Musikalische Brillanz in düsterer Szenerie

Kultur / 30.07.2023 • 17:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Großer Jubel für düsteren "Macbeth" mit Starsopranistin Asmik Grigorian.<span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>
Großer Jubel für düsteren "Macbeth" mit Starsopranistin Asmik Grigorian.SF/Bernd Uhlig

Salzburger Festspiele präsentieren packende Inszenierung des Shakespeare-Klassikers “Macbeth”.

Mit “Macbeth” präsentieren die Salzburger Festspiele am Samstagabend erneut eine kühne und packende Inszenierung des Shakespeare-Klassikers. Unter der Regie von Krzysztof Warlikowski entfaltet sich das zeitlose Drama in einer Neuinterpretation, die das Publikum auf eine intensive Reise in menschliche Abgründe mitnimmt. Krzysztof Warlikowski inszenierte Verdis Schaueroper “Macbeth” bei den Salzburger Festspielen behutsam mit den Mitteln des Stummfilms und erntete dafür stürmischen Applaus.

Elemente der Handlung werden auf der riesigen Bühne oft parallel erzählt, auch mittels schwarz-weißen Live-Videos der Darsteller<span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>.
Elemente der Handlung werden auf der riesigen Bühne oft parallel erzählt, auch mittels schwarz-weißen Live-Videos der DarstellerSF/Bernd Uhlig.

Philippe Jordan, der musikalische Leiter der Aufführung, beweist einmal mehr sein herausragendes Können und Gespür für die musikalische Interpretation. Unter seiner Leitung gelingt es dem Orchester, die atmosphärische Dichte und emotionale Reife von Verdis Musik voll zum Ausdruck zu bringen. Jordans präziser Dirigierstil verleiht der Inszenierung eine bestechende musikalische Klarheit und unterstützt die Darsteller in ihren Rollen. Die Wiener Philharmoniker unterstreichen einmal mehr ihren herausragenden Ruf als Klangkörper von unvergleichlicher Qualität und tragen wesentlich zur musikalischen Brillanz der Aufführung bei.

Das Premierenpublikum bejubelte Starsopranistin Asmik Grigorian, die in der stimmlich herausfordernden Rolle der Lady Macbeth debütierte.    <span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>
Das Premierenpublikum bejubelte Starsopranistin Asmik Grigorian, die in der stimmlich herausfordernden Rolle der Lady Macbeth debütierte. SF/Bernd Uhlig

Die Musikerinnen und Musiker schaffen eine fesselnde Klangwelt, die das Publikum in ihren Bann zieht und die dramatischen Facetten von Verdis Musik meisterhaft zum Ausdruck bringt. Ihre Präzision, ihr harmonisches Zusammenspiel und ihre Ausdruckskraft tragen wesentlich dazu bei, dass die Aufführung von “Macbeth” zu einem unvergesslichen musikalischen Erlebnis wird. Die Zusammenarbeit der Wiener Philharmoniker mit Philippe Jordan zeigt einmal mehr, warum sie zu den führenden Klangkörpern der Welt gehören und ihr Können auf höchstem Niveau präsentieren.

In der Titelrolle des Macbeth brilliert Vladislav Sulimsky. <span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>
In der Titelrolle des Macbeth brilliert Vladislav Sulimsky. SF/Bernd Uhlig

In der Titelrolle des Macbeth brilliert Vladislav Sulimsky mit einer eindringlichen Darstellung. Er verleiht der ambivalenten Figur eine fesselnde Präsenz und macht die innere Zerrissenheit des tragischen Helden spürbar. Sulimskys nuancierte Darstellung macht Macbeth zu einer faszinierenden und zugleich bedrohlichen Figur auf der Bühne.

Die Wiener Philharmoniker unterstreichen einmal mehr ihren herausragenden Ruf als Klangkörper.<span class="copyright">SF/Bernd Uhli</span>
Die Wiener Philharmoniker unterstreichen einmal mehr ihren herausragenden Ruf als Klangkörper.SF/Bernd Uhli

Asmik Grigorian übernimmt nach der Marie in „Wozzeck“, der Titelrolle in der „Salome“ und der Chrysothemis in „Elektra“ erstmals die Rolle der Lady Macbeth. Mit ihrer kraftvollen Stimme und Ausdrucksstärke verleiht sie der Figur eine bemerkenswerte Tiefe. Grigorian gelingt es, die Vielschichtigkeit und die menschlichen Aspekte der Lady Macbeth hervorzuheben, ohne sich nur auf das Böse zu konzentrieren. Ihr Spiel lässt das Publikum die Verletzlichkeit und innere Zerrissenheit der Lady Macbeth nachvollziehen und macht ihre Darbietung zu einem Höhepunkt der Aufführung.

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Tareq Nazmi glänzt als Banco mit seiner kraftvollen Bassstimme und seiner ausdrucksstarken Bühnenpräsenz. Er verleiht der Figur des Banco eine auffallende Stärke, die den Konflikt zwischen Gut und Böse in der Geschichte widerspiegelt. Caterina Piva als Kammerfrau der Lady Macbeth besticht durch ihre starke schauspielerische und musikalische Leistung. Ihre emotionale Intensität trägt dazu bei, die komplexe Beziehung zwischen Lady Macbeth und ihrer Vertrauten eindrucksvoll darzustellen. Heimlicher Star des Abends ist der Tenor Jonathan Tetelman als Macduff, der mit der Trauerarie für seine getöteten Kinder den größten Szenenapplaus erhält.

Warlikowski setzt auf die ganze Breite der Bühne.   <span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>
Warlikowski setzt auf die ganze Breite der Bühne. SF/Bernd Uhlig

Warlikowski setzt auf die ganze Breite der Bühne, auf Leere und schaurige Requisiten, auf Kinder mit Masken, auf Großmütter mit Strickzeug, auf Krankenhausinventar und auf simultane filmische Nahaufnahmen in Schwarzweiß. Sein Fokus auf die menschliche Dimension der Charaktere verleiht der Inszenierung eine besondere Tiefe und ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit den Motiven und Entscheidungen der Figuren. Dabei wird die Aktualität des Stückes betont, ohne auf oberflächliche Schwarz-Weiß-Konflikte zurückzugreifen. Warlikowskis Inszenierung lädt das Publikum ein, in die Abgründe der menschlichen Natur einzutauchen und die dunkle Seite der Figuren zu erkunden.

Bühne und Kostüme entworfen von Małgorzata Szczęśniak.<span class="copyright">SF/Bernd Uhlig</span>
Bühne und Kostüme entworfen von Małgorzata Szczęśniak.SF/Bernd Uhlig

Bühne und Kostüme, entworfen von Małgorzata Szczęśniak, schaffen einen universellen und poetischen Raum für die Aufführung. Das von der Renaissance inspirierte Bühnenbild verleiht dem Stück historische Tiefe, während die Kostüme im italienischen Stil der 1920-30er-Jahre eine faszinierende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellen.