Mit Yoga Traumatisierungen überwunden

Dornbirn Seine Kindheit war eine Katastrophe. “Meine Eltern waren fast nie daheim. Papa war als Vertreter viel unterwegs, Mama arbeitete als Kellnerin.“ Bereits als Dreijähriger war Elmar Eisele (68) auf sich gestellt. „Mama sperrte mich ein, wenn sie zur Arbeit ging. Ich verbrachte den ganzen Tag allein in der Wohnung. Zum Glück hatte ich ein Meerschweinchen und eine Katze. Das war mein Überleben.“ In der Schule wurde das vernachlässigte Kind, das an Mangelernährung litt, gezüchtigt. „Der Direktor hat mich geschlagen – mit einem Schlüsselbund schlug er auf meinen Kopf ein.“ Die Misshandlungen blieben für den Volksschüler nicht ohne Folgen. Er wurde am Kopf derart schwer verletzt, dass er drei Monate in der Klinik in Innsbruck behandelt werden musste.

Elmar wurde zu einem Außenseiter, der sich vor Menschen fürchtete. Die Jugendclique nahm ihn nur deshalb auf, weil er ständig Mutproben bestand. „Einmal musste ich zum Schwenkarm eines Krans hinausklettern.“ Durch die Clique kam Elmar zum Sport. Er mauserte sich zu einem guten Skifahrer und Fußballer.

Aber er war körperlich und seelisch in einem schlechten Zustand. „Die Isolation, die fehlende Geborgenheit, die Misshandlungen und die Mangelernährung hatten sich gesundheitlich niedergeschlagen. Ich litt an massiven Herzrhythmusstörungen und großen Ängsten. Außerdem hatte ich ständig Magenschmerzen und konnte mich nicht konzentrieren.“

In dieser Zeit schnappte er irgendwo das Wort Yoga auf. „Niemand konnte mir sagen, was das ist.“ Der Jugendliche ging in eine Buchhandlung und kaufte sich ein Buch darüber. „Als ich es gelesen hatte, wusste ich: Yoga kann meine Rettung sein, weil es eine heilende Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat. Es ist eine Chance, aus den Traumatisierungen herauszukommen.“ Yogameister Arjuna Elmar Eisele hat seit 1980 mehr als 30.000 Schüler unterrichtet.

Der Lehrling, der sich zum Industriekaufmann ausbilden ließ, nahm umgehend Yogaunterricht. „Jetzt interessierte mich nur noch Yoga. Ich träumte davon, nach Indien zu gehen und bei einem großen Yogameister zu lernen.“ Mit 18 erfüllte er sich seinen Traum. Der junge Mann reiste für einige Wochen nach Rishikesh, in die „Hauptstadt des Yoga“. Ein paar Jahre später verbrachte der Speditionsmitarbeiter ein ganzes Jahr in Indien, um bei großen Meistern zu studieren. „Mein gesundheitlicher Zustand besserte sich. Die Herzrhythmusstörungen verschwanden. Alles veränderte sich zum Positiven.“ Dem Yoga verdankt Elmar viel: „Es hat mich aus der Selbstzerstörung heraus in ein neues, gesünderes Bewusstsein geführt.“

1980 machte sich der Dornbirner mit der Yoga-Akademie Eisele in Vorarlberg selbstständig. „Der Start war holprig. Bei den ersten zwei Kursen nahmen nur zwischen fünf und sieben Personen teil“, erinnert sich der 68-Jährige. Das änderte sich schlagartig, als er Vorträge über Yoga zu halten begann. „Ich erzählte meine Geschichte. Ab da rannten mir die Menschen die Tür ein.“ Seit 1980 hat der Yogameister rund 30.000 Schüler unterrichtet, seit 18 Jahren bildet er auch Yogalehrer aus. Außerdem hält Elmar, der auch ausgebildeter Lebens- und Sozialberater ist, Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung.

Durch seine eigene traumatische Vergangenheit hat Elmar großes Verständnis für leidende Menschen entwickelt. „Ich nehme tiefen Schmerz wahr.“ Vor zwölf Jahren wurde der dreifache Vater selbst Opfer eines schweren Schicksalsschlages. Sein 27-jähriger Sohn starb nach einem Sturz. Und wieder rettete ihn das Yoga. „Es hat meinen unerträglichen Schmerz scheibchenweise reduziert. Ich hätte es sonst nicht überlebt. Mein Herz wäre zerrissen worden.“ Und noch etwas hat ihn vor dem Zerbrechen gerettet. Seine innige Beziehung zu Jesus. Elmar praktiziert seit Jahren das Herzensgebet.