Das Comeback des “alten Lalli”

Menschen / 18.01.2024 • 08:00 Uhr
Das Comeback des "alten Lalli"
Der alte und neue Hausherr des Limo, Gustl Grabher. Roland Paulitsch

Gustl Grabher (73) betreibt jetzt wieder selbst seinen Nachtclub, das Limo. Am Oldie-Abend greift er wie einst zum Mikro und singt.

St. Gallenkirch Im Juni 2021 starb seine Frau Yok Po, mit der er knapp 50 Jahre verheiratet war. Nach ihrem Tod brach für Gustl Grabher (73) eine traurige Zeit an. Gustl trauerte um seine langjährige Gefährtin. Gleichzeitig war ihm furchtbar langweilig. „Ich merkte, dass ich kein geborener Pensionist bin.“ Der Diskothekengründer musste nicht lange überlegen, als der Pächter seines Nachtlokals Insolvenz anmeldete. Gustl beschloss, die Zügel im Limo wieder selbst in die Hand zu nehmen und mit einem generalüberholten Lokal im Dezember 2023 einen Neustart zu wagen.

Gustl Grabher mit seiner Frau Yok Po. Sie starb im Juni 2021.
Gustl Grabher mit seiner Frau Yok Po. Sie starb im Juni 2021.

Die meisten der Pächter hätten das Limo nur als Geldquelle gesehen, bedauert der Nachtclubkönig. „Die Liebe fehlte. Ich hingegen sehe das Limo als Teil meines Erfolgs. Es ist die Bestätigung, dass meine Programmierung aufgegangen ist.“ Der Inhaber der Montafoner Diskothek hat sich zeitlebens auf Erfolg getrimmt. „Ich habe an den Erfolg geglaubt. Wenn du gut denkst, kommt was Positives raus. Wenn du hingegen dem Misserfolg mehr Aufmerksamkeit widmest, wird er sich durchsetzen.“

Gustl Grabher schuf sich mit der legendären Partylocation in St. Gallenkirch ein Denkmal.
Gustl Grabher schuf sich mit der legendären Partylocation in St. Gallenkirch ein Denkmal.

Der gebürtige Schrunser war schon erfolgreich, bevor er sich mit der legendären Partylocation in St. Gallenkirch ein Denkmal schuf. Denn auch als Musiker war Gustl nicht brotlos und fand Anerkennung. Die Musik hatte schon in seiner Kindheit einen großen Stellenwert. „Ab meinem sechsten Lebensjahr sang ich auf Heimatabenden, jodelte und spielte dazu mit meiner Gitarre.“

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Sein Vater, welcher gut Akkordeon spielen konnte, war von Beruf Lumpensammler. „Er hat alte Sachen gesammelt, unter anderem Metall und Papier, und sie mit kleinem Gewinn an Großhändler weiterverkauft.“ August Grabher konnte seine Frau und seine sechs Kinder mehr schlecht als recht durchbringen. „Wir waren arm. Als Bub bin ich oft zu Fuß nach Rodund gelaufen, damit ich übriggebliebenes Essen in der Illwerke-Kantine mit nach Hause nehmen konnte.“

Als Hauptschüler gründete Gustl Grabher mit seinen Brüdern Peter und Otto die Amateurband „Los Chiroccos“. Die Band belegte bei einem Talentewettbewerb in Bludenz den zweiten Platz.
Als Hauptschüler gründete Gustl Grabher mit seinen Brüdern Peter und Otto die Amateurband „Los Chiroccos“. Die Band belegte bei einem Talentewettbewerb in Bludenz den zweiten Platz.

Die Armut lehrte Gustl Dankbarkeit. „Ich schätze jede Kleinigkeit und bin für alles dankbar.“ Wer Armut nicht kenne, dem fehle die Wertschätzung für die kleinen Dinge des Lebens, glaubt er und erzählt dann, wie er bereits als Bub seinen Vater musikalisch unterstützte und als Erwachsener zum Profimusiker wurde. „Mein Vater betrieb später ein Gasthaus. Er spielte abends Akkordeon, und ich durfte ihn auf der Gitarre begleiten. Dazu habe ich Schlager, zum Beispiel von Freddy Quinn, gesungen.“

Sein größter Hit: Dr’ alt Lalli

Auch als Kellnerlehrling machte Gustl mit Begeisterung Musik. „Ich trat an den Wochenenden mit einem Akkordeonspieler in verschiedenen Lokalen auf. Meine erste Gage war ein Kakao und eine Schwarzwälder-Kirschtorte.“ Nach dem Militärdienst wurde der Montafoner Berufsmusiker. „Die George Paez Band machte mir das Angebot mitzuspielen.“ Nach drei Jahren mit Georg Paez gründete Gustl seine eigene Musikgruppe. „Ich wollte selbst Entscheidungen treffen und Bandleader sein.“ Bis Anfang der 1980er-Jahre spielte er mit seiner Band in Österreich, Deutschland, Schweiz und auf Mallorca in diversen Diskotheken und Tanzbars. 1980 kam sein erster und größter Hit heraus, „Dr’ alt Lalli“, der in Vorarlberg bis heute bekannt und beliebt ist. Als aber der erste seiner drei Söhne geboren wurde, hörte Gustl mit der Musik auf. „Wegen der Familie wurde ich sesshaft.“

Die George Paez Band mit Errol Garner.
Die George Paez Band mit Errol Garner.

Der Montafoner gründete eine Künstleragentur und vermittelte Bands nach Österreich und Spanien. „Ich habe unter anderem Stars wie Roberto Blanco und Rex Gildo nach Mallorca gebracht.“ 1990 gelang ihm dann sein größter Coup: Er erwarb ein Grundstück neben der Valiserbahn in St. Gallenkirch und ließ den Unterhaltungstempel „Liebes Montafon“ (abgekürzt Limo) bauen. Dabei ging er ein großes Risiko ein. „Ich habe mein Haus in Vandans verkauft. Der Verkaufserlös diente der Anzahlung für das neue Projekt, das mit 20 Millionen Schilling veranschlagt war. Gekostet hat es dann aber doppelt so viel.“ Der Nachtclubbesitzer schaffte es, alles abzubezahlen. Denn: „Das Limo lief gut. Meine Frau arbeitete an der Bar. Ich am Eingang begrüßte und verabschiedete jeden Gast.“

Für den Neustart ließ Gustl Grabher die Diskothek, in der es auch zünftigen Après Ski gibt, generalüberholen.
Für den Neustart ließ Gustl Grabher die Diskothek, in der es auch zünftigen Après Ski gibt, generalüberholen.

Bis zum Jahr 2000 betrieb das Ehepaar den Nachtclub selbst. „Wir arbeiteten viel. Es waren strenge Jahre.“ Beim legendären „Oldie-Abend“ kamen die Nachtschwärmer auch in den Genuss der sängerischen Fähigkeiten des Clubgründers und Entertainers.

Gustl Grabher will es als Nachtclubchef noch einmal wissen.
Gustl Grabher will es als Nachtclubchef noch einmal wissen.

Und genau jene Zeiten leben jetzt wieder unter Gustl Grabher auf, dem charismatischen Besitzer des laut Guiness-Buch 1995 „kleinsten Dorfs der Welt“. Am Oldie-Abend (jeden Donnerstag) lässt es sich Gustl nicht nehmen, wie in den glorreichen Tagen von damals das Mikro selbst in die Hand zu nehmen und mit neuen Montafoner Liedern oder dem einen oder anderen Sinatra-Song das Publikum zu unterhalten. Dr’ alt Lalli ist wieder da und die Nachtschwärmer auch, zuhauf.

Der Limo-Chef ist auch ein begnadeter Musiker und Sänger. <br><br>
Der Limo-Chef ist auch ein begnadeter Musiker und Sänger.

Gustl Grabher

geboren 7. Dezember 1950 in Schruns

Wohnort St. Gallenkirch

Familie verwitwet, drei Söhne, fünf Enkel

Hobbys Musik, Tennis. Limo