Literarische Einblicke in das Sterben

Menschen / 13.05.2025 • 14:26 Uhr
gute letzte tage: Buchpräsentation der Palliativstation Hohenems
“gute letzte tage” wird am kommenden Freitag um 17 Uhr in der Kapelle der Palliativstation Kapelle in Hohenems vorgestellt. daniela egger

gute letzte tage: Buchpräsentation der Palliativstation Hohenems

Hohenems Acht Autorinnen und Autoren führten über ein Jahr lang Gespräche mit Patientinnen und Patienten der Palliativstation im LKH Hohenems – sie alle hatten das Bedürfnis zu erzählen und waren einverstanden mit der Publikation ihrer Geschichten. Manche von ihnen können die Buch-Präsentation mit wieder hergestellten oder zumindest stabilen körperlichen Kräften erleben, die meisten der Gesprächspartner sind allerdings in der Zwischenzeit verstorben.

Auf die Palliativstation in Hohenems kommen im Normalfall nur Menschen aus dem Umfeld der Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzten sowie Personal aus Betreuung und Pflege. Für die Autorinnen und Autoren was das erste Betreten der Station meist verbunden mit Ängsten oder zumindest Unsicherheiten, die aber in der Begegnung mit Erzählenden schnell verschwanden. Das lag sicher auch an der Atmosphäre auf der Station, wo immer alles sein darf, wie es ist und wo man versucht, möglichst allen Bedürfnissen nachzukommen. Die Gespräche drehten sich um die Lebensgeschichten und Erfahrungen der Patienten, sie brachten auch ihre Gesprächspartner, die Autorinnen und Autoren, mit den eigenen, wesentlichen Fragen in Kontakt. Die von Dr. Otto Gehmacher angeregte Publikation zeigt eine große Vielfalt auf, der Blick auf den Alltag der Palliativstation nimmt einen wichtigen Teil ein, die Lebensgeschichten, die Gedanken und der unterschiedliche Umgang mit Krankheit oder dem Sterben steht im Vordergrund. Die Gespräche und Geschichten sind so individuell wie es die Lebensläufe der Menschen sind. Manche blicken voller Dankbarkeit auf ihr gelebtes, gutes Leben, andere stecken noch mitten in der Planung nächster Schritte, auch wenn der Körper bereits müde und geschwächt ist. Der Fotograf Gerhard Klocker hat Gegenstände festgehalten, die eine Geschichte innerhalb der Geschichten erzählen, einfach weil sie noch Bedeutung haben.

Mit diesem Text beginnt das Buch voller Lebensgeschichten, so endet das Leben des Erzählers John Gillard, und so bleiben seine Gedanken und Sätze erhalten: “Er sitzt mit dem Telefon am Ohr im Eingangsbereich, es wirkt, als wäre er ein Besucher, der noch schnell etwas Geschäftliches erledigen muss, bevor er eines der Patientenzimmer betritt. John Gillard plant ein Konzert, wie er es die letzten Jahrzehnte immer gemacht hat. Als wir uns begrüßen, stehen auch gleich zwei weitere Menschen neben uns und bedanken sich herzlich bei ihm für ein berührendes Erlebnis, das er ermöglicht hat. Sie sprechen von einem Hauskonzert, das wohl erst ein paar Tage her ist. Ein Abschiedskonzert, höre ich sie sagen. Gemeinsam mit Frau und Tochter hat er für einen Patienten gespielt, jemand, den er hier auf der Station kennenlernte. Wunderschön sei es gewesen, versichern die beiden und strahlen ihn an, den großen, sehr schlanken Musiker, der sicher und ruhig neben mir steht. Wieder wirkt er wie jemand, der gerade auf dem Weg zum nächsten Bühnenauftritt ist und sich noch Zeit nimmt, mit seinen Fans zu plaudern. Die Freude über deren Begeisterung ist ihm anzusehen. Er ist 76 Jahre alt, dass er derzeit Patient auf der Station ist, ist ihm nicht anzusehen”.

Das Buch wird am kommenden Freitag um 17 Uhr in der Kapelle der Palliativstation Kapelle in Hohenems vorgestellt. Es lesen Gabriele Bösch, Jürgen Thomas Ernst, Wolfgang Mörth und Daniela Egger. Andreas Paragioudakis bringt mediterrane Klänge mit, im Anschluss an die Veranstaltung wird zu einer Agape eingeladen, der Eintritt ist frei.

Buchpräsentation „gute letzte tage“

Freitag, 16. Mai, 17 Uhr
Palliativstation Kapelle, 3. OG, Hohenems
Es lesen Gabriele Bösch, Jürgen Thomas Ernst, Wolfgang Mörth und Daniela Egger.
Andreas Paragioudakis bringt mediterrane Klänge mit, im Anschluss an die Veranstaltung wird zu einer Agape eingeladen, der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird gebeten:
caroline.mathes-fedra@lkhh.at