Andrews Ausschweifungen vom Volk bezahlt

Menschen / HEUTE • 08:00 Uhr
Andrews Ausschweifungen vom Volk bezahlt
Adeslexpertin Lisbeth Bischoff über Adelige, die in der Vergangenheit ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind. apa, schossmann

Auf Dienstreise ließ er 40 Prostituierte in die Nobelherberge bringen.

Schwarzach Doch schon in der Vergangenheit wussten die Adeligen, ihre moralischen Grenzen auszuloten. Der älteste Sohn der österreichischen Regentin Maria Theresia und deren Gemahl, Großherzog Franz Stephan von Lothringen, schrieb Geschichte. Dokumentiert ist ein amouröses Abenteuer von Kaiser Joseph dem Zweiten (1741–1790) durch die Inschrift “Durch dieses Thor im Bogen, ist Kaiser Joseph der zweite geflogen”. Dieser Spruch stammt vom Besuch des Kaisers 1778 im damaligen Gasthaus “Zum sechsbeinigen Löwen” am Wiener Spittelberg. Während der Ehe mit seiner zweiten Frau Maria Josepha, die er angeblich nie berührt haben soll, war er gerne in der Vorstadt am Spittelberg unterwegs, wo Vertreterinnen der käuflichen Liebe auf Kundschaft warteten. Eines Nachts soll Kaiser Joseph in besagtem Wirtshaus eingekehrt sein. Die einen sagen, der Kaiser wollte den übel beleumundeten Ort nur inspizieren, andere meinen, er hätte die Dienste einer Dirne in Anspruch genommen, sich dann aber zu zahlen geweigert. Jedenfalls seien Majestät am Kragen gepackt und vor die Tür gesetzt worden.

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Erzherzog Ludwig Viktor, der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, genannt Luziwuzi, lebte seine homosexuellen Neigungen für damalige Verhältnisse offen aus. Im Zentralbad, wie das “Kaiserbründl”, Wiens ältestes und vornehmstes Bade-Etablissement, früher hieß, war Luziwuzi oft Gast. Als er sich einem kaiserlichen Offizier näherte, kam es zu einem Handgemenge, Ludwig Victor bekam ein blaues Auge. Nach dieser Badestubenaffäre wurde er entmündigt, nach Salzburg verbannt und durfte bis zu seinem Tod – 30 Jahre später – nicht mehr an den Wiener Hof. Erzherzog Otto, kolportiert als schönster Habsburger, den die Monarchie je gesehen hat, lieferte ausreichend Gesprächsstoff. Angehörige des Kaiserhauses und des hohen Adels verlustierten sich in sogenannten “Chambres séparées” der Luxushotels wie im Wiener “Sacher”. Bei einem seiner Trinkgelage sperrten ihn seine Freunde im Séparée ein, worauf Otto mit Bitten und Flehen gegen die Tür hämmerte. Pikant an der Sache war nicht die Ausschweifung an sich, sondern die Tatsache, dass Otto offenbar mit nichts anderem als einem Säbel und gerüchteweise noch mit weißen Handschuhen bekleidet gewesen sein dürfte.

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn