Dem Schmerz hilflos ausgeliefert

Diana Egger (50) hat eine schwere Behinderung. Trotzdem ist sie als Trafikantin erfolgreich.
Bregenz Schmerzen gehören zum Alltag von Diana Egger (50). Die gebürtige Bludenzerin kam mit einer Fehlbildung der Wirbelsäule zur Welt. Als Folge davon litt Diana unter Wirbelgleiten. Diese Diagnose erhielt sie aber erst nach unzähligen Arztbesuchen und nach der Geburt ihrer Tochter Mali im Jahr 2010.
Die ersten großen Probleme traten auf, als Diana zehn Jahre alt war. “Die Ärzte wollten mich am Rücken operieren, aber meine Mutter meinte, dass ich noch zu jung für eine OP sei.” Dank viel Sport überwand das Mädchen diesen gesundheitlichen Zwischenfall. “Ich merkte, dass mir der Sport half.”
Mit 32 Jahren machte sich ihr Rücken erneut schmerzhaft bemerkbar. “Ich hatte extreme Schmerzen und konnte nicht mehr gehen.” Die gelernte Kellnerin musste ihren Job als Zustellfahrerin aufgeben. Aber mit viel Sport – Joggen, Radfahren und Yoga – gelang es ihr, wieder arbeitsfähig zu werden.
Mit 36 wurde Diana schwanger. Und wieder plagten sie starke Rückenschmerzen. Nach der Geburt bestand sie auf einer Röntgenaufnahme. “Die Wirbel waren verschoben, die Bandscheiben komplett weg – kein Wunder, dass ich solche Schmerzen hatte.” Jetzt stand eine Wirbelsäulenversteifung im Raum. “Aber ich wollte mich nicht operieren lassen, weil meine Tochter noch ein Baby war.”
Die Schmerzen zermürbten sie
Die nächsten fünf Jahre waren für Diana die Hölle. Vor lauter Schmerzen war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. “Ich konnte nicht mehr arbeiten und nicht mehr schlafen.” Die Schmerzen zermürbten sie. “Man ist hilflos und ohnmächtig.” Nach langem Leiden war sie bereit, sich operieren zu lassen. “Man setzte mir Implantate, sogenannte Cages, ein.” Die Ärzte versprachen ihr eine Linderung des Leidens. “Nach dem Eingriff war für sie ein halbes Jahr Liegen angesagt. Außerdem musste ich ein Metallkorsett tragen.” Die Schmerzen waren jetzt aushaltbar und nicht mehr so stark. “Mir ging es besser. Ich konnte wieder arbeiten.”

Ab dem Jahr 2017 führte Diana, die mit einem Behindertengrad von 80 als schwer beeinträchtigt gilt, mit Engagement die Trafik am Hafen von Bregenz. Ohne Ruhetag stemmte sie Woche für Woche den Betrieb. Selbst an Feiertagen arbeitete die Trafikantin. “Ich bin mental stark. Aber ohne die Hilfe meiner Familie und meines Teams hätte ich das nicht geschafft.” Denn ihr Rücken ist eine Baustelle und bereitet ihr chronische Beschwerden. “Wenn es ganz schlimm ist, muss ich mich hinlegen.”
Vor Kurzem übersiedelte sie mit ihrer Trafik in die Bahnhofstraße in Bregenz, denn der Tabakladen am Hafen muss einer Unterführung weichen. “Jetzt arbeite ich nur noch sechs Tage. Am Sonntag haben wir geschlossen. Das ist ein Stück Lebensqualität.” Die 50-jährige Wahlmeiningerin, die derzeit auch noch einen Kiosk in Rankweil betreibt, hofft, dass sie bis zur Pensionierung arbeiten kann. “Ich bin mit Leib und Seele Trafikantin. Es ist ein Privileg, wenn man einer Arbeit nachgehen und man für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen kann.”