Monika Helfer: „Reime passen nicht zu mir.“

Kultur / 08.10.2025 • 13:47 Uhr
Monika Helfer: „Reime passen nicht zu mir.“
Monika Helfer: “Meine Gedichte sind flattrig, wie ich flattrig bin”. APA/BENEDIKT LOEBELL

VN-Interview über ihr neues Buch „Bitte schick mir eine Droge“.

Hohenems Mit „Bitte schick mir eine Droge“ veröffentlicht die Vorarlbergerin Monika Helfer ihren ersten Gedichtband. Ihre Gedichte blühen regelrecht, können aber auch einen Schauer bereiten. Monika Helfer im Gespräch.

Zum von Ihnen gestalteten Cover: Spricht hier die eine Monika Helfer zur anderen?

Das ist ein Bild nach einem Foto gemalt: Meine Tochter Undine und ich: Wir machen Spaß.

Ich kann mir bildhaft Ihren alten Mantel aus rotem Samt vorstellen. Wie oft erkennen Sie sich in Ihren Gedichten wieder?

In den Gedichten komm ich nur im Nebel vor.

Sind Gedichte ein Nebenprodukt, die man neben einer Romanarbeit z.B. vor dem Schlafengehen oder am Morgen schreibt?

Gedichte sind kein Nebenprodukt – ich möchte überhaupt keine Nebenprodukte schreiben.

Wessen Gedichte schätzen Sie?

Gedichte von Friederike Mayröcker, Emily Dickinson. Robert Frost … es gibt so viele gute. Gedichte muss man meines Achtens nicht verstehen, man muss sie erfühlen. Man sollte Gedichte nicht verstehen wollen. Entweder man ist ein Gedichteleser oder nicht.

Wie entsteht ein Gedicht von Ihnen?

Mir fällt ein Wort ein, ich höre ein Wort sagen und weiß, das könnte in ein Gedicht passen. Ich hülle das Wort in einen Mantel ein – so könnte ein Gedicht entstehen.

Ihre Gedichte sind flatterig, wie ein interessanter Schmetterling. Ist Ihnen das bewusst?

Meine Gedichte sind flattrig, wie ich flattrig bin.

Warum verzichten Sie auf den Reim?

Reime passen nicht zu mir.

Wie kommen Sie zu ihren Gedichte-Titeln?

Manchmal nehme ich eine Gedichtzeile als Titel.

Die Farbe Blau kommt öfter in Ihren Gedichten vor als andere Farben. Rot kommt danach. Ist Ihnen das aufgefallen?

Die Farbe Blau ist Melancholie. Die Farbe Rot ist für mich: Blut, Feuer und Gefahr.

Träume spielen in ihren Gedichten eine gewisse Rolle. Können Sie sich an Ihren letzten Traum erinnern?

Träume in Gedichten werden überschätzt, oft sind es Gedankenspiele.

Nach bestimmten Gedichten, z.B. „Geister“, bleibt ein gewisses Unbehagen, wie bei Poe. Man fühlt sich auf die eigene Existenz zurückgeworfen. Man muss einen Tee trinken oder Wein. Überrascht Sie das?

Am schwersten für mich ist, ein heiteres Gedicht zu schreiben.

Sie zitieren Horvath. Haben Sie zu ihm einen Bezug?

Horvath liebe ich, weil er die Menschen ins Herz trifft

Am Ende der Straße gibt es Hotdogs zum halben Preis. Sie spielen sich auch mit Banalitäten und Alltag, oder?

Dinge des Alltags verwende ich gern in Gedichten.

Für Gedichte scheint der Tod ein wichtigeres Thema als die Geburt zu sein. Warum eigentlich?

Der Tod macht sich gut in Gedichten.

Martin G. Wanko