Der Gin ist sein Ding

VN / 10.08.2025 • 16:16 Uhr
Peter Sperger ist einer der Mitbegründer des Vorarlberger Edelbrand-Sommelier-Vereins.
Peter Sperger ist einer der Mitbegründer des Vorarlberger Edelbrand-Sommelier-Vereins.Heidrun Joachim

Über den Komponisten einer flüssigen Symphonie aus Wacholder und Gewürzen.

Lustenau Peter Sperger hat ein Faible für gutes Essen und edle Tropfen. Besonders angetan ist er von der herben Note des Wacholders. „Die Beeren sind ein beliebtes Gewürz etwa für Wildgerichte“, weiß der Lustenauer.

Auf Peters Vorliebe für Wacholder basiert seine Gin-Leidenschaft. „Ein Gin-Tonic, mit Zitrone und einem Schuss roten Grapefruitsaft ist perfekt für Sommerabende“, sagt der 69-Jährige. Für ihn darf es nur ein London Dry Gin sein – trocken wie sein Humor. Es ist seine eigene Komposition, die seine Frau Ute gerne mixt. Basis des „Luschnouar Dry Gin“ ist eine über 150-jährige englische Rezeptur, die Peter verfeinert hat. Wacholder dominiert, flankiert von elf Gewürzen. Welche das sind, bleibt sein Geheimnis.

Der Gin ist sein Ding: Stolz ist der Lustenauer auf seinen Brennofen, der mit allen Schikanen ausgerüstet ist-.
Stolz ist der Lustenauer auf seinen Brennofen, der mit allen Schikanen ausgerüstet ist.

Den ersten Gin hat Peter 2012 gebrannt. Vier Jahre experimentierte er, bis er diesen für gut befand. „Ich bin halt ein Tüpflischießar“, meint er. Es lohnte sich, denn der Gin wurde etwa von der „Swiss Spirits Review“ sowie bei der Destillata mit Gold ausgezeichnet. Bewertet wird der Gin heuer bei der International Wine & Spirit Competition in London. „„Ich bin auf die Bewertung gespannt. Denn dort werden die, Oscars für Getränke’ verliehen“, sagt der Lustenauer, der dort schon als Gast-Verkoster dabei war.

Der Gin ist sein Ding: Nicht nur einen besonderen Gin brennt Peter, auch Rum, Whisky und edle Obstbrände gehören zu seinem Repertoire.
Nicht nur einen besonderen Gin brennt Peter, auch Rum, Whisky und edle Obstbrände gehören zu seinem Repertoire.

Dem jungen Peter ist es nicht an der Wiege gesungen worden, dass er erfolgreich Spirituosen brennen wird. Allerdings der Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen, ist ihm mitgegeben worden. Sein Vater war Schlosser- und Stickermeister, tüftelte gern und eröffnete nach Montagejahren eine eigene Stickerei. Nach der Schule und dem Bundesheerdienst arbeitete Peter ab 1976 im väterlichen Betrieb.

„Es braucht edelste Zutaten, Geduld, eine feine Nase und Fingerspitzengefühl, um ausgezeichnete Destillate zu erzeugen.“

Peter Sperger, Pensionist und Inhaber der Edelbrand Manufacture

Nachdem jedoch edle Stickerei immer weniger gefragt war, entschied sich der umtriebige Lustenauer dafür, einen neuen Weg einzuschlagen. Technisches Interesse und Tüftlergeist führten ihn in ein großes Vorarlberger Unternehmen. „28 Jahre habe ich dort als EDV-Support-Techniker gearbeitet.“ In dieser Zeit entdeckte er seine Koch-Liebe. „Eigentlich aus einer Notwendigkeit heraus. Meine Frau Ute hatte den Betrieb ihres Vaters übernommen, ich arbeitete in Schichten. Ich habe sehr gern gekocht. Nach der Geburt unseres Sohnes Kevin kam uns das zugute“, erzählt Peter.

Der Gin ist sein Ding: Vier Jahre hat Peter Sperger experimentiert. Das Ergebnis ist ein mehrfach hoch prämierter Gin. JH
Vier Jahre hat Peter Sperger experimentiert. Das Ergebnis ist ein mehrfach hoch prämierter Gin. JH

Das Brenner-Interesse wurzelt in einem Zufall. „1995 sind wir in unser Haus in der Sonnenstraße eingezogen. Im Herbst trug dort ein Zwetschgenbaum, gepflanzt von meinem Großvater, eine überreiche Ernte“, erinnert er sich. Was sollte man mit dem Obst tun? Rat wusste ein Nachbar: brennen. Eine Ahnung, wie das geht, hatte Peter damals nicht. Er holte sich Hilfe bei erfahrenen Schnapsbrennern, lieh einen Brennhafen aus, destillierte seinen ersten Edelbrand. Das Interesse wuchs sich zur Leidenschaft aus. Der Lustenauer besuchte Kurse, wälzte Bücher. Den ersten eigenen Brennhafen schaffte er 2002 an, und kreierte Obstbrände, Blutorangen- und Himbeergeist. Trotz einiger Auszeichnungen war der Perfektionist nicht zufrieden, es fehlte ihm an Wissen, etwa um die Sensorik. Das und vieles mehr eignete er sich schlussendlich in einem Edelbrand-Sommelier-Kurs an. 2011 gehörte Peter zu den Mitbegründern des Edelbrand-Sommelier-Verein, dessen Präsidentschaft er 14 Jahre innehatte. 2013 kaufte er den zweiten Brennhafen. Im Ergebnis der jahrelangen Erfahrung wurde dieser perfekt ausgerüstet. „Seitdem sind die Edelbrände von bester Qualität.“ 2021 hat der Pensionist seine Edelbrand Manufacture aus der Taufe gehoben, macht Verkostungen, gibt Kurse. Und tüftelt weiter. „Man lernt ja nie aus,“ erklärt der passionierte Brenner. JH

Zur Person

PETER SPERGER

GEBOREN 26.08.1956 in Bregenz

WOHNORT Lustenau

FAMILIENSTAND verheiratet mit Ute, ein Sohn (Kevin)

BERUF EDV-Support-Techniker, jetzt Pensionist

HOBBY Fußball (Austria Lustenau), Grillen mit dem Nachbar