Arbeiten in der Pension: „Kreativ sein und werkeln ist mein Lebensinhalt”

Christian Troy (66) ist vor einem Jahr als „systemrelevanter Pensionist“ wieder zurück ins Berufsleben gekehrt. Wie es dem Experten für alte Technik seither ergangenen ist und warum er sich über das Steuersystem ärgert.
Egg „Mein Ziel ist bis 70 arbeiten zu können. Dann ist nämlich ein neues Dach fällig”, bringt es der Bregenzerwälder Christian Troy auf pragmatische Art und Weise auf den Punkt. Vor einem Jahr hatte er sich nach zwei Jahren im Pensionsmodus dazu entschieden, die Pforten seiner Mechanischen Werkstätte „als systemrelevanter Pensionist“ wieder zu öffnen (die VN berichteten). Er ist nämlich einer von wenigen, die sich noch mit alter Technik auskennen und sein Wissen für Reparaturen von Maschinen und Geräten verschiedener Art ist immer wieder gefragt.
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“Im Frühjahr hatte ich sehr viel Arbeit. Jetzt im Herbst herrscht Flaute”, zieht der 66-Jährige nach einem Jahr Arbeiten in der Pension eine grobe Bilanz. Der Umsatz sei heuer dennoch “offensichtlich fast zu gut” gewesen. Ärgern tut er sich deswegen nun über Steuer-Angelegenheiten und eine satte Nachzahlung. “Die Steuerlast ist eh schon hoch. Und die Pension wird auch noch zum Einkommen dazu gerechnet”, erläutert er die Situation und schüttelt den Kopf.

In Österreich waren im Vorjahr laut Statistik etwa sieben Prozent der Über-65-Jährigen noch erwerbstätig. Manche sind auf das Geld angewiesen oder möchten ihre Rente verbessern. Für andere ist es das Gefühl, gebraucht zu werden, der Grund dafür, weshalb sie im Alter noch weiterarbeiten. Warum Troy aus dem Ruhestand zurückgekehrt ist und sich das noch antut? “Kreativ sein und werkeln ist mein Lebensinhalt.”

Neben Motoren finden sich in der Werkstätte des gelernten Werkzeugmachers jede Menge weitere technische Schmuckstücke. Er hat auch schon zahlreiche Geräte wie Bäckerei- oder Textilmaschinen, Pumpen oder Landmaschinen wieder in Gang gebracht und historische Traktoren restauriert. Und auch die moderne Technik macht nicht Halt vor der kleinen Werkstatt im Bregenzerwald. Beispielsweise wenn es um “High-Tech-Teile mit chinesischen Schriftzeichen” geht.
Gesundheit ist unbezahlbar und dessen bin ich mir auch bewusst.
Christian Troy,
Unternehmer
Für den Egger ist klar, dass sein Portfolio in Anbetracht der technischen Entwicklungen und Maschinengrößen langsam auslaufen wird. Allerdings befinde er sich zum Glück doch in einer „elitären Situation ohne finanziellen Druck” und auch die derzeitige Auftragsflaute sei für ihn überbrückbar.

Sofern auch die Gesundheit mitspielt, möchte er die Pforten seiner Werkstatt noch für vier weitere Jahre offen halten. “Gesundheit ist unbezahlbar und dessen bin ich mir auch bewusst.” Sein Arbeitspensum hatte er daher bei seinem Wiedereinstieg schon deutlich reduziert.
“Scheunenfund”
Obwohl die Situation in den vergangenen drei Monaten nicht einfach gewesen sei, vermag doch ein “Scheunenfund” ein breites Grinsen in Troys Gesicht zu zaubern. “Somit ist der Winter gerettet”, sagt er und berichtet von einem BMW-Motorrad mit Baujahr 1951, das er unlängst durch Zufall erstehen konnte und nun restaurieren wird. “Das wird dann mein Pensionsfahrzeug.” Damit wird sich ein Bubentraum des Tüftlers erfüllen.