in der Lage ist, grenzt an ein kleines Wunder. Mit 40 wurde bei ihm Multiple Sklerose diagnostiziert, jahrelang musste er sich selber Spritzen verabreichen. „Doch eines Tages sagte mir mein Arzt, ich soll damit aufhören. Und ich habe seit dem ersten Auftreten der Krankheit tatsächlich keinen einzigen Schub mehr bekommen. Ich fühle mich absolut gesund.“
Seine nächste Tour hat Gerhard Unterkofler schon längst im Kopf. „Ich will mit dem Bike nach London.“ VN-hk
„Ich plante einen Ruhetag pro Woche ein. Doch es drängte mich täglich aufs Fahrrad.“



Zur Person
Gerhard Unterkofler
Geboren 15. Jänner 1959
Wohnhaft Hohenems
Beruf Pensionist
Familie Verheiratet, zwei Kinder, ein (bald zwei) Enkel
Lieblingsspeise Ratatouille