VWA-Spezialist Freddy Wittwer: “In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben.”

Menschen / 28.08.2024 • 07:00 Uhr
VWA-Spezialist Freddy Wittwer: "In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben."
Freddy Wittwer ist Lehrer am Bundesgymnasium Bludenz. oliver lerch

Das Schuljahr offenbart den Schülerinnen und Schülern neue Möglichkeiten, besonders bei der VWA. Dabei gibt es Vor- und Nachteile dieser.

Bregenz Für die diesjährigen Maturanten, die nun in die Abschlussphase starten, ist die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) nicht mehr verpflichtend. “Grundsätzlich müssen wir die VWA inhaltlich sehr wohl überdenken. Das ist ein richtiger Schritt”, sagt Monika Steurer, pädagogische Leiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg. “Sie muss zeitgemäßer gestaltet werden. Nicht nur durch die Anforderung der Künstlichen Intelligenz, aber auch was die Nutzung von digitalen Medien angeht.”

VWA-Spezialist Freddy Wittwer: "In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben."
Monika Steurer ist die pädagogische Leiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg. paulitsch

Die Schülerinnen und Schüler der Gymnasien stehen heuer zum ersten Mal vor der Wahl: Für die dritte Matura-Säule können sie nun entscheiden, ob sie eine VWA, Klausur oder mündliche Prüfung ablegen möchten. “Die Schüler sind da sehr unterschiedlich. Manche möchten die VWA machen, die anderen halten eine Prüfung für feiner. Wir sind gespannt, wie sie sich entscheiden”, erklärt Steurer. Bis zum 30. September muss die Wahl getroffen werden. “Es ist eine Übergangsvariante. So schaffen wir Zeit, damit wir ausarbeiten können, wie es in Zukunft aussehen soll. Dafür gibt es eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten und Schülern, die eingebunden sind.”

VWA-Spezialist Freddy Wittwer: "In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben."
Steurer denkt, dass die VWA zeitgemäßer werden muss. paulitsch

Vor- und Nachteile

Lehrer und VWA-Spezialist Freddy Wittwer befürwortet prinzipiell die VWA, wie auch die freie Auswahl, welche die Schüler jetzt haben. “Der größte Vorteil ist das Erlernen von Zeitmanagement”, erklärt er. “Die VWA erstreckt sich meistens über einen Zeitraum von zwei Jahren.” Die jungen Heranwachsenden müssen sich selbst ihr Thema sowie den Betreuer aussuchen. Die komplette Struktur muss geplant werden. Zudem müssen sie sich mit wissenschaftlicher und fachspezifischer Literatur auseinandersetzen, sei es im Internet oder in der Bibliothek. “In diesem Umfang lernt man sonst nicht in der Schule. Es ist ein großes Projekt und eine Vorbereitung auf das Studium.”

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Wittwer hat bereits selbst über 20 Arbeiten betreut. “Man muss auch sagen, dass es schon ein Nachteil ist, dass man extrem abhängig vom Betreuer ist”, sagt er. “Wenn man sich die rechtliche Lage anschaut, muss der Betreuer nicht wirklich viel tun. Und wenn es einer ist, der es aufs Minimum herunterbricht, hat man als Schüler ein schlechtes Los gezogen.” Zudem liegt die Präsentation der VWA in einem ungünstigen Zeitpunkt: bereits im Frühjahr, direkt vor der Reifeprüfung. “Das Ganze müsste vorher gemacht werden und nicht direkt kurz vor der Matura.” Zudem wird die künstliche Intelligenz wie ChatGPT immer wieder zum Problem. Viele Schüler würden es benutzen und somit die Arbeit nicht selbst machen. Dies stellt eine Herausforderung für die Lehrer dar, da es nicht kontrollierbar ist. “In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben”, erklärt Wittwer. “Ich finde es schade. Ich habe es gerne betreut und schon tolle Arbeiten gehabt, aber so ist es weiter nicht möglich.”

VWA-Spezialist Freddy Wittwer: "In dieser Form, wie es jetzt ist, kann die VWA nicht bleiben."
Wittwer hat bereits einige Arbeiten betreut. oliver lerch

Einer Wiedereinführung der verpflichtenden VWA wäre der Lehrer nicht abgeneigt, jedoch, nur wenn sie in einer entsprechenden Form möglich ist. “Wir wissen auch nicht, wie die Situation in ein paar Jahren sein wird. Jetzt ist es so und wir müssen abwarten und das Ganze dann adaptieren.”