“Bin mit Wagner noch nicht fertig”

Menschen / 31.07.2025 • 14:41 Uhr
"Bin mit Wagner noch nicht fertig"
Die Ring-Inszenierung von Valentin Schwarz hatte bei großen Teilen des Publikums einen wahren Proteststurm hervorgerufen. APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Regisseur Valentin Schwarz bleibt nach Bayreuther Zuschauer-Groll gelassen


Bayreuth Dem österreichischen Regisseur Valentin Schwarz konnte die Kritik an seinem Bayreuther “Ring des Nibelungen” nicht viel anhaben. “Ich bin mit einem dicken Fell nach Bayreuth gereist und durchlöchert wurde es durch nichts und niemanden. Im Gegenteil hat jedes Jahr die Lust bei mir zugenommen, wieder hierherzukommen – ganz ohne Bauchgrummeln”, sagte der 36-Jährige vor der Premiere seiner “Götterdämmerung”. Schwarz’ Inszenierung hatte mit coronabedingter Verspätung um zwei Jahre 2022 Premiere gefeiert, heuer ist sie letztmalig zu sehen. Bei ihrer Premiere hatte seine Inszenierung von Richard Wagners Vierteiler bei großen Teilen des Publikums einen wahren Proteststurm hervorgerufen. Die Produktion wurde als “Netflix-Ring” bekannt, weil Schwarz die vierteilige Oper als eine Art Drama-Serie inszeniert und seine eher sehr menschlichen als gottgleichen Figuren mit Hintergrund-Geschichten ausstattete. “Wie in jeder Beziehung gab es auch beim Inszenieren des “Ring” Höhen und Tiefen. Ich vergleiche es gerne mit den Kindern, die eine wichtige Rolle in meiner Inszenierung spielen und die viele Sommer ihrer Kindheit hier verbracht haben. An ihnen sieht man, wie die Inszenierung mit den Jahren mitgewachsen ist. Es gab verschiedene Phasen der Entwicklung und nun werden die Ideen der Inszenierung – wie die Kinder – flügge”, sagte Schwarz.

Das liege auch an großen gesellschaftlichen Umbrüchen. “Die Welt ist nicht ruhiger geworden. Und daran, wie wir auf unsere Gegenwart schauen, sieht man auch, wie sich die Antwort auf die Frage verändert, was wir von einem “Ring” in Bayreuth erwarten. Welchen Trost, welche Hoffnung suchen wir in dieser “Ring”-Woche?”. Generationengerechtigkeit ist ein wichtiges Thema für ihn, wie Schwarz betont – und ein zentrales in seiner Inszenierung: “Ich glaube, dass die Charaktere im Laufe der Jahre immer selbstständiger geworden sind und dass sie gegen den Pessimismus und drängende Herausforderungen – wie die Weitergabe von Traumata und die Generationen(un)gerechtigkeit – immer mehr positive Zeichen der Emanzipation und der Autonomie setzen. Auch nicht zu handeln, hat ja Konsequenzen. Und jeder bekommt die Chance, seinem Schicksal zu entfliehen.” Sein Abschied vom Hügel bedeute keinen Abschied von der Auseinandersetzung mit dem Komponisten: “Ich bin mit Wagner noch nicht fertig. In seinen Werken gibt es so viel zu entdecken und zu erleben”, sagte er. “Diese großen Stoffe, die sind sicher nicht auserzählt. Die Lust, mich mit ihnen zu beschäftigen, die nehme ich mit nach Weimar.”