Das Albtraumjahr eines Rentners

Edwin Hefel stürzte zu Hause im Schlafzimmer. Erst nach 17 Stunden konnte der alleinstehende Mann Alarm schlagen.
Bregenz Das Jahr 2023 war für Edwin Hefel (76) ein Katastrophenjahr. Am 1. Februar 2023 passierte etwas Folgenschweres. „Mir war an diesem Tag schwindelig. Ich ging ins Schlafzimmer, weil ich mich hinlegen wollte. Aber vor dem Bett kam ich zu Sturz. Ich brach mir den Oberschenkel.“
Der alleinstehende Mann schaffte es nicht, aufzustehen und Alarm zu schlagen. Er fragte sich, wie er sein Handy, das auf dem Wohnzimmertisch lag, erreichen konnte. Stunde um Stunde verging. Edwin war erschöpft und hatte höllische Schmerzen, aber dann sammelte er alle Kräfte und robbte ins Wohnzimmer. In einem letzten Kraftakt gelang es ihm, das Handy zu erreichen. „Insgesamt bin ich 17 Stunden am Boden gelegen.“
Mit Krankenhauskeim infiziert
Im Spital wurde er gleich operiert. Aber dann infizierte er sich mit einem Krankenhauskeim. „Ich dachte, ich sterbe, so schlecht ging es mir.“ Fünf Monate kämpfte er im Spital ums Überleben. „Seither bin ich nicht mehr auf die Füße gekommen. Ich benötige einen Rollstuhl. Nicht einmal mit einem Rollator kann ich gehen.“
Nach dem Spitalaufenthalt verbrachte der gehandicapte Bregenzer zweieinhalb Monate im Sozialzentrum Maria Hilf. Dann kehrte er in seine kleine Mietwohnung zurück. Aber nach einigen Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. “Aufgrund von Wassereinlagerungen im Gewebe nahm ich an Gewicht zu. Ich litt an Herzschwäche und Atemproblemen.“ Weil er allein lebte, fühlte sich Edwin in seinem Heim nicht mehr sicher. „Ich hatte Angst, dass mir wieder etwas zustößt.“
Fühlt sich im Heim sicher
Im November des Vorjahres zog er ins Altersheim. „Anfangs hatte ich Heimweh, aber mittlerweile gefällt es mir im Sozialzentrum Weidach sehr gut. Ich werde hier gut versorgt. Das Personal ist freundlich. Ich fühle mich hier gut aufgehoben und habe keine Angst mehr.“ Er hat sich auch schon mit einem anderen Bewohner, der wegen der Folgen eines Schlaganfalls schon seit 15 Jahren im Heim lebt, angefreundet. „Didi und ich jassen öfters zusammen.“ Bei schönem Wetter unternimmt Edwin Ausflüge in seinem elektrischen Rollstuhl. “So kann ich frische Luft schnappen und die Natur genießen.”
Bis zum Katastrophenjahr 2023 glaubte Edwin, dass Gott existiert. Aber mittlerweile ist er sich da nicht mehr so sicher. „Wenn es ihn gibt – wieso hat er mich dann mit so viel Leid bestraft?“ Schon im Jahr 2006 hatte Edwin gesundheitliche Probleme. Wegen akuter Herzbeschwerden mussten ihm damals zwei Stents (Gefäßstützen) eingesetzt werden. Vor acht Jahren geriet er abermals in eine prekäre Situation. Es war bei ihm zu einem Nierenversagen und einer Lungenentzündung gekommen.
“Ich bin ein Stehaufmännchen”, sagt der 76-Jährige mit einem Hauch von Stolz und kommt dann auf die Höhepunkte seines Lebens zu sprechen. Die Geburt seiner Tochter Martina zum Beispiel sei ein Highlight in seinem Leben gewesen. Dankbar ist er auch dafür, dass er seine zwei Enkel aufziehen konnte. „Das ging nur, weil ich mit Ende 40 aus gesundheitlichen Gründen zum Frührentner wurde.“ Der Mitarbeiter eines Wachdienstes war in ein Burnout geschlittert. „30 Jahre Nachtarbeit macht jeden kaputt.“