Der Schattenprinz

Menschen / 17.10.2023 • 22:04 Uhr
Laurent lümmelt während der Zeremonie am Nationalfeiertag im Sessel.Reuters
Laurent lümmelt während der Zeremonie am Nationalfeiertag im Sessel.Reuters

Prinz Laurent Benoît Baudouin Marie von Belgien wird morgen 60. Er hat aber auch wirklich ein Pech. Als sein Bruder Philippe am 21. Juli 2013 König der Belgier wird, belegt er noch den zweiten Rang in der Thronfolge. Nachdem das Parlament 1991 die Verfassung dem Gleichberechtigungsgrundsatz angepasst und die ausschließlich männliche Thronfolge abgeschafft hat, rückt Philippes Tochter Elisabeth bei ihrer Geburt 2001 an diese Stelle.

In der 4-teiligen Dokumentation „Prins Laurent – prins op overschot“, die im April ausgestrahlt wurde, kamen Wegbegleiter zu Wort. Auch Guido und Maya Cleiren, die drei Jahre lang für Prinz Laurent Ersatzeltern waren. Als er mit 13 Jahren eine Schule in Antwerpen besuchte, kam er unter ihre Fittiche. Rebellisch sei er gewesen, manchmal. Er habe sich vor dem Abwasch gedrückt und wiederholt in der Schule für Ärger gesorgt. Der Liebe seiner Pflegeeltern tat all‘ das keinen Abbruch: „Er sagt immer noch, dass er seine besten Jahre bei uns hatte.“

Bei seiner Hochzeit am 12. April 2003 mit der bürgerlichen Claire Coombs taucht die Behauptung auf, der Prinz sei das Ergebnis eines Seitensprungs seiner Mutter Paola. Um Aufmerksamkeit zu erregen, benimmt er sich an besonderen Tagen auch besonders. Ich erinnere mich noch an den Nationalfeiertag am 21. Juli 2019: Laurent lümmelt während der Zeremonie im Sessel, bleibt sitzen, wenn sich alle erheben, tippt in sein Handy und telefoniert ganz ungeniert. Zu einer Adelshochzeit in Wien kommt er, der Stargast, im letzten Moment und erzählt mir, dass er mit seinem Porsche die ganze Nacht durchgefahren sei. Spätestens jetzt ist mir klar, warum Laurent vom Volk den Spitznamen „Prinz Vollgas“ bekommen hat. Den Rest des Hochzeitsfestes verbringt er mit seinem Handy.

Neben all den Eskapaden und all seinem Bemühen endlich Anerkennung zu finden, ist der dreifache Vater sozial sehr engagiert und bemängelt daher: „Warum lobt mich niemand, wenn ich mich um Urwälder kümmere?“ Ja, warum eigentlich?

„Er habe sich vor dem Abwasch gedrückt und wiederholt in der Schule für Ärger gesorgt.“

Lisbeth Bischoff ist Adels­expertin und lebt in Dornbirn