Besser geht’s nicht!

Menschen / 13.08.2025 • 14:39 Uhr
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Das Opernstudio der Festspiele ist seinem Ruf als Publikumshit gerecht geworden.BF / Karl Forster

Umjubelte „Cenerentola“- Premiere am Kornmarkt.

Bregenz „Cenerentola oder Der Triumph der Güte“ heißt Rossinis Buffo-Oper mit vollständigem Titel. Und ein Triumph war er wirklich, dieser Abend im voll besetzten Kornmarkttheater. Das Opernstudio der Festspiele, das jungen Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit gibt, sich in einer vollständigen Produktion zu bewähren, ist seinem Ruf als Publikumshit gerecht geworden. Die Figur der Cenerentola triumphiert durch ihre Herzensgüte, diese geradezu exemplarische Produktion durch musikalische Exzellenz, Geschlossenheit, Tempo, Spielfreude und fantasievollen szenischen Witz. Die britische Regisseurin Amy Lane verlegte den Schauplatz in einen Vergnügungspark, der von der Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Reid (Licht: Charlie Morgan Jones) bunt und dennoch mit einer gewissen Strenge ausgestattet wurde: mit blauen und grünen schrägen Wänden, einer aufsteigenden karierten Fläche in der Mitte und schwebenden Objekten, z. B. einer Art chinesischem Techno-Drachen mit der Aufschrift „Cenerentola“. Die farbenfrohen Kostüme, oft in grafischen Mustern, tragen trotz aller Buntheit zur Geschlossenheit des optischen Eindrucks bei. Der Prinzenberater Alidoro ist hier ein alter Zauberer, der die Zeit anhalten kann und die Figuren manchmal zu lebenden Bildern erstarren lässt, der falsche Ramiro reitet auf einem Karussellpferd mit Hörnern aus umgekehrten Eistüten ein. Fabelhaft und bis ins Kleinste durchdacht ist die Bewegungsregie von Tim Clayton. Der größte Pluspunkt ist aber, dass es Lane gelungen ist, die Regie ganz aus der Partitur zu entwickeln. Eine solche Kongruenz von Musik und Bühnengeschehen erlebt man selten.

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BF / Karl Forster Das Publikum feierte die Produktion mit frenetischen Standing Ovations.

Das Sängerensemble hat die Erwartungen stimmlich und darstellerisch mehr als erfüllt, die man schon im Frühling nach der Meisterklasse hegen konnte: Aitana Sanz und Anja Mittermüller mit ihren biegsamen Organen als bösartige, schmeichelnde, aber auch kreischende Schwestern Clorinda und Tisbe, Josef Jeongmeen Ahn als komödiantischer Diener Dandini, Ferhat Baday als stimmgewaltiger versoffener Patriarch Don Magnifico und Lobel Barun als gütiger Alidoro. Aaron Godfrey-Mayes als Don Ramiro glänzte in den Belcanto-Schwelgereien seiner Partie, Jingjing Xu als Cenerentola meisterte ihren Part souverän: Mit seelenvoll leuchtendem Mezzo in den lyrischen Partien und strahlender Kraft und akrobatischer Geschmeidigkeit in den Koloraturen. Ihr gelang es auch, Cenerentola nicht als Opfer, sondern als trotz aller Erniedrigungen selbstbewusste junge Frau zu gestalten, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Nicht nur einzeln, auch in den vertrackten Schnellsprechwettbewerb-Ensembles bewährte sich das Ensemble. Der sechsköpfige Männerchor, der oft auch szenisch im Einsatz war, zum Beispiel im Regenschirmballett bei der Gewitterszene, komplettierte den exzellenten Eindruck.

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BF / Karl Forster “La Cenerentola” im Theater am Kornmarkt.

Musikalisch lag die Produktion beim finnischen Dirigenten Kaapo Ijas in den besten Händen: Er schlug schon in der Ouvertüre das nötige frische Tempo an, entwickelte die Steigerungen organisch und beherrschte überhaupt den leichtfüßigen, aber auf äußerster Präzision beruhenden Buffo-Stil Rossinis perfekt. Das Symphonieorchester Vorarlberg folgte ihm mit bewundernswert spritzigen Streichern, wendigen Holzbläsern und nie zu lautem Blech. Hoffentlich reicht die Magie dieser „Cenerentola“ so weit, dass Intendantin Lilli Paasikivi das Opernstudio vor dem Sparstift der Festspiele bewahrt! Das Publikum dankte mit frenetischen Standing Ovations.

Ulrike Längle