Magische Hausgeburt bei Kerzenschein

Zwei Geburtshelferinnen sprechen anlässlich des internationalen Hebammentages am 5. Mai über ihre schönsten Geburten. Simone Vögel ist freiberufliche Hebamme für Hausgeburten, Yasmin Jäger arbeitet als fest angestellte Hebamme im Landeskrankenhaus Feldkirch.
Schwarzach Für Simone Vögel (31) war die Geburt des kleinen Otto am 26. Jänner 2025 in Dornbirn etwas Besonderes. „Die Hausgeburt fand in der Nacht statt. Gegen 21 Uhr traf ich bei Maria und ihrem Mann Jodok ein. Es waren auch noch zwei Freundinnen da. Maria wünschte sich eine Wassergeburt. Ich habe den Pool für die Geburt aufgebaut. Die Stimmung im Wohnzimmer war magisch. Das Licht war ausgeschaltet, aber überall brannten Kerzen. Maria hörte ihr Lieblingslied Be Like Water. Als die Wehen stärker wurden, stieg sie in den Gebärpool. Intuitiv nahm sie im Wasser die richtige Position ein. Ich musste nichts tun, auch weil die Herztöne des Babys gut waren. Ihr Körper folgte ganz dem Instinkt. Jodok stand seiner Frau bei. Er massierte sie, brachte ihr Wasser zum Trinken und redete ihr gut zu.

Gegen zwei Uhr nachts griffen ihre Freundinnen zu Gitarre und Trommel und begannen zu spielen und zu singen. Maria sang im Pool laut mit. Der Druck des Babys wurde immer größer. Es hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Ich rief eine zweite Hebamme an und bat sie zu kommen. Ab da ging alles sehr schnell. Um 2.20 Uhr brachte Maria den kleinen Otto ohne Hilfe zur Welt. Sie legte ihn sich auf die Brust. Das Baby schrie und atmete sofort. Jodok und die kleine Wilma, Ottos Geschwisterkind, nabelten das Neugeborene ab. Es war eine richtige Bilderbuchgeburt.

Solange es Mutter und Kind gut geht, müssen wir Hebammen uns nicht in den Geburtsprozess einmischen. Aber wir sind auch für Notfälle ausgebildet. Wir machen laufend Fortbildungen zu diesem Thema.

Im Vorjahr gab es in unserem Team, den Ländle-Hebammen, 19 Hausgeburten, nur einmal musste die Geburt abgebrochen und ins Spital verlegt werden. Die Verlegungsrate liegt bei zirka zehn Prozent. Ich selbst habe noch kein Kind, möchte aber in den nächsten paar Jahren auch Mutter werden. Wenn es die Schwangerschaft zulässt, will ich auf jeden Fall zu Hause gebären. Ich wünsche mir so eine Geburt, wie Maria sie hatte.“
“Jede Geburt hat ihren Zauber”
Yasmin Jäger (37) ist seit 16 Jahren Hebamme und hat schon viele Geburten erlebt. „Jede hat ihren Zauber. Aber eine Geburt war für mich besonders berührend. Und zwar jene von meiner Freundin Nina. Ich kenne sie seit gut zehn Jahren. Sie brachte am 1. August 2020 ihre Tochter Lena zur Welt.

Es war der pure Zufall, dass ich zu ihrer Geburtshelferin wurde und genau in dieser Nacht Dienst im Spital hatte. Gegen Abend kam meine hochschwangere Freundin ins Krankenhaus zur Kontrolle. Nina ängstigte sich, weil sie ihr Kind im Bauch nicht mehr gut spürte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon Wehen. Trotzdem ging Nina noch mit ihrem Mann essen. Danach kam sie zurück ins Spital. Ihre Fruchtblase war geplatzt.

Ich übernahm die Betreuung im Kreißsaal. Nina fühlte sich bei mir sehr sicher, weil wir eng befreundet sind. Deshalb war sie relativ entspannt. Innerhalb einer Stunde war das Kind da. Ich musste nicht eingreifen und konnte der Geburt ihren natürlichen Lauf lassen. Meine Freundin brachte ihr Kind im Beisein ihres Mannes im Stehen zur Welt. Lena wurde in meine Hände geboren. Es war sehr ergreifend und ein echter Gänsehautmoment. Durch dieses Erlebnis entstand zwischen Nina und mir eine noch tiefere Nähe. Wenn man etwas so Intimes wie eine Geburt teilt, verbindet, einen das für immer. Schön ist auch, dass ich Lena beim Heranwachsen zusehen kann, diesem Kind, das ich von Anfang an in den Händen hielt. Nina selbst erinnert sich gerne an diese Geburt. Sie ist der Meinung, dass es eine Traumgeburt war. Diese würde sie jeder werdenden Mutter wünschen.”
