“Man kommt an eigene Grenzen – körperlich und psychisch” – Susannahs Weg zur Soldatin

Wie Susannah Gabriel mit Disziplin, Selbstreflexion und Kameradschaft zur Grundwehrdienerin des Jahres 2025 wurde
Von Silja Dietrich
Bludesch Sie hat sich nicht für den einfachsten Weg entschieden, sondern für den, der sie fordert, formt und wachsen lässt. Als Grundwehrdienerin des Jahres 2025 zeigt Susannah Gabriel, was möglich ist, wenn man sich selbst herausfordert und über gesellschaftliche Erwartungen hinausdenkt. Ihre Auszeichnung trägt sie mit Stolz und großer Bescheidenheit – das Ergebnis voller Überlegungen, Umwege und persönlicher Entwicklung.

Vom Hörsaal zur Kaserne
Nach der Matura begann Susannah ein Geografiestudium in Innsbruck, merkte jedoch bald, dass sie beruflich andere Wege einschlagen wollte. Das Bundesheer bot ihr die Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen und gleichzeitig sportlich aktiv zu bleiben. “Wenn ich es jetzt nicht mache, dann werde ich es nicht mehr machen”, war schließlich der entscheidende Gedanke.

Mit einem Vater als Polizist und einer Mutter als Krankenschwester war Susannah von klein auf mit Berufen vertraut, die Verantwortung und Einsatz verlangen. Das Heer erschien ihr als idealer Mittelweg, um sich auszuprobieren und ihre Interessen zu vereinen.
Sportlich, neugierig und bereit für Neues
Sport war immer ein wichtiger Teil ihres Lebens. Die körperlichen Herausforderungen und die Bewegung im Alltag machten den Wehrdienst für sie besonders attraktiv. Ihre Entscheidung stieß auf gemischte Reaktionen – von Überraschung bis zu großer Unterstützung. “Im Endeffekt war klar, ich soll einfach das machen, was für mich passt”, sagt Susannah.

Derzeit absolviert sie die Kaderanwärterausbildung, den ersten Schritt zur Unteroffizierin. Ob Unterricht oder Gefechtsdienst – jeder Tag bringt neue Herausforderungen. “Manchmal ist der Dienstplan nur eine grobe Orientierung”, sagt sie. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind gefragt.
Die Auszeichnung: Stolz und Verantwortung
Die Auszeichnung bedeutet Susannah Gabriel viel – vor allem als Zeichen der Anerkennung durch ihre Kompanie. “Ich freue mich natürlich”, sagt sie, “aber ich sehe sie eher repräsentativ für viele, die ebenso viel geleistet haben.” Besonders auf Bundesebene sei es wichtig zu zeigen, dass auch Frauen beim Bundesheer Großes leisten und ihren Platz mit Überzeugung einnehmen.

Respekt statt Vorurteil
Vorurteile unter den Rekruten im Grundwehrdienst? Kaum. “Meistens war der Umgang mit mir respektvoller als untereinander”, sagt sie. Ihr Alter – sie war beim Einrücken bereits 23 – habe ihr geholfen, sich nicht ständig beweisen zu müssen. “Ich konnte auch mal einen Schritt zurückgehen und sagen: Macht das unter euch aus.”

Der Grundwehrdienst war nicht nur körperlich fordernd, sondern hat auch ihr Selbstbild verändert. “Man kommt an eigene Grenzen – körperlich und psychisch. Und man lernt sich selbst besser kennen.” Für Susannah ist das Bundesheer ein Ort der Erfahrung: Wie reagiert man, wenn es unbequem wird? Was steckt wirklich in einem?
Ein Appell an junge Frauen
Auf die Frage, ob sie sich mehr Frauen beim Bundesheer wünscht, antwortet Susannah differenziert: Jungen Frauen rät sie, sich selbst ein Bild zu machen: “Wenn ihr die Chance habt, schaut es euch an.” Der Girls’ Day sei ein guter Einstieg, aber letztlich müsse man es selbst erleben. “Man wird ins kalte Wasser geworfen – aber genau dadurch findet man heraus, ob es zu einem passt.”

Nächste Schritte und besondere Momente
Ihr Ziel ist klar: Der Abschluss der 18 Monate langen Ausbildung zur Wachmeisterin. Ob sie in ihrer Stammkompanie bleibt oder in ein anderes Bundesland versetzt wird, lässt sie offen: “Ich habe nichts dagegen, den Rest von Österreich zu sehen, aber aktiv weg zieht es mich nicht.”
Besondere Momente gibt es viele: lange Märsche, Flussüberquerungen, körperliche Grenzen – und vor allem der Zusammenhalt. “Wenn jeder gemeinsam leidet, dann entsteht etwas Besonderes”, sagt sie.
zur person
Susannah Gabriel wurde zur Grundwehrdienerin des Jahres 2025 gekürt
Geboren 31.10.2000
Wohnort Schlins
Familienstand ledig
Beruf Bundesheer
Hobbys bouldern, klettern, laufen