Wunder von Lech-Zürs: „Mir ist ein Berg vom Herzen gefallen”

Menschen / 25.12.2023 • 09:00 Uhr
Wunder von Lech-Zürs: „Mir ist ein Berg vom Herzen gefallen"
Hermann Fercher war Sprecher der Einsatzkommandos. VN/Paulitsch

Am Sonntag, 25. Dezember 2022, hielt ein Lawinenabgang die Region in Atem. Menschen wurden vermisst.

Darum geht’s:

  • Lokaler Lawinenabgang in Zürs vor einem Jahr.
  • Alle zehn Vermissten wurden gefunden.
  • Einsatzkommandos reagierten effizient und geordnet.

Zürs Es glich einem Weihnachtswunder: Vor einem Jahr, am Sonntag, 25. Dezember 2022, ging am Trittkopf bei Zürs eine Lawine ab. Sie bahnte sich ihren Weg knapp 600 Meter auf eine Skipiste und verschlang vermeintlich zehn Menschen. Ein mit dem Smartphone aufgenommenes Video eines anderen Skifahrers zeigt die dramatischen Bilder. Es wurde in den sozialen Medien tausendfach angeschaut. Die gute Nachricht: Alle überlebten das Beinahe-Unglück, nur ein Skifahrer verletzte sich schwer. Tourismusdirektor Hermann Fercher erlebte die Stunden danach in der Region hautnah mit und erinnert sich an den nervenaufreibenden Tag zurück.

Sprecher der Einsatzkommandos

Er war an diesem Tag nicht in Lech, nach der Meldung aber innerhalb von 45 Minuten da. „Lawinenabgang in Zürs.” Die Rettung sei schon informiert, und es gebe ein Video, dem zu entnehmen war, dass Menschen verschüttet seien. Als er ankam, stellte er fest, dass alle Blaulichtorganisationen bereits voll im Einsatz waren. „Alles hat gut funktioniert, lief geordnet und überlegt ab.”

Hermann Fercher fungierte als Sprecher der Einsatzkommandos. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Hermann Fercher fungierte als Sprecher der Einsatzkommandos. VN/Paulitsch

Erst zwei Wochen zuvor war zum Auftakt der Saison der Ernstfall besprochen worden. Das machte sich bezahlt. Es herrschte keine Panik, aber alle waren aufs Schlimmste, also Todesfälle, eingestellt. Dafür gab es bereits gesonderte Bereiche. Die Handlungsketten griffen aus seiner Sicht ineinander, die Suchaktion begann umgehend und effizient. Als Sprecher des Einsatzkommandos gab Fercher stündliche Updates.

Ein Großaufgebot von 200 Menschen verschiedener Organisationen war im Einsatz.<span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Ein Großaufgebot von 200 Menschen verschiedener Organisationen war im Einsatz.VN/Paulitsch

Dann kam Feierstimmung auf

Ein Teilverschütteter war bereits gefunden worden und schwer verletzt auf dem Weg ins Krankenhaus. „Von den anderen Skifahrern fehlte jede Spur”, berichtet Fercher. Bis in die Nacht und dann auch noch mal am nächsten Tag wurde der Bereich akribisch abgesucht. Erst später klärte sich, dass die anderen bereits ins Tal abgefahren waren. „Sie hatten das gar nicht so als Lawine wahrgenommen”, schildert der Tourismusdirektor. Wegen dieser vermeintlichen Nebensächlichkeit hatten sie sich nicht gemeldet. Fercher empfiehlt in solchen Fällen: „Name, Anschrift und Telefonnummer an der Liftkasse hinterlassen.”

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Gegen 22 Uhr meldete sich am Sonntagabend ein Ehepaar aus Ulm. Damit waren alle Menschen, die auf dem Video zu sehen waren, identifiziert. Es folgte die Nachsuche am nächsten Tag, dann war klar: Es gab keine Verschütteten. Feierstimmung kam auf. „Da fällt einem ein ganzer Berg vom Herzen, solche Tage brauche ich gar nicht”, sagt Fercher.

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Das Risiko für Lawinenabgänge niedrig zu halten und Unfälle zu mindern, sei eine Aufgabe, der die Skiliftbetreiber tagtäglich nachgingen, versichert er. „Es wird alles gegeben, damit im gesicherten Skiraum nichts passieren kann.” Deswegen hatte es zuvor auch Sprengungen in dem Bereich gegeben. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sich nicht nur ein solcher Rest, sondern ein massives Schneebrett gelöst hätte. Denn: „Wir bewegen uns in der Natur.”

Bis in die Nacht suchten die Einsatzkräfte nach Vermissten. <span class="copyright"> Landesregierung</span>
Bis in die Nacht suchten die Einsatzkräfte nach Vermissten. Landesregierung

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