Lisbeth Bischoff über eine royale Vergangenheitsbewältigung

Menschen / 05.11.2024 • 09:54 Uhr
Lisbeth Bischoff über eine royale Vergangenheitsbewältigung
Auf 500 Seiten packt der 86-Jährige aus. apa, schossmann

Die Beichte des abgedankten Königs Juan Carlos in Buchform.

Madrid Ach, Du meine Güte, hätte er doch nur den Rat seines Vaters Juan de Borbón y Battenberg (1913-1993) angenommen, höre ich mich sagen, als ich informiert werde, dass der frühere spanische König Juan Carlos ein Buch über sein Leben veröffentlichen wird. „Mein Vater hat mir immer davon abgeraten, Memoiren zu schreiben“, wird Juan Carlos zitiert. „Könige gestehen nicht. Und noch weniger öffentlich. Ihre Geheimnisse bleiben in der Dunkelheit der Paläste verborgen. Warum sollte ich ihm nicht gehorchen? Warum habe ich meine Meinung geändert? Ich habe das Gefühl, dass mir meine eigene Geschichte gestohlen wird.“

SPAIN-POLITICS-ROYALS
Juan Carlos I. ist ein verdienter Mann. Er führt Spanien 1975 bis 1978 zur Demokratie. apa

Auf 500 Seiten packt der 86-Jährige aus. Über all‘ diesen Enthüllungen, die am 13. November in Frankreich erscheinen, steht der Titel „Réconciliation“ (zu Deutsch „Versöhnung“).

Juan Carlos I. ist ein verdienter Mann. Er führt Spanien 1975 bis 1978 zur Demokratie. Doch Skandale pflastern seinen Weg. Im königlichen Exil in Estoril hantieren am 29. März 1956 der 18-jährige Juan Carlos und sein 14-jähriger Bruder Alfonso mit einer Waffe. Es löst sich ein Schuss und trifft den kleinen Bruder tödlich. Wer geschossen hat, bleibt ein Rätsel. Und der einzige Zeuge, sein Bruder Juan Carlos, schweigt bis heute.

FILES-BRITAIN-SPAIN-COURT-ROYALS
Juan Carlos und Sofia. apa

Ob sich Juan Carlos zu den Vorwürfen der Steuerhinterziehung, die zu seiner Abdankung (2014) und zu seiner Flucht (2020) nach Abu Dhabi geführt haben, äußern wird, ist noch ein Geheimnis. Von großem Interesse dürften auch die kolportierten über 5000 Liebschaften von Juan Carlos sein. Die katalanische Sozialhistorikerin Pilar Eyre schreibt in der Biografie „Die Einsamkeit der Königin“: 1976 stattet Sofia mit den drei Kindern ihrem Ehemann einen Überraschungsbesuch im Jagdhaus eines Freundes ab. Sofia erwischt seine Majestät in flagranti. Sofia will die Scheidung, doch ihre Mama warnt: „Willst Du Dich dafür bezahlen lassen, dass man Neureichenpartys mit Dir aufpeppt?“ Sofia bleibt – bis heute.

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.