Theresia Tien: Zwischen Trauer und Neuanfang

Menschen / 10.11.2025 • 14:21 Uhr
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Das Foto zeigt Mutter und Sohn bei einem gemeinsamen Urlaub in Spanien. privat

Vom Abgrund der Trauer zu neuem Lebensmut: Nach dem Tod ihres Sohnes Arno hat sich Theresia Tien langsam ins Leben zurückgekämpft.

Bregenz In den vergangenen paar Jahren ging es Theresia Tien (heute 59) paradiesisch gut. “Ich ging mit einem Lächeln durchs Leben.” Das änderte sich am 10. April 2025 jedoch schlagartig. An diesem Tag kam ihr 33-jähriger Sohn Arno beim Paragleiten ums Leben. “Sein Tod hat mich in einen Abgrund gerissen.” Theresia war wie in einer Schockstarre.

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Theresia Tien mit ihrem kleinen Sohn Arno.

“Die ersten paar Wochen nach seinem Tod war ich wie ferngesteuert. Mein Körper war von dem enormen Stress und von den Ängsten so mitgenommen, dass ich mich wie gelähmt fühlte.” Der Verlustschmerz war so überwältigend, dass er sie fast zerbrach. Sie wusste nicht, wie sie ohne Arno weiterleben sollte. “Es gab Momente, da wollte ich ihm nachsterben.” Panikattacken und Angst beherrschten nun den Alltag der dreifachen Mutter. “Ich hatte Angst, dass wieder etwas Furchtbares passieren könnte, dass ein weiteres Familienmitglied tödlich verunglücken könnte.”

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Sie waren ein Herz und eine Seele: Theresia und ihr Sohn Arno.

Die gebürtige Vietnamesin, die 1995 nach Vorarlberg kam, ließ sich von einem Psychotherapeuten helfen. “Ohne fachliche Hilfe hätte ich Arnos Tod nicht überlebt.” Die Bregenzerin nimmt auch regelmäßig an den Treffen der Selbsthilfegruppe “Verwaiste Eltern” in Dornbirn teil. Die Gruppe ist zu einem wichtigen Anker für sie geworden. “Es hilft mir, den Schmerz mit anderen zu teilen und zu sehen, dass es auch anderen so geht wie mir.” Hier lernte Theresia Mütter kennen, die schon länger im Trauerverarbeitungsprozess sind. Durch sie gewann sie die Erkenntnis: “Es wird zwar nie wieder gut. Aber es wird irgendwann anders gut.”

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Theresia und Arno unternahmen zusammen viel.

Inzwischen hat sie wieder zu ihrer Kraft gefunden. Nun sind auch wieder längere Spaziergänge möglich. “Es gibt jetzt immer mehr Auszeiten von der Trauer.” Vor ein paar Wochen hat Theresia angefangen zu skaten – mit dem Skateboard ihres Sohnes. “Mary bringt es mir bei.” Mary war die Freundin von Arno. Sie hätten im nächsten Jahr geheiratet. Theresias Sohn liebte nicht nur das Fliegen und Surfen, sondern auch das Skaten.”Skaten ist für mich die beste Möglichkeit, mit meinem verstorbenen Sohn in Verbindung zu bleiben. Auf seinem Board fühle ich mich ihm nahe”, sagt Theresia. Ein zaghaftes Lächeln umspielt jetzt ihren Mund. “Arno hat gern gelebt. Er nutzte die Zeit, um Dinge zu tun, die ihm Spaß machten.” Der junge Bregenzer mochte aber auch seinen Beruf. “Arno war Ingenieur bei den VKW.”

verwaiste Eltern

Die Selbsthilfegruppe “Verwaiste Eltern” trifft sich jeden 3. Mittwoch im Monat um 19 Uhr in Dornbirn, Schlachthausstraße 7C/1. OG.

Am Dienstag, 11. November, findet in der Pfarrkirche St. Konrad in Hohenems eine Gedenkmesse für verstorbene Kinder statt (ab 19 Uhr).

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