“Ich trauere meinem alten Leben nicht nach”

Menschen / 24.03.2025 • 13:10 Uhr
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Anni fühlt sich wohl in ihrer gemütlichen Wohnung. Kuster

Anni erlitt während einer Herzoperation einen Schlaganfall. Seither ist sie gehandicapt.

Bludenz Anni kam vor 50 Jahren mit einem Herzfehler zur Welt. „Ich war noch ein Baby, eineinhalb Jahre alt, als man mir einen Herzschrittmacher einsetzen musste.“ Im Laufe ihres Lebens benötigte die Bludenzerin mehrfach neue Schrittmacher. „Insgesamt musste ich 13 Herzoperationen über mich ergehen lassen.“

Bei einem Eingriff vor 14 Jahren in der Innsbrucker Klinik – Anni war damals 36 Jahre alt – kam es zu schwerwiegenden Komplikationen. „Ich erlitt während der OP einen Schlaganfall.“ Die Auswirkungen des Schlaganfalls waren verheerend. „Ich konnte nicht mehr gehen und nicht mehr sprechen.“

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Trotz ihrer Behinderung genießt Anni ihr Leben.

Vier Wochen verbrachte sie in der Innsbrucker Klinik, elf Wochen im Landeskrankenhaus Rankweil und acht Wochen war sie auf Reha in Deutschland. Mühsam erlernte Anni, deren rechte Körperseite seit dem Hirnschlag gelähmt ist, wieder Gehen und Sprechen. „Ich habe mehrere Jahre nicht reden können.“ Auch heute noch sucht sie nach Worten, wenn sie spricht. Aber inzwischen kann sie sich verbal gut verständlich machen. Wenn sie geht, zieht sie das rechte Bein nach. Spaziergänge sind für sie nicht möglich: zu anstrengend! Aber dank eines Elektromobils ist sie mobil. Im rechten Arm hat sie keine Kraft. Die Hand kann nicht zugreifen. Im Alltag stößt sie deswegen immer wieder an Grenzen. Bereits das Öffnen einer Milchpackung ist für sie eine große Herausforderung.

Zwei Jahre mit Schicksal gehadert

Anni, eine gelernte Friseurin, konnte nach dem Schlaganfall ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Zuletzt war sie für die Wildbach- und Lawinenverbauung als Reinigungskraft tätig. „Ich habe zehn Jahre lang die Büros geputzt.“ Die zweifache Mutter musste um Invalidenrente ansuchen. Nach der verhängnisvollen Operation haderte sie zwei Jahre lang mit ihrem Schicksal. Doch dann nahm sie ihr Los an. Heute geht es ihr gut. „Ich trauere meinem alten Leben nicht nach. Denn mein Leben ist jetzt besser als vor dem Schlaganfall. Ich bin glücklicher.“

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Dank ihres Elektromobils ist Anni mobil.

Die 50-Jährige genießt ihr Leben. „Ich bin dankbar, dass ich überlebt und eine zweite Chance bekommen habe.“ Anni, die mindestens 80 Jahre alt werden will, freut sich an den kleinen Dingen des Lebens. Zum Beispiel sonnt sie sich gerne auf ihrem Balkon. Freude bereiten ihr auch die Unternehmungen mit ihren drei guten Freundinnen.  „Wir gehen gemeinsam essen oder ins Café.“ Vor dem schweren Schicksalsschlag hatte sie mehr Freunde. „Aber die sind einfach nicht mehr gekommen.“