Aus dem Leben eines Nikolaus-Darstellers

Edgar Lecher (68) ist seit bald vier Jahrzehnten in Dornbirn ehrenamtlich als Heiliger Nikolaus unterwegs.
DORNBIRN Für Edgar Lecher ist momentan wieder eine besondere Zeit. Seit fast vierzig Jahren schnappt er sich jedes Jahr Anfang Dezember Rauschebart, goldenen Stab sowie sein rotes Buch mit dem goldenen Kreuz und geht verkleidet als Nikolaus auf Tour. Dabei stattet er auch Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen einen Besuch ab. Mitunter reist er dann schon mal mit Kutsche oder Motocross an. „Nur mit den Skiern war ich noch nicht im Einsatz“, scherzt der 68-Jährige. Diese schnappt er sich dann gerne in seiner Freizeit und schwingt damit die Pisten hinunter.
Das Wichtigste ist für den erfahrenen Nikolaus-Darsteller, dass sein Besuch ein positives Erlebnis für die Kinder ist. „Daher geht auch Knecht Ruprecht und nicht der Krampus mit“, sagt Lecher und blickt in Richtung seiner Begleitung, die Glöckchen umgebunden hat und deren Haar und Bart in den vergangenen Jahren ergraut sind. Das Grau soll dazu beitragen, dass Knecht Ruprecht ebenso freundlicher erscheint.
Dann erläutert der Dornbirner weiter: „Der Nikolaus kann nicht in ein paar Minuten wieder gut machen, was während des Jahres von den Eltern verabsäumt wurde.“ Er sei schließlich kein Erzieher, und Angstmache sei sowieso fehl am Platz. Selbst versucht er den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. Dies auch im buchstäblichen Sinn, indem er ihnen wenn möglich im Sitzen vorliest. Misst er doch knapp über 1,90 Meter.
Besonders freut sich der Vertreter des Heiligen Nikolaus, wenn extra für ihn passend zum Fest dekoriert wird. „Früher war in so manchen Haushalten beim Besuch sogar der Fernseher eingeschaltet“, erzählt Lecher. Dies habe sich glücklicherweise genauso zum Positiven gewendet, wie die einfühlsamen Vorbereitungen auf den Nikolaus-Besuch und die Gestaltung.
Geschichtensammlung
Lecher erklärt den Kindern bei seinen Besuchen, warum der Nikolaus heilig gesprochen wurde und liest Geschichten vor. Diese hat er in seiner Mappe über die Jahre gesammelt. „Das ist inzwischen ein richtiges Bilderbuch geworden“, sagt der 68-Jährige.
Behutsam blättert der Mann im roten Pullover an seinem Küchentisch durch die Blätter. „Gerne hören die Kinder auch die Geschichte vom Siebenschläfer und auch die von Knecht Ruprecht“, erzählt er.
Auch er selbst war in seinen Anfängen als Begleitung des Nikolaus unterwegs. „Meine Frau hat mich als Knecht Ruprecht kennengelernt“, erinnert er sich an die erste Begegnung mit seiner Elisabeth vor bald 50 Jahren und schmunzelt. Mittlerweile hat das Paar drei erwachsene Kinder und vier Enkel.
Hauptberuflich war Lecher bis zu seiner Pensionierung bei der Stadt Dornbirn in der Verwaltung angestellt. Ehrenamtlich engagiert er sich nicht nur seit Jahrzehnten für die Pfarre St. Martin als Nikolaus-Darsteller. So war er auch für Essen auf Rädern unterwegs und ist Obmann der Seniorenbörse. Wenn der Gedenk- und Namenstag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember ansteht, ist nicht nur Lechers Terminkalender gefüllt, sondern auch seine Taschen. Er und Knecht Ruprecht haben nämlich immer auch eine Kleinigkeit für Kinder dabei, die nichts bekommen würden. Den Dornbirner freut es einfach genauso wie seine Begleitung, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. VN-MEF
„Früher waren in so manchen Haushalten beim Besuch sogar Fernseher eingeschaltet.“




Zur Person
Edgar Lecher
Alter 68
Familie verheiratet mit Elisabeth, drei Kinder, vier Enkel
Wohnort Dornbirn
Hobbys Skifahren, Bergtouren
Lebensmotto Genießen, solange man es noch genießen kann.